Zwischen Kritik und tollem Erfolg

Obwohl DJ Felix Jaehn und The Chainsmokers beim Festival im Heide-Park nicht auftreten, gibt es Ersatz und auch gute Stimmung bis zum geplanten Ende. Dennoch ist der Frust bei einigen Fans noch immer groß. Foto: uh

Zufrieden ist der Heide-Park in Soltau mit dem Festival-Wochenende Ende August/Anfang September. Bei bestem Wetter und toller Stimmung im Park habe man 20000 Gäste begrüßen können. „Für das Heide-Park-Resort alles in allem ein toller Erfolg“, erklärte die Geschäftsführung auf Anfrage der Böhme-Zeitung.

Nach langer Zeit hatte der Heide-Park auf seinem Gelände wieder eine Musikveranstaltung angeboten, die erstmals sogar über mehrere Tage lief. Wobei: Veranstalter war das Freizeitunternehmen nicht selbst. Das Festival, das am Freitag begann und am Sonntag endete, wurde vom Unternehmen Highlight Production aus Dortmund umgesetzt.

Zum Veranstalter allerdings gibt es anhaltend Kritik – insbesondere in den sozialen Netzwerken wie Instagram. Mittlerweile hat sich sogar die Verbraucherzentrale Niedersachsen eingeschaltet.

Sie hat für frustrierte Fans Tipps parat, wie sie Schadensersatzansprüche gegenüber dem Veranstalter des Festivals gelten machen können. „Die Höhe der Erstattung hängt davon ab, wie sehr dein Festivalerlebnis beeinträchtigt war und wie sehr das tatsächlich Gebotene vom vertraglich Vereinbarten abgewichen ist“, schreibt die Verbraucherzentrale auf Instagram.

Spätere Nachlässe auf Ticketpreis

Tatsächlich gab es bereits vor dem Start des Festivals im Heide-Park Beschwerden von Menschen, die die mehr als 100 Euro teuren Tageskarten oder das Gesamtpaket erworben hatten. Sie klagten, dass es im späteren Verkauf Nachlässe auf die Ticketpreise gegeben hat.

In Soltau wurde beispielsweise ein „2 für 1“-Ticket angeboten. Veranstaltungsdirektor David Davood von Highlight Production hatte dazu gegenüber der Böhme-Zeitung erklärt, dass man der Region etwas Gutes tun wollte.

Frustriert sind viele Besucher allerdings vor allem, weil nicht nur ein Headliner abgesagt hatte, sondern auch noch die Band The Chainsmokers. DJ Felix Jaehn hatte seine Absage des Heide-Park-Festivals mit gesundheitlichen Schwierigkeiten begründet. Er hat aber nicht nur das Konzert in Soltau, sondern alle Shows bis auf Weiteres abgesagt.

Warum waren The Chainsmokers nicht da?

Warum die Chainsmokers nicht auf der Bühne standen, bleibt bis jetzt ungeklärt. Das amerikanische DJ- und Produktionsduo war für viele der Höhepunkt des Wochenendes in Soltau, sollte wie DJ Felix Jahn am Sonntag auftreten.

Im Netz kursiert ein Screenshot, der zeigen soll, was einer der beiden Musiker, Alex Paul, auf die Frage eines Fans antwortet, warum die Band nicht nach Soltau gekommen sei. Übersetzt läuft es darauf hinaus, dass die Veranstalter der Band mitgeteilt hätten, dass das Festival nicht stattfindet. Man habe sie gebeten, nicht zu kommen. Und dann habe das Festival doch stattgefunden, es sei eine sehr frustrierende Situation.

Keine Stellungnahme des Veranstalters

Ob der Screenshot echt ist, ist nicht verifiziert. Der Veranstalter ließ ebenfalls bei Instagram verlauten, dass die Aussage vonseiten der Chainsmokers in der Form nicht stimme. Eine Stellungnahme folge. Die fehlt aber noch immer und auch auf eine entsprechende Anfrage der Böhme-Zeitung reagierte der Veranstalter nicht.

Die Fans kritisieren zudem, dass man schon früh gewusst habe, dass die Hauptband nicht komme und man dennoch weiter damit geworben habe. „Stell dich auf die Bühne, nimm ein Micro in die Hand und sag den Zuschauern, was los ist !!!“, hatte in einem Post ein aufgebrachter Fan gefordert.

„Auch wir waren traurig über die Absage von zwei der Hauptacts, die Stimmung vor Ort an beiden Tagen war trotzdem durchgehend gut. Aus unserer Sicht hat die Glaubwürdigkeit nicht gelitten“, so der Heide-Park gegenüber der BZ.

Eintrittsticket upgraden

Zum Fakt, dass die Freizeitattraktion letztlich nicht nur für die Festival-, sondern auch sonstige Besucher geöffnet worden ist, erklärte der Park: In der ursprünglichen Planung des Festivals seien deutlich mehr Besucher auf dem Gelände vorgesehen gewesen, „daher haben wir diese Tage in unserem Jahreskalender als Schließtage für Tagesbesucher deklariert.“

Mit der Öffnung des Parks habe man so auch den Tagesgästen die Möglichkeit gegeben, ihr Tagesticket vor Ort auf den Ticketpreis des Festivals upgraden zu lassen und die Veranstaltung zu genießen. Die Wartezeiten an den Attraktionen hätten völlig normalen Zeiten an einem Sommerwochenende entsprochen.

Durchaus auch Verständnis und eine Chane auf Wiederholung

Aber es gibt nicht nur Kritik, viele Fans äußern durchaus Verständnis: „Ich denke auch, man sollte dem Veranstalter noch ’ne Chance lassen.“ Vielleicht sei das ein Beispiel dafür, was man beim nächsten Mal besser machen kann. Das Festival war etwas Neues und trotz mancher Schwierigkeiten war es „’ne tolle Sache“.

Das finden wohl auch Park und Highlight Production: Zu diesem Zeitpunkt, so die Heide-Park-Geschäftsführung, lasse sich erst einmal nur sagen, dass das Gesamtergebnis zufriedenstellend ausgefallen sei: „Park und Veranstalter würden einer Wiederholung positiv entgegensehen.“

Verbraucherzentrale: Tipps zu nicht erbrachter Leistung

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hat jetzt auf die Verärgerung der Besucher des Heide-Park-Festivals reagiert und Tipps für Geldrückforderungen zusammengefasst:

Der Einlass für Festivalbesucher wird zum Einlass für alle: Der Veranstalter bewarb das Heide-Park-Festival vorab mit Exklusivität. Der Park sollte an diesem Tag für reguläre Tagesgäste geschlossen sein und ausschließlich für Festivalbesucher geöffnet werden. Rund 18000 Menschen kauften Tagestickets für das Festival, der Preis lag bei 109,99 Euro pro Festivalkarte.

Kurzfristig öffnete der Park dann jedoch auch für Besucherinnen und Besucher ohne spezielles Festivalticket (Tagesgäste, Jahreskartenbesitzer). Diese zahlten den regulären Parkeintritt, dieser liegt etwa bei der Hälfte des Preises für die Festivaltickets.

„Aus unserer Sicht verstößt der Anbieter ganz klar gegen eine vertragliche Vereinbarung, wenn vereinbart war, dass zum Zeitpunkt des Festivals der Park exklusiv für Festivalgäste geöffnet ist. Können Sie eine solche Vereinbarung belegen – beispielsweise durch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) - haben Sie gute Chancen, einen Teil Ihres Geldes zurückzuerhalten“, so die Verbraucherzentrale.

Änderungen im Line-up – Headliner tritt nicht auf: Einer der Headliner wurde laut den Besucherinnen und Besuchern kurzfristig und ohne Begründung abgesagt. 

Der Rat der Experten: „Da es sich bei einem Headliner um eine wenig austauschbare Rolle eines Festivals handelt, sollten Sie einen Teil Ihres Geldes zurückverlangen.“

Was sollte man tun? „Wenden Sie sich schriftlich an den Veranstalter Highlight Production GmbH – nicht an den Park – und fordern Sie eine teilweise Erstattung des Eintrittspreises. Nennen Sie einen konkreten Betrag, den Sie zurückfordern. Setzen Sie dem Veranstalter eine Frist von zwei Wochen (konkretes Datum benennen). Die Höhe der Erstattung hängt davon ab, wie sehr Ihr Festivalerlebnis beeinträchtigt war. Und auch wie sehr das tatsächlich Gebotene vom vertraglich Vereinbarten abgewichen ist.“