„Wir brauchen Klarheit“
Der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Falko Mohrs (Mitte, vorne), kommt zu einer Gesprächsrunde in die VHS Heidekreis . Es nahmen teil für die VHS Dr. Katharina Rogge-Balke (vorne links), Elke Dettmer (hintere Reihe von links), Stine Dehnke, Silke Huster und Laura Oertgen sowie seitens des Landkreises Landrat Jens Grote (mittlere Reihe von links), seine Stellvertreterinnen Tatjana Bautsch und Claudia Schiesgeries sowie Sebastian Zinke (vorne rechts). Foto cl
Der niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur Falko Mohrs besuchte die Volkshochschule (VHS) Heidekreis in Walsrode, um mit der Leitung über für sie herausfordernde Themen wie Freiberuflichkeit, Mittelkürzungen oder Verwaltungsvereinfachungen zu sprechen. Neben dem Minister beteiligten sich auch Landrat Jens Grote und Landtagsabgeordneter Sebastian Zinke am Hintergrundgespräch.
Nach dem sogenannten „Herrenberg-Urteil“ entbrannte bundesweit eine Debatte über Freiberuflichkeit im Bereich Schule. Auch die VHS betrifft das Thema, da neben den 150 festangestellten Lehrkräften noch um die 250 Dozierende beschäftigt werden. „Wir brauchen Klarheit“, fordert Grote von der Politik. Die VHS könne es sich nicht leisten, auf die Freiberuflichen zu verzichten, weil ansonsten viele der Projekte der Bildungsanstalt nicht realisiert werden könnten. Allein 4500 Teilnehmer hatten Kurse im Bereich Kultur und Gesundheit im vergangenen Jahr belegt. Damit der Zugang weiter leicht zugänglich bleibt, sollen sie nicht zu teuer werden. „Die Kurse sind wichtig für das Miteinander, das Zusammenleben und die Erfahrungen daraus“, betonte Landrat Grote. Minister Mohrs fügte hinzu: „Es ist beeindruckend, was Sie hier leisten und auf welchem Niveau. Das ist ein Bildungsbereich, der oft unterschätzt wird.“
„Fachkräfte- Mangel sorgt auf Dauer für das Einstellen von Angeboten“ Jens Grote Landrat des Heidekreises
Einen weiteren Diskussionspunkt stellte die Bürokratie dar. „Wir machen uns die Arbeit schwer“, beklagte Dr. Katharina Rogge-Balke, Geschäftsführerin der VHS. Es gebe zu viele Vorschriften und geforderte Qualifikationen für Angestellte. So wären Maßnahmen wie das Herabsetzen der Mindestanzahl auf fünf Personen, um einen Kurs durchführen zu können, schon hilfreich. Grote stimmte Rogge-Balke zu: „Qualifikation schön und gut, aber der Fachkräftemangel sorgt auf Dauer für das Einstellen von Angeboten.“ Auch die Integrationskurse seien davon betroffen, bei denen die Bürokratie das Einstellen von neuen Fachkräften erschwere. Hinzu kommen massive Kürzungen seitens des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, die ebenfalls keine Hilfe seien. Dass es Handlungsbedarf gibt, sieht auch Minister Mohrs ein und sichert zu, erschwerende Abläufe oder Verfahren nach Möglichkeit aufzuzlösen. Rogge-Balke hofft darauf, dass die Landesregierung eine Novellierung des Niedersächsischen Erwachsenenbildungsgesetzes vornimmt, um Bürokratie abzubauen.
Eine weitere Herausforderung für die VHS besteht in der geringen Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit. „Ein zentrales Problem ist, dass die Menschen nicht den Weg zu uns finden“, beklagte Elke Dettmer, Qualitätsbeauftragte für Sprachen, pädagogische und soziale Qualifizierung und Grundbildung an der VHS. Vor allem Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibstörung, von denen es über 600.000 allein in Niedersachsen gebe, seien davon betroffen.
Aber von Seiten der VHS gibt es auch Positives zu vermelden. So wird noch in diesem Jahr eine neue Jugendwerkstatt in Soltau eröffnet. Insgesamt sieht Rogge-Balke die VHS gut aufgestellt: „Wir gucken optimistisch in die Zukunft.“
von Cornelius Lehnart