BTV-3: Ein Virus auf dem Vormarsch gefährdet Rinder und Schafe

Impfung eines Schafs gegen Blauzungenkrankheit (Symbolbild). Der VNP hat seine Herden durchgeimpft. Foto: Adobe/S. Leitenberger

Im Heidekreis sind mehrere Tiere von der Blauzungenkrankheit betroffen, einige sind verendet. Die Blauzungenkrankheit vom Serotyp 3 (BTV-3) wird von Mücken auf Schafe und Rinder übertragen. Bereits im Oktober 2023 wurde laut Friedrich-Loeffler-Institut der erste Ausbruch von BTV-3 in Deutschland festgestellt. Seit Juli haben die Nachweise deutlich zugenommen – es gibt bereits mehr als 3500 Feststellungen. Im Heidekreis sind 59 Betriebe betroffen (Stand 9. September). Die Ausbreitung der Krankheit verlaufe Richtung Nord-Osten, so die Kreisverwaltung.

Impfstoff erhält vorübergend Notzulassung

Größter Schafhalter im Kreis ist der Verein Naturschutzpark (VNP) mit mehr als 5000 Heidschnucken, aufgeteilt in sechs Herden. Laut VNP-Geschäftsführer Marc Sander sind die Herden vollständig geimpft. Eine Impfung ist derzeit die einzige Möglichkeit, Tiere vor einer Erkrankung zu schützen. Allerdings sind verfügbare Impfstoffe hier noch nicht zugelassen, sodass die Anwendung dreier Impfstoffe wegen des Notstands nur vorläufig genehmigt worden ist.

Laut VNP-Schäfer Clemens Lippschus sind dennoch etliche Tiere erkrankt, die Impfung habe nicht sofort wirken können. Man bemerke die Erkrankung zuerst daran, dass ein Tier lahm sei, matt wirke und kaum noch Nahrung aufnehme. „Dann kommt es auch schnell zur Abmagerung“, berichtet der Schäfer. Es komme zur Atemnot, vor dem Maul bilde sich Schleim und Schaum, die Zunge färbe sich blau. „Wir haben rund 20 Tiere verloren“, berichtet Lippschus. Ein Kollege im Kreis Oldenburg habe bereits 800 Tiere verloren, dessen Existenz sei bedroht, sagt der VNP-Angestellte.

Agrarpolitiker wollen für Entschädigung Rechtslage in den Blick nehmen

Im Landtag hat die AfD eine Antrag zur Unterstützung der Tierhalter eingebracht. Die Tierseuchenkasse entschädige den Verlust von Tieren durch Viruserkrankungen nur dann, wenn eine behördliche Tötungsanordnung vorliege, um die Seuche einzudämmen. Da BTV-3 aber durch Gnitzen übertragen werde, gebe es diese Anordnungen nicht. „Mit Entschädigungen auf dieser Grundlage ist aktuell nicht zu rechnen“, so Alfred Dannenberg, Landtagsabgeordneter aus dem Heidekreis. Eine ähnliche Position nimmt die CDU ein: Es gelte, „angesichts der großen Belastung der Tierhalter, Härtefelle zu prüfen und auch eine rechtliche Grundlage zu schaffen, dass Beihilfen nicht ausschließlich aus Tierhalterbeiträgen finanziert werden müssen“, so Marco Mohrmann, agrarpolitischer Sprecher der Union im Landtag.

Die Fraktion der Grünen verweist darauf, dass die Tierseuchenkasse des Landes „eine Härtebeihilfe zur Impfung von Schafen und Ziegen gegen BTV-3 in Höhe von maximal drei Euro je Tier“ gewähre. „In jeden Fall ist es nötig, sich gut auf das kommende Jahr vorzubereiten“, sieht auch Pascal Leddin, agrarpolitischer Sprecher der Partei, Handlungsbedarf.

Gnitzen sind Überträger

Die Blauzungenkrankheit ist eine virusbedingte, hauptsächlich akut verlaufende Krankheit der Wiederkäuer wie Rinder, Schafe aber auch Ziegen. Krankheitssymptome sind Hautveränderungen im Maulbereich, Rückgang der Milchleistung und gestörtes Allgemeinbefinden. Das Virus wird nicht direkt von Tier zu Tier übertragen, sondern über Mücken der Gattung „Culicoides“, sogenannte Gnitzen. Daher tritt die Seuche saisonal gehäuft in der warmen Jahreszeit auf. Der Erreger der Blauzungenkrankheit ist für den Menschen ungefährlich.