Wie Soltau und Böhme die Stadt kühlen könnten
Die beiden Gewässer Böhme und Soltau sollen bei der Umgestaltung der Soltauer Innenstadt eine größere Rolle spielen. So stand kürzlich die Rahmenplanung für das Zentrum auch unter dem Motto „Erlebnisraum Innenstadt – zwischen Böhme und Soltau“ öffentlich zur Diskussion.
Landschaftsarchitekt Nicolai Soyka vom Büro Schöne Aussichten etwa sah in den beiden Flüsschen ein „wahnsinniges Potenzial“ für die Gestaltung der Grünräume, für klimaresiliente Strukturen und für den Aufenthalt im Freien.
Die Rahmenplanung für den Bereich wird im Zuge des Städtebauprogramms „Lebendige Zentren“ erarbeitet, fast sieben Millionen Euro könnten somit in die Umgestaltung der Innenstadt fließen.
Hinzu kommt ein weiteres Förderprogramm: „Resiliente Innenstädte“. Und auch da stehen Böhme und Soltau nun im Mittelpunkt. Der Stadtrat stimmte bei seiner Sitzung vor den Sommerferien der Erarbeitung eines Fließgewässerkonzeptes zu.
Insbesondere sollen die Potenziale der innerstädtischen Flüsse im Hinblick auf die Reduzierung von Hitzestress, starkregenbedingten Überflutungen und Niedrigwasser betrachtet werden. Am Ende der Untersuchung erwartet sich die Stadt Hinweise auf Begrünung, Flächenentsiegelung, die ökologische Aufwertung der Gewässer und ihrer Auen, aber auch auf die Förderung der potenziellen Erlebbarkeit.
75000 Euro wird die Erarbeitung des Fließgewässerkonzeptes voraussichtlich kosten, zumindest ist diese Summe in der Antragstellung für die Fördermittel vermerkt, 45000 Euro sollen davon aus dem Fördertopf „Resiliente Innnestädte“ beantragt werden. Über zwölf Monate sollen Böhme und Soltau ab Oktober 2024 untersucht werden.
Im Steckbrief für die Projektskizze hebt die Stadt Soltau die besondere Stellung durch die beiden Wasserflächen im Vergleich zu anderen Innenstädten hervor. Beide Gewässer verlaufen durch den im Strategiekonzept verankerten Programmraum, fließen durch oder unmittelbar entlang der Innenstadt und haben laut Projektantrag großes Potenzial für einen zentrumsnahen Rückzugsort und Kühlung der Stadt bei Hitzeereignissen im Zuge des Klimawandels. Dazu gehört aber auch der Schutz vor Überflutung. Wie wichtig das sei, hätten die Hochwasserereignisse zwischen Weihnachten und Neujahr in Soltau gezeigt.
Gewässer haben zurzeit erhebliche Defizite
Aus städtebaulicher Sicht haben die Gewässer zurzeit allerdings Defizite und nur begrenzte Aufenthaltsqualität, sie spielten eher eine untergeordnete Rolle im Stadtgeschehen. Aber schon in dem bereits erarbeiteten Strategiekonzept für eine grüne Wegeverbindung zwischen Böhmepark und Breidings Garten stehen sie im Fokus als Möglichkeit zur Aufwertung der Innenstadt.
Zudem sollen Wege und Plätze entlang der Flüsse mit einer möglichen Umgestaltung aufgewertet werden, um das Wasser direkt erleben zu können.
Aus zwei Bausteinen soll das Fließgewässerkonzept entwickelt werden. In einem ersten Schritt soll mit Beteiligung der Unteren Wasserbehörde des Heidekreises, des Dachverbands Aller–Böhme sowie eines Planers für Fließgewässer der aktuelle Gewässerzustand ermittelt und analysiert werden.
In dem Rahmen soll zudem geklärt werden, ob eine Durchgängigkeit sowie eine ausreichende Mindestwasserführung gegeben ist, außerdem sollen Fragen zum Abflussverhalten, zur Wassertemperatur, zur Ufervegetation und zu möglichen Einleitungen beantwortet werden.
Basierend auf diesen Ergebnissen und Erkenntnissen soll das Fließgewässerkonzept in einem zweiten Schritt erarbeitet werden. Es soll letztlich Grundlage und Entscheidungshilfe für zukünftige Planungen in dem Gebiet sein.
Die blaue Achse
Der Fluss Soltau verläuft im Zentrum unmittelbar zwischen den ersten Geschäften und Gebäuden der südlichen Fußgängerzone und fließt entlang des Georges-Lemoine-Platzes.
Die Soltau mündet an der Böhmheide in den Fluss Böhme, der die östliche Grenze des Geltungsbereichs für die „Resiliente Innenstadt Soltaus“ bildet.
Die Böhme fließt parallel zur Marktstraße und verläuft unter anderem Richtung Oberlauf durch den Böhmepark, der ein wichtiger Naherholungsort für die Kommune ist. Im Zuge einer grünen Wegeverbindung strebt die Stadt Soltau auch eine blaue Achse an. Entlang der Flüsse könnte sie die Innenstadt aufwerten.
Das Programm „Resiliente Innenstädte“ unterstützt 15 Städte in Niedersachsen bei der langfristigen Aufwertung ihrer Zentren. Soltau erhält bis Ende der EU-Förderperiode 2027 ein Budget von 3,95 Millionen Euro aus EFRE-Mitteln. Damit soll die Stadt unter Beteiligung der Wirtschafts- und Sozialpartner sowie der Zivilgesellschaft Projekte zur Attraktivierung der Innenstadt entwickeln.