Kaçar will Zukunftsbürgermeister werden

Der erste Gratulant für Bürgermeisterkandidat Birhat Kaçar (rechts) ist SPD-Bundesvorsitzender Lars Klingbeil. Foto: at

„Lars telefoniert noch mit dem Kanzler.“ „Mit welchem?“ Das war die einzige Äußerung aus der Soltauer Basis, die am Dienstagabend ironisch die derzeitige Diskussion über die K-Frage der Sozialdemokraten kommentierte.

Ansonsten widersprach niemand SPD-Bundesvorsitzendem Lars Klingbeil, der einforderte, klar zu sein, zur personellen und programmatischen Aufstellung für den kommenden Bundestagswahlkampf. So schwor er die Mitglieder ein, auch große Abstände wieder aufholen zu können, wie 2005 oder 2021. Das habe gezeigt: „Wir können kämpfen.“

Klingbeil, auch hiesiger Bundestagsabgeordneter, war allerdings nicht nur in den Roten Bahnhof gekommen, um die Entwicklungen in Berlin zu erklären – „die FDP verhöhnt die Demokratie“, „es gibt keine Liebe zu Söder“ – , sondern auch für Ehrungen langjähriger Mitglieder.

Und Klingbeil war der erste Gratulant Birhat Kaçars. Der Ortsvereins- und Fraktionsvorsitzende wurde von der Versammlung nun auch offiziell zum Bürgermeisterkandidat gekürt. 23 der 28 Anwesenden stimmten für Kaçar, zwei enthielten sich und drei votierten gegen ihn.

Zuvor hatte Klingbeil insbesondere die Biografie Kaçars hervorgehoben. Auch wenn dieser ihn noch in Juso-Zeiten manches Mal geärgert habe, habe er dazugelernt und in den vergangenen Jahren viel politisches Gespür gezeigt und Verantwortung übernommen. Jetzt sei es genau die richtige Zeit für die Bewerbung als Kandidat: „Du wirst ein toller Bürgermeister.“

Ähnlich ordnete Reiner Klatt als Versammlungsleiter Kaçar ein – zumal er dessen Werdegang lange verfolge: Es sei eine Entwicklung von der Hauptschule bis hin zum abgeschlossenen Studium, die toll sei und auf die er stolz sein könne. Politisch habe man schnell das Talent erkannt.

Letztlich habe es im Ortsvereinsvorstand und an der Fraktionsspitze einen geräuschlosen Wechsel gegeben. Er mache seinen Job gut im Kommunalparlament und habe sich in der Verwaltung Respekt erarbeitet. Ja, das Alter Kaçars sei diskutiert worden, er ist 26 Jahre alt, doch es gebe in ganz Deutschland viele junge Bürgermeister, die das Amt nicht gelernt hätten. „Das Alter ist nicht unbedingt ein Kriterium“, fand Klatt, der im Namen des Vorstands Kaçar als Kandidaten vorschlug.

Kaçar erklärte nach der Wahl seine Ambitionen für das Amt: „Ich will Bürgermeister werden, weil Soltau einen echten Neustart braucht.“ Und in dem Zuge wolle er als „Zukunftsbürgermeister“ seinen Wahlkampf führen. Soltau sei für ihn sein Zuhause, es sei eine Stadt mit großem Potenzial insbesondere hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung mit Unterstützung der Ansiedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft AWS.

Zugleich gebe es viele Herausforderungen wie zur Freizeitgestaltung, zum Verkehr, der Innenstadtentwicklung, den Schulen und Kindertagesstätten, den ÖPNV. Seit Jahren sei man in der Stadt nicht auf Sicht gefahren. Das wolle er ändern.

Er selbst hob seine politischen Erfahrungen im Rat und im Ortsverein hervor – und er sei ein Bürgermeisterkandidat, der die Verwaltung verstehe, den Mitarbeitern wolle er mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Dennoch versprach er: „Ich bleibe Birhat Kaçar und werde weiter ohne Krawatte und mit klaren Worten auftreten.“