„Das ist ein Thema, auf das die Welt wartet"

Das Bton-Herzstück ist der Mischturm im Hintergrund auf dem Gelände im Industriegebiet Soltau-Ost III. Demnächst soll die Anlage in Betrieb gehen, die Funktionsweise erläutern Professor Dr. Michael Haist (von links), Thomas Demmel, Antonio Catarino und Thomas Sievers (rechts) Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil. Foto: at

Bei dem Soltauer Unternehmen Bton geben sich zurzeit die politischen Vertreter die Klinke in die Hand. Waren bei der Einweihung Ende April Vertreter der EU und von Bund und Land noch via Videobotschaft zugeschaltet, überzeugte sich Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) Anfang Juli direkt vor Ort von den Zielen des innovativen Betriebs im Gewerbegebiet Soltau-Ost III. Der hat sich auf die Fahnen geschrieben, die klimaschädliche Betonproduktion zu revolutionieren.

Und so stellte Geywitz’ Parteikollege Stephan Weil am gestrigen Donnerstag beeindruckt fest: „Solche Innovationen sind mir die liebsten. Das ist das Thema, auf das die Welt wartet.“

Niedersachsens Ministerpräsident nahm sich während seiner Sommertour eineinhalb Stunden Zeit, um sich von den Bton-Geschäftsführern Thomas Demmel, Antonio Catarino und Thomas Sievers die Innovation hinter dem klimapositiven Beton erläutern zu lassen.

Die Betonproduktion ist angelaufen. Mehr als 300 Wohnungen in Hamburg-Eidelstedt werden noch aus CO2-optimierten Beton-Fertigteilen aus Soltau zurzeit gebaut.

Ziel des Unternehmens, die Zusammensetzungen des Baustoffs noch weiter zu verändern, um im Vergleich zur herkömmlichen Betonproduktion 50 Prozent CO2 einzusparen. Dafür muss der in der Herstellung extrem klimaschädliche Zement im Beton deutlich reduziert werden, damit am Ende sogar ein klimapositives Produkt hergestellt werden kann.

Daher arbeitet das Unternehmen Bton mit der Leibniz-Universität Hannover zusammen. Dort soll laut Professor Dr. Michael Haist vom Institut für Baustoffe geprüft werden, wie das innovative Produkt in die Praxis kommen kann.

„Es ist ein Schritt weiter in die Zukunft“, so der Wissenschaftler. Schließlich gelte es sicherzustellen, dass der Baustoff einen erheblichen Beitrag zur Dekarbonisierung leiste: „Doch Hauptherausforderung ist natürlich die Nachhaltigkeit. Da steht das Wort Halten im Namen. Wir bauen für 50, im besten Fall für 200 Jahre. Auch ökologische Bauwerke wie Brücken sollten so lange stehen.“ Das Prüfverfahren dauere seine Zeit und mache die bauaufsichtlichen Zulassungsprozesse langwierig, weiß Haist.

Ministerpräsident Weil sagte bei der Weiterentwicklung des Unternehmens die Unterstützung der Landesregierung zu. Er wolle in Hannover den Kontakt zum Wirtschaftsministerium herstellen, um in kleinerer Runde auch über Fördermöglichkeiten zu sprechen. Und dass die Regierungsvertreter möglicherweise nicht zum letzten Mal Station in Soltau bei Bton machten, betonte Catarino: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sei schon eingeladen.

Von Soltau in die Welt

Das Unternehmen Bton aus Soltau will mit seinen klimapositiven Produkten einen breiten Markt erobern. Zurzeit werde der Markteintritt nicht nur an weiteren Standorten in Deutschland, sondern auch in Brasilien vorbereitet. Mit Schweden, der Ukraine und den Golfstaaten sei man schon in intensivem Kontakt, um direkt vor Ort wirtschaftlich grünen Beton mit heimischen Materialien herzustellen.

Bton biete seine Anlagentechnik auch als Joint Venture an. Soltau soll als Kompetenzzentrum das Herz des Unternehmens werden. Am Standort im Industriegebiet Soltau-Ost III sollen die zentralen Schulungen stattfinden, damit jeder Handgriff insbesondere zur Mischtechnik sitze. „Außer in Soltau werden Sie zurzeit keinen Anbieter für grünen Beton finden“, so Geschäftsführer Thomas Demmel.