Einbruch hätte tödliche Folgen haben können
Brochdorf. Der Kontrollgang zum örtlichen Feuerwehrgerätehaus, um dort nach dem Rechten zu sehen, gehört für Brochdorfs Ortsbrandmeister Christoph Baden zur Routine. Als Baden, der auch stellvertretender Neuenkirchener Gemeindebrandmeister ist, sich am Sonnabendvormittag dem nach umfassendem Umbau vor gut einem halben Jahr wieder fertiggestellten Gebäude näherte, schwante ihm Böses. Links neben der Frontseite lag ein abgesplittertes Stück Holz. Es war abgebrochen, als Unbekannte ein Fenster aufhebelten, um in die Fahrzeughalle zu gelangen.
Erst seit einem Jahr im Bestand
Sofort alarmierte Baden die Polizei, die rasch mit drei Fahrzeugbesatzungen eintraf. Nachdem klar war, dass sich niemand mehr im Gebäude aufhielt, machte sich der Ortsbrandmeister ein Bild von der Lage. Ergebnis: In einer Schublade des Anhängers mit dem Equipment für technische Hilfeleistungen fehlte ein hydraulischer Rettungssatz, bestehend aus Rettungsschere und -spreizer, den die Ortswehr erst im Januar 2023 in den Bestand übernommen hat. Dazu zwei leistungsstarke Akkus.
Die finanziellen Folgen sind beträchtlich: „Der entstandene Einbruch- und Diebstahlschaden wird auf über 20000 Euro geschätzt“, heißt es im Polizeibericht (BZ von Montag). Noch gravierender hätten die Auswirkungen auf die Abläufe in der Wehr sein können, die Baden sich nicht ausmalen mag. „Für uns ist das eine Katastrophe“, sagt er. Es hätte ein Desaster werden können, wenn es Freitagabend oder der Nacht zu Sonnabend eine Alarmierung mit dem Stichwort Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen gegeben hätte. Dann wäre die Einsatzbereitschaft der Ortswehr Brochdorf nicht gegeben gewesen – mit möglicherweise lebensbedrohlichen Folgen für betroffene Unfallopfer aufgrund eines Zeitverzugs bei ihrer Bergung.
Alarmierungsplan muss geändert werden
In derartigen Fällen rücken laut Feuerwehr-Dienstvorschrift nämlich Neuenkirchen und Brochdorf - nur sie verfügen innerhalb des Gemeindegebiets über derartige Rettungssätze - gemeinsam aus, um parallel von zwei Seiten vorgehen zu können. Baden setzte unverzüglich die Rettungsleitstelle über den Ausfall in Kenntnis. Der Alarmierungsplan wurde angepasst. Bis zur Ersatzbeschaffung eines neuen Rettungssatzes wird bei Verkehrsunfällen mit eingeklemmten Personen neben der Ortswehr Neuenkirchen nun eine mit entsprechendem Gerät ausgestattete Einheit aus der Nachbarschaft – Soltau, Schneverdingen oder Visselhövede – hinzugerufen, damit die Schlagkraft am Einsatzort gewährleistet ist.
Parallelen zu Tat in Hodenhagen
Einbrüche in Feuerwehrhäuser sind nach Angaben von Kreisbrandmeister Thomas Ruß „glücklicherweise eher selten“. Aber es gibt sie. Zuletzt war die Ortswehr Schneverdingen betroffen. Unbekannte waren Mitte Dezember 2023 in die Halle an der Harburger Straße eingedrungen, wo sie mindestens an fünf Fahrzeugen die Rollläden zu den Werkzeugen und Rüstsätzen öffneten. Entwendet wurde letztlich nur eine Flex, so dass der Schaden vergleichsweise gering ausfiel. Deutlich höher war er dagegen vor einigen Jahren bei einem Einbruch im südlichen Kreisgebiet, der fast schon als Blaupause für die Tat in Brochdorf dienen könnte. 2021 waren Unbekannte in das Gerätehaus der Ortswehr Hodenhagen eingedrungen und hatten es auf exakt das gleiche Einsatzequipment abgesehen: Rettungsschere und -spreizer.