150 Meter in die Tiefe
Hinter der Alten Schule in Schneverdingen werden die Bohrungen für Erdwärmesonden gesetzt
Dass die Alte Schule mit einem Bauzaun abgesperrt ist, ist für die Schneverdingerinnen und Schneverdinger mittlerweile ein gewohnter Anblick. Seit Anfang des Monats ist aber nun ein weiterer Bereich mitten auf dem Platz der Rathauspassage eingezäunt. In der zweiten Hälfte der ersten Septemberwoche wurde es dann erstmals laut. Der Grund: Die Firma Wendt B3 aus Munster hat begonnen, die zweiten Bohrungen für die Erdwärmepumpe der Bibliothek zu setzen.
Denn der Altbau soll nach der Komplettsanierung energetisch auf dem neuesten Stand sein. So wird der Wärme- und Kühlbedarf des Gebäudes künftig durch die regenerative Energie der Geothermie gedeckt. Die Heizenergie erzeugt dabei eine erdgekoppelte Wärmepumpe über ein Erdwärmesondenfeld als Wärmequelle. Gekühlt werden soll die Alte Schule passiv, das heißt ohne dass die Wärmepumpe zum Einsatz kommt.
Pilotsonde im März in 144 Metern Tiefe gesetzt
Der Vorteil der Energiequelle ist, dass die Temperatur das ganze Jahr hindurch konstant bleibt. Die Probebohrungen für den Geothermal-Response-Test (GRT) und eine Dimensionierung des Erdwärmesondenfeldes erfolgten im März. Die Messungen dienten dazu, festzustellen, wie viel Energie aus dem Erdreich zu erwarten ist. Die Pilotsonde wurde dazu in einer Tiefe von 144 Metern eingesetzt. Die Untergrundtemperatur beträgt dort 10 Grad Celsius. Die mittlere spezifische Wärmekapazität liegt nach Angaben der Bauverwaltung bei 2,35 Megajoule von 1 m³ Luft je Kelvin. Als thermischen Eigenschaft zeigt sie das Vermögen des Untergrundes an, Wärme zu speichern.
Der gemessene Wert verweist auf das Material im Boden: In den ersten 110 Metern haben es die Mitarbeiter von Wendt B3 mit Lehmboden zu tun. Die letzten 30 bis 40 Meter bildet Feinkies den geologischen Untergrund. Ein feuchter Boden speichert Wärme besser als trockenere Böden, so das Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie.
Die Alte Schule wird eine Heizlast von 50 Kilowatt und eine Jahreswärmemenge von 104 000 Kilowattstunde pro Hektar benötigen, gibt die Stadtverwaltung an. Für die Temperierung sind 8 Kilowatt und 6000 kWh/a Kühlmenge angegeben. Die Jahresarbeitszahl (JAZ), die Effizienz des gesamten Heizsystems über ein Jahr, wird mit 4,5 angesetzt. Damit liegt der Wert (in der Regel zwischen 3 und 5) recht hoch. Je höher dieJAZ, desto weniger Stromkosten und CO2-Emissionen entstehen.
Anderthalb Tage pro Bohrung
Nun sind ingesamt neun Bohrungen mit Durchmessern von 152 beziehungsweise 178 Millimetern geplant, die in eine Tiefe von 150 Metern reichen. Die Erdwärmesonden werden mit einem Abstand von 6,5 Metern gesetzt. Für eine Bohrung hat die Firma für Bohrtechnik im Schnitt anderthalb Tage angesetzt. Gebohrt wird mit einem kleineren Bohrgerät, da auf der Baustelle die anderen Umbauarbeiten weiterlaufen und nicht allzuviel Platz auf der Freifläche hinter der Alten Schule bleibt. Die Bohrgeräteführer arbeiten, zusätzlich zum Bohrgerät, mit einem Shaker, der mit der Bohrstelle mit zwei Schläuchen verbunden ist. Dort wird das ausgebohrte Gestein von der Spülung getrennt.
Neben dem Erdwärme-Bohrgerät liegen für eine Bohrung etwa 80 Rohre, die Stück für Stück erst in die Erde gebracht und im Anschluss wieder aus dem Erdreich rausgeholt werden. Im nächsten Schritt werden die Sonden gesetzt, bevor die Abbindearbeiten erfolgen. Wenn alles nach Plan läuft, sollen die Arbeiten bis Ende des Monats abgeschlossen sein.