Coronalage an Schulen hat sich beruhigt
Seit zwei Wochen gehen die Kinder und Jugendlichen im Heidekreis nach den Sommerferien wieder in die Schulen. Doch die Befürchtung, dass die Corona-Zahlen jetzt nach oben schnellen, weil die Schüler in verschiedenen Ländern im Urlaub waren, sich weniger testen oder mit Maske schützen, die hat sich nicht bestätigt.
Im Gegenteil: „Aktuell sind wir im niedrigen einstelligen Bereich“, erklärt Burkhard Viets von der Oberschule Soltau zu Krankmeldungen aufgrund einer Coronainfektion. Zwei Schüler seien es am gestrigen Mittwoch gewesen, so der didaktische Schulleiter. Ähnlich ist es bei der Realschule in Munster, da waren es gestern ein Schüler und zwei Kolleginnen, erklärt Björn Edelmann.
Und so verfestigt sich nicht nur bei den beiden Schulleitern erstmals der Eindruck, den auch ihr Schneverdinger Kollege Mani Taghi-Khani formuliert, dass sich die Lage zumindest vorübergehend beruhigt hat. Auch an der KGS ist der Krankenstand überschaubar. Im Gegensatz zu der Situation vor den Sommerferien, als dieser im Lehrer-Kollegium noch im zweistelligen Bereich lag. Bei den Schülern werde zudem von den Eltern längst nicht mehr übermittelt, ob die Krankmeldung mit Corona zusammenhängt, so Taghi-Khani.
Analog zu den Erkrankungen sind auch die Vorschriften des Landes übersichtlich und können auf freiwilliger Basis umgesetzt werden. Einig sind sich die Schulleiter darin, dass die freiwilligen Tests gut angenommen würden. Die Klassenlehrer teilten die Testpacks nach Abfrage aus, berichtet KGS-Leiter Taghi-Khani. Da vom Land zwei Tests pro Woche vorgesehen sind, gibt es alle zweieinhalb Wochen eine neue Ration für jeden Schüler.
Auch das Tragen einer Maske beruht auf freiwilliger Basis. An der KGS seien es nur noch wenige Schüler und Lehrer, die einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzten. „Wenn die Klasse sich einig ist, dann kann die Maske auch getragen werden“, berichtet Viets zur Handhabung an der Oberschule. Aber meist werde sie zurzeit weggelassen, bestätigt auch sein Munsteraner Kollege Edelmann.
Dennoch werde in den Schulen weiter regelmäßig alle 20 Minuten stoßgelüftet, wie auch Soltaus Gymnasiumsleiter Volker Wrigge betont. „Im Herbst müssen wir dann sehen, was passiert. Da sind sich die Experten ja völlig uneinig.“
Er plädiert angesichts der Gaskrise dafür, dass die Kinder und Jugendlichen, aber auch die Kolleginnen und Kollegen nicht die Leidtragenden sein dürfen. Eigentlich seien nach den letzten zwei Wintern alle gestählt, was Kälte betreffe, so Wrigge. Aber Pelzmantel und Handschuhe sollten dennoch im Unterricht nicht nötig sein. Angekündigt ist, dass Schulen wie Kindertagesstätten oder Krankenhäuser nicht von Einschränkungen im Gasverbrauch betroffen sein sollen.
Lockerer als zu Beginn der Pandemie, sei der Umgang mit Corona, aber natürlich mit der erforderlichen Sorgfalt, beschreibt Leiterin Eva Helbing den Betrieb an der Grund- und Oberschule (GOBS) Neuenkirchen seit den Sommerferien. Allen sei bewusst, „dass Corona immer noch da ist.“
Täglich gebe es neue Fälle, auch Lehrkräfte seien betroffen, „aber nicht besorgniserregend“, spricht Helbing von einem „normalen Querschnitt“. Einmal wöchentlich werden die Zahlen an den Landkreis gemeldet. Dafür und für die Organisation des Testbetriebs sind Frauke Bockrandt und Ulrike Lüdemann zuständig.
In der ersten Woche seien täglich Tests an alle Schülerinnen und Schüler ausgegeben worden. „Den Nachweis, ob sie auch benutzt werden, können wir nicht verlangen,“ verweist Helbing, die nach einem halbjährigen Sabbatical zum neuen Schuljahr wieder auf den Chefinnensessel der GOBS zurückgekehrt ist, auf die veränderten Bestimmungen. Jetzt würden jedem zwei Test wöchentlich angeboten, aber nicht von allen in Anspruch genommen.
Alles laufe weniger stressbelastet.„Alle haben den Umgang damit gelernt. Er ist achtsamer geworden“, so Helbings Einschätzung, die, wie sie sagt, durch zahlreiche positive Rückmeldungen bestätigt werden. „Wir schreiben nicht vor, dass Geschwister von Erkrankten zu Hause bleiben müssen.“ Die Eltern würden verantwortungsbewusst mit dem Thema umgehen.
Unübersehbar ist für Helbing die positivere Grundstimmung, die wieder an der Schule herrsche. Man merke, dass die Kinder sich freuen, dass der Schulalltag nach langen Monaten der Einschränkung und teilweise auch des Stillstands fast wieder im Normalmodus angekommen sei. „Auch Musikunterricht und Chor sind wieder möglich.“
Mit Lüftern ausgestattet sind die Räume der Klassen eins bis sechs sowie die Fachräume in Neuenkirchen. In Soltau sind ebenfalls alle Grundschulen mit Lüftern ausgestattet. Der Landkreis Heidekreis hatte für die weiterführenden Schulen in seiner Trägerschaft im vergangenen Jahr 132 mobile Luftfiltergeräte angeschafft. Diese wurden fast alle für die 5. und 6. Klassen gekauft, da es zu diesem Zeitpunkt keine Impfempfehlung für Kinder unter zwölf Jahren gab. Zurzeit beabsichtigt der Heidekreis keine weiteren Anschaffungen von mobilen Luftfilteranlagen.
Dabei richtet er sich nach Empfehlungen des Landes. Dort werde bis zum jetzigen Zeitpunkt das Lüften der Unterrichtsräume für ausreichend empfunden. Analog dazu werden auch über das verlängerte Förderprogramm zur Anschaffung von sächlicher Schutzausstattung in Schulen zur Eindämmung des Infektionsgeschehen weiterhin nur Zuwendungen für mobile Luftfiltergeräte in schwer zu lüftenden Räumen bewilligt.
Allerdings wehrt sich aktuell auch die Landesschülerschaft gegen die Luftfilter, wie Soltaus Gymnasiumsleiter Volker Wrigge berichtet. Das Brummen der Geräte sei den Schülern zu laut. Und zudem sei die Wirksamkeit auch fraglich, wenn die Unterrichtsräume alle 20 Minuten einmal kräftig gelüftet werden. Dass das sinnvoll ist, betont auch Munsters Realschulleiter Björn Edelmann. „Wir haben in jedem Raum CO2-Ampeln. Alles weitere wird die Politik entscheiden“, sagte er zu möglichen Vorschriften, die im Herbst zu erwarten sind.
Auch davon und von Warnungen von Experten, dass zum Herbst ein deutlicher Wiederanstieg der Infiziertenzahlen zu erwarten sind, will sich Neuenkirchens Schulleiterin Helbing aktuell die Freude nicht trüben lassen. Da müsse man einfach mit der gebotenen Vorsicht und Achtsamkeit die Entwicklung abwarten. Auch mit der Frage, ob die 19 Grad-Raumtemperaturvorgabe auch für die Schule gelten werde, beschäftige man sich derzeit nicht.
Ein Thema ist das allerdings schon an anderen Schulen, auch wenn es noch keine Lösung gibt. Ein Spagat zwischen dem Lüften im Winter und dem Anspruch, Energie zu sparen, werde es wohl sein. Die Heizungen aber sollen in den Schulen weiterlaufen, so hat KGS-Schulleiter Taghi-Khani vernommen.
Davon geht auch Burghard Viets aus. Zudem seien auch an der Oberschule in Soltau, die Heizungen kaum justierbar: „Sie sind entweder an oder aus.“ Er wendet sich aber schon jetzt dagegen, dass die Schüler demnächst mit Schal und Mütze im Unterricht sitzen: „Irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht.“