Heide-Shuttle: Am Heide-Park nur aus dem Busfenster gucken

„Die Welt mit den Augen eines Kindes sehen" lautet das Motto der neuen Heide-Shuttle-Saison. Werden Politik und Trägerverein dem gerecht?

Auf dem Bürgersteig sieht man fröhliche Menschentrauben, bald darauf zeichnen sich die Tore zum Freizeitpark ab. „Wollt ihr zum Heide-Park?“, fragt der Busfahrer vier Teenager, die ihre Vorfreude schlecht verbergen können. „Dann raus mit euch“, sagt der freundliche Mann hinterm Steuer und öffnet die Tür seines Gefährts. Zum Glück für die jungen Ausflügler ist der Heide-Shuttle an der Fußgängerampel zum Stehen gekommen und nimmt es der Fahrer mit den Regeln nicht ganz so genau. Dafür nimmt er das vom französischen Maler Henri Matisse entliehene offizielle Motto der 19. Heide-Shuttle-Saison umso ernster: „Die Welt mit den Augen eines Kindes sehen“.

In den Augen der Erwachsenen soll die Linie 4 des Heide-Shuttle am Heide-Park vorbeifahren. Jugendliche an Bord sollen das gelobte Land wie einst Moses zu Gesicht bekommen, es aber nicht betreten. Oder nur über einen großen Umweg: Entweder sie steigen eine Station früher aus, wobei die Haltestelle Wolterdingen/Drögenheide keinen Hinweis auf den Park enthält. Oder sie fahren weiter bis zum nächsten regulären Halt im rund acht Kilometer entfernten Timmerloh. Von dort können sie sich vom Linienbus 150 zurück zum Heidepark fahren lassen.

Das ist ungewöhnlich, denn die Tour mit dem Heide-Shuttle ist vor allem ein touristisches Angebot und wirbt mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, die direkt angefahren werden. Nur vom Heide-Park kein Wort. Warum?

Die Stadt Soltau verweist auf den Landkreis als Auftraggeber für den Busverkehr. Aber auch der Heidekreis winkt ab und verweist an den Naturpark Lüneburger Heide: „Dieser ist für die Gestaltung des Heide-Shuttles zuständig.“ Beim Projektträger wiederum schaut man in Richtung Kreisverwaltung. „Wir organisieren das interkommunale Angebot nur“, sagt Hilke Feddersen, die Geschäftsführerin des Vereins Naturpark Lüneburger Heide. Über Haltepunkte entscheide Politik und Verwaltung vor Ort.

Feddersen kennt das Problem mit dem Heide-Park, es sei erst jüngst Thema eines Gesprächs mit den Fahrern gewesen. „Das Buspersonal aus dem Heidekreis hat darauf hingewiesen, dass viele Fahrgäste gern den kostenfreien Bus nutzen würden, um zum Heide-Park zu kommen“, berichtet sie. Einige Fahrer seien dafür, dort zu halten – auch um Vorwürfen von Fahrgästen zu entgehen. Die Mehrheit hätte aber Bedenken, weil der Shuttle womöglich schnell überfüllt wäre. Außerdem gäbe es ja eine Direktverbindung per Linienbus oder Heidebahn. „Der kostenlose Shuttle darf keine Konkurrenz zum regulären Nahverkehr sein“, betont Feddersen. Ganz zu Beginn hielt er noch am Heide-Park, vor rund zehn Jahren fiel die Entscheidung, diesen Service nicht mehr anzubieten. Seitdem lässt der Heide-Shuttle den Heide-Park links liegen. Als sei er für Touristen so uninteressant wie ein Kartoffelacker.