Laufzeitverlängerung wird auch in Ilhorn zum Thema
Jede Kilowattstunde zählt.“ Dieses Narrativ prägt seit Monaten die Energiediskussion mit der Frage, ob die Laufzeit der verbliebenen deutschen Atomkraftwerke verlängert werden sollte. Eine Laufzeitverlängerung wird auch in Neuenkirchen diskutiert.
Bei der fünf Jahre zurückliegenden Errichtung des Windparks Ilhorn/Gilmerdingen im Zuge eines sogenannten Repowerings mit dem Bau von sechs Windkraftanlagen des Herstellers Gamesa mit einer Nabenhöhe von 120 Meter und 172 Metern in der Flügelspitze war ein städtebaulicher Vertrag zwischen dem Betreiber European Energy und der Gemeinde abgeschlossen worden. Demnach sollen die beiden verbliebenen von ursprünglich fünf Windkraftanlagen mit einer Flügelspitzenhöhe knapp unter 100 Meter nur noch befristet weiter betrieben und nach Auslaufen der vereinbarten Frist abgebaut werden. Dieser Zeitpunkt ist erreicht. Die beiden Windräder sind seit Ende August abgeschaltet, teilte Bürgermeister Carlos Brunkhorst jetzt im Rat mit.
Jetzt möchte der Betreiber European Energy die beiden Anlagen weiterlaufen lassen und hat die Gemeinde um eine entsprechende Änderung der Stilllegungsvereinbarung gebeten, die der Rat beschließen müsste. Vor einer Entscheidung hat die Verwaltung auf Wunsch der im Rat vertretenen Parteien und Gruppen Fragebögen an alle Haushalte in den Ortschaften Ilhorn und Vahlzen verschickt, um ein Meinungsbild zu bekommen.
Von 224 angeschriebenen Personen bis zur Ratssitzung am vergangenen Donnerstag haben laut Brunkhorst 109 geantwortet, 49 Prozent. Von den 109 Teilnehmern haben sich wiederum 69 (63 Prozent) für eine Verlängerung ohne Fristnennung ausgesprochen, 12 für einen befristeten Betrieb. 22 Abstimmungsteilnehmer (20 Prozent) sind dagegen, dass die Anlagen wieder in Betrieb gesetzt werden, 6 hatten keine Meinung.
Dieses vermeintlich deutliche Votum will Brunkhorst aber keineswegs als tendenzielle Zustimmung für eine Laufzeit-Verlängerung verstanden wissen. Da bestehe weiterer Klärungsbedarf. Diesen Eindruck bestätigen auch Gespräche vor Ort. Zum einen gibt es das Verständnis, angesichts eines drohenden Engpasses bei der Stromversorgung alle Ressourcen zu nutzen, etwa zwei Millionen Kilowattstunden beträgt die Leistung von Anlagen dieser Größenordnung. Auf der anderen Seite besteht die Befürchtung, dass bei einem Weiterbetrieb der Anlagen im Zuge der bevorstehenden Ausweisung von Windkraft-Vorrangstandorten neu festzulegenden Abstandsvorgaben auch der Bereich der beiden Windräder unversehens als Vorranggebiet ins Visier geraten und so geräuschintensive Großanlagen näher an die Ortschaft rücken könnten.
Die Zeit drängt: Möglichst bis zur Gemeinderatssitzung Mitte Oktober soll eine Haltung der Politik zu diesem Thema festgezurrt werden.