Trotz ungeliebter Entscheidung: „Tragen das mit“

vo Bad Fallingbostel. Ulrich Kestermanns Arbeit ist getan. Er hat seinen Auftrag erfüllt und ein Gutachten zur Neustrukturierung des Heidekreis-Klinikums vorgelegt, über das der Kreistag abgestimmt hat. Dass es nicht die von ihm empfohlene Variante D – mit Kinderklinik in Soltau –, sondern der vor allem in der Böhmestadt heftig umstrittene Plan C geworden ist, erfreut ihn nicht. Auch die im Kreistag vorgetragene, zum Teil heftige Kritik an seiner Schlussfolgerung mit der hohen, aus Kritikersicht zu hohen Akzeptanz-Gewichtung, hat ihn nachdenklich gemacht. Für Kestermann aber kein Grund, seine Arbeit in Frage zu stellen: „Wir fangen nicht an, uns zu verteidigen“, sagte er im Pressegespräch nach der Sitzung. Dass zwei – „oder auch mehr“ – Varianten vorgeschlagen werden, sei die Regel: „Die Politik entscheidet, nicht der Gutachter.“

Es sei bei der Expertise nicht nur um die Frage C oder D gegangen, sondern auch darum, Grundlagen die Umstrukturierung zu schaffen. Zu klären gewesen sei etwa die Frage des Raumbedarfs an beiden Standorten und für beide Szenarien. „Wir wissen, dass wir jetzt mehr Raum in Soltau brauchen“, nannte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Karl-Ludwig von Danwitz einen Punkt. Sicher sei, dass dreistöckig angebaut werden muss. 3 bis 4 Jahre werde es dauern, bis der Plan C umsetzt sei. „Jetzt muss aber erstmal Ruhe reinkommen. Das muss alles sacken.“ Das gilt nicht nur für den aufgeheizten politischen Raum, sondern auch für die Stimmung im Klinikum. Da habe es in den vergangenen Wochen viel Unruhe unter den Mitarbeitern gegeben, räumte Klinikum-Geschäftsführer Norbert Jurczyk ein. Den kleinsten gemeinsamen Nenner fand Freitagabend, wenige Minuten nach der Entscheidung, Jurczyks Geschäftsführerkollege Peter Lehmen: „Es ist erst einmal positiv, dass es überhaupt eine Entscheidung gegeben hat.“ Nachdem die gefallen sei, müssten Controller und Prüfer in die zweite Reihe treten, ergänzte Jurczyk. Bei der Umsetzung seien Ärzte und Pflegepersonal gefragt: „Entscheidend ist, dass wir das alle gemeinsam tragen.“

So sieht es auch Dieter Möhrmann, der klarer Befürworter der gescheiterten Variante D gewesen war und auch bei der zweiten Abstimmung gegen den dann beschlossenen Plan C votiert hatte. Für den SPD-Fraktionschef ist das Umschwenken vom ersten Gutachtervorschlag – „das Nonplusultra“ – auf Plan B, bei dem erstmals vom Abzug der Kinderklinik aus Soltau die Rede war, nicht nachvollziehbar. Dies hatte in Soltau zu erbitterten Protesten mit 20 000 Unterschriften geführt. Konsequenz war ein erneutes Gutachten mit den beiden Varianten C und D – mit bekanntem Ausgang. Auch wenn seine Fraktion mit großer Mehrheit die andere Variante favorisiert hatte, steht die Kreistags-SPD nach Aussage ihres Sprechers hinter dem jetzt beschlossenen Plan C: „Wir tragen das mit.“

Restlos bedient waren die Soltauer CDU-Abgeordneten Friedhelm Eggers (links) und Norbert Harms nach der Kreistagssitzung.

Restlos bedient waren die Soltauer CDU-Abgeordneten Friedhelm Eggers (links) und Norbert Harms nach der Kreistagssitzung.

Nachdenkliche Mienen nach der turbulenten Kreistagssitzung (von links): Gutachter Ulrich Kestermann, die Klinikum-Aufsichtsratsmitglieder Dr. Christopher Schmidt, Dr. Karl-Ludwig von Danwitz, Karin Fedderke, Dieter Möhrmann und Hermann Norden sowie …

Nachdenkliche Mienen nach der turbulenten Kreistagssitzung (von links): Gutachter Ulrich Kestermann, die Klinikum-Aufsichtsratsmitglieder Dr. Christopher Schmidt, Dr. Karl-Ludwig von Danwitz, Karin Fedderke, Dieter Möhrmann und Hermann Norden sowie Geschäftsführer Norbert Jurczyk. Fotos: vo