Der Haussegen hängt schief
Weil das Zusammenleben im neuen Dorfgemeinschaftszentrum Oerrel durch vielerlei Bestimmungen eingeschränkt ist, machen sich jetzt Bewohnerinnen und Bewohner für einen Treffpunkt im ehemaligen Sportlerheim des SV Trauen-Oerrel stark. Foto: akü
Über eine schmucke Dorfgemeinschaftsanlage verfügen die Oerreler seit April 2024. Das Zentrum kombiniert mehrere Nutzungen unter einem Dach: Die Freiwillige Feuerwehr verfügt über moderne und großzügige Räume, Sportgruppen – darunter Eintracht Munster – das Deutsche Rote Kreuz sowie der Dorfverein „Schönes Oerrel“ sollen dort ideale Bedingungen vorfinden. Auch die Kita „Zwergen-Club“ nutzt das Haus. Die Halle selbst stammt noch aus dem Jahr 1940 und war seither mehrfach umgebaut worden. Doch mittlerweile hängt der Haussegen schief, denn nach Corona und dem Krieg in der Ukraine ist nichts mehr, wie es war.
„In der Nutzungsordnung der städtischen Mehrzweckhalle ist festgelegt, dass die Verwaltung als Eigentümerin die Zugangsregeln bestimmt. Die wird im Grunde gleichrangig behandelt wie eine Schulsporthalle. Also wird in den Ferien geschlossen“, so Torsten von Scheffer, langjähriger Ortsvorsteher und Mitglied im 118 Mitglieder zählendem Verein Schönes Oerrel. Vor Ort entsteht Unmut darüber, dass die Menschen in Oerrel keine spontanen Treffen in der Halle abhalten können, wie es in einer Dorfgemeinschaftsanlage üblich und ursprünglich auch vorgesehen war, sagt Vorsitzender Werner Heidrich.
„Werner hat ja die Nutzungsordnung, da steht drin, das 14 Tage vorher angemeldet werden muss“, zitiert von Scheffer. Dieser bürokratische Vorlauf erschwere kurzfristige Treffen, beispielsweise bei schlechtem Wetter oder im Winterhalbjahr. Hinzu komme, dass die Mehrzweckhalle nur auf 18,5 Grad geheizt wird, weil sie formal als Turnhalle eingestuft sei. Vor allem ältere Menschen empfänden das bei ihren Aktivitäten als zu kühl und unangenehm, berichtet Inge Heidrich, die dort Yogastunden anbietet.
Versuche, den Schulungsraum im Gebäude für Übungsstunden zu nutzen, weil der besser beheizbar ist, scheiterten. „Die Stadtverwaltung verweist auf die geltende Regelung: Der Schulungsraum sei nicht für sportliche Aktivitäten gedacht und das Mobiliar dürfe nicht verschoben werden. Das hat mich geärgert“, fasst Heidrich zusammen. Ein Erschwernis sind Sicherheitsbestimmungen des Landes, die durch Gesetzesänderungen erst in der Bauphase für das Dorfgemeinschaftszentrum aufgetaucht sind und bestimmte Bereiche der Ortsfeuerwehr für die Allgemeinheit sperrten. Auch Parkplätze seien von diesen Bestimmungen betroffen und ständen zum größten Teil nur der Feuerwehr zur Verfügung. Heidrich betont, dass sich die Dorfbevölkerung eigentlich gut mit der Feuerwehr einigen könne, wenn die Stadt nicht ständig „als Dritte dazwischen sitzen“ würde. Anstatt die Dorfgemeinschaft zusammenzuschweißen, sei durch diese komplizierte Art des Zusammenlebens im Dorfgemeinschaftshaus eine unsichtbare Trennwand entstanden.
Ärger in der Dorfgemeinschaft spürbar
Der Ärger reicht bis in die Dorfgemeinschaftsarbeit hinein. Private Feiern würden strikt untersagt, und selbst Dorfgemeinschaftsveranstaltungen wie eine Silvesterfeier gelten zum Teil als privat. Viele Oerreler wünschen sich einen Ort, an dem sie sich bei schlechtem Wetter spontan treffen können. „Man muss gerade in einem Dorf wie Oerrel, wo es keine Gastronomie gibt, einen Raum haben, wo man sich zusammensetzen kann“, betont von Scheffer.
Doch der Verein Schönes Oerrel hat auch eine mögliche Lösung des Konflikts parat: Das ehemalige Vereinsheim des Sportvereins Oerrel, das nach der Zusammenlegung der Munsteraner Sportvereine aufgelöst werden soll, könnte künftig als Dorfgemeinschaftsanlage dienen. Ein Gesprächstermin mit Bürgermeister Ulf-Marcus Grube zum Thema Nachutzung Sportlerheim ist für Dienstag, 25. März, angesetzt. Die Oerreler erwarten ein Angebot zur Unterstützung von der Stadt, da sie im Endeffekt kein Dorfgemeinschaftshaus bekommen haben. Trotz der vielen Arbeitsstunden und finanzieller Mittel, die einige Oerreler Bürgerinnen und Bürger bereits in das Vereinsheim hineingesteckt hätten, solle das Gebäude auch weiterhin im Besitz der Stadt bleiben. akü