Kritik an Badschließung in Munster
Die von den Stadtwerken Munster-Bispingen und Bürgermeister Ulf-Marcus Grube angekündigte Schließung des Allwetterbades im Herbst und Winter, genauer ab dem 1. September bis zum 31. März kommenden Jahres, sorgt für breiten Unmut.
Schließung des Hallenbades ohne Anhörung des Sports
Noch bevor der Böhme-Zeitung vom vergangenen Sonnabend mit der Nachricht in Druck, die Meldung aber im Internet viral gegangen war, meldete sich der bestürzte Vorsitzende der Eintracht Munster, Alfred Mangold, zu Wort. Er war von der Schließungsabsicht überrascht worden. „Als einer der wichtigsten Partner des Allwetterbades hätte ich mir eine frühzeitige Beteiligung und offenere Kommunikation von Seiten der Stadtwerke gewünscht“, so Mangold. Immerhin böte die Eintracht im Allwetterbad allein neun Reha-Kurse im Bereich Aqua-Jogging an.
Selbstverständlich unterstütze auch die Eintracht alle Bemühungen um die erforderlichen Energieeinsparungen. „Aber als mündige Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt möchten wir bei den Entscheidungen, die unser Kernanliegen - den Sport für alle Generationen in Munster - betreffen, frühzeitig gehört werden.“
Energiekrise zwingt Badbetreiber zum Handeln
Stadtwerke-Geschäftsführer Jan Niemann zeigt zwar Verständnis für den Unmut, macht aber auch deutlich, dass es bei der Entscheidung keine Zeit für lange Anhörungsverfahren gab. „Wir mussten tatsächlich aus arbeitsrechtlichen Gründen schnell handeln. Die Mitarbeiter haben Anspruch auf frühzeitige Information zu der sie primär betreffenden Maßnahme, erklärt Niemann. Die Mitarbeiter, auf die nun ab 1. September die Kurzarbeit wartet, zeigten weitgehend Verständnis - aber auch, weil die finanziellen Einbußen überschaubar blieben.
Bei den Kursangeboten hatte man bei den Stadtwerken an die Eintracht offensichtlich in der Kürze der Zeit nicht gedacht. „Da versucht man, an alles zu denken, wenn es schnell gehen muss, und dann hat man doch nicht alle auf dem Schirm“, zeigt sich Niemann zerknirscht.
Bürgermeister Grube sondiert noch andere Möglichkeiten
Bürgermeister Ulf-Marcus Grube selbst hatte die DLRG im Gespräch, weil die für die Schwimmkurse der Kleinen primär Verantwortung übernommen habe. Die Stadtwerke und die beiden im Aufsichtsrat vertretenen Bürgermeister Munsters und Bispingens waren sich in dem einen Punkt einig: Die Grundbefähigung des Schwimmens müsse weiterhin vermittelt werden können.
Doch auch für die Rehakurse des Sportvereins sieht Grube noch Luft. „Wenn wir mit der Eintracht statt fünf eben sechs Tage im Luhetalbad vollkriegen können, dann bin ich nicht per se dagegen.“ Grundsätzlich habe man sich aber mit Blick auf die Reha-Kurse für den Weiterbetrieb des Luhetalbades entschieden, da das Bad - im Gegensatz zum Allwetterbad - ein absenkbares Becken vorhalte. „Solche Kurse sollen nach Möglichkeit natürlich stattfinden“, so der Bürgermeister. „Aber Flexibilität ist jetzt von allen Seiten gefordert“, sieht Grube durchaus, dass die Munsteraner nun auch den Weg nach Bispingen auf sich nehmen müssen. Der Bürgermeister sondiert derzeit noch weitere Möglichkeiten, damit der Schwimmbetrieb in Munster nicht völlig zum Erliegen kommt. Das sei aber noch nicht spruchreif.
"Bürger müssen verstehen, die Krise ist da"
Auch jenseits der Eintracht Munster ist das Wehklagen angesichts der Einschnitte groß. In den sozialen Netzwerken wird unter anderem die These aufgestellt, nun werde das Allwetterbad endgültig geschlossen. Das allerdings weist Stadtwerke-Chef von sich. „Uns ist bewusst, dass wir mit unserer Entscheidung nicht alle Menschen glücklich machen. Wir halten aber definitiv am Allwetterbad fest“, so Niemann. Die Bürgerinnen und Bürger müssten aber verstehen, dass die Krise nicht nur ein Gedankenspiel sei. „Die kommt nicht irgendwann, sie ist da - und wir müssen handeln.“
Bereits im Pressegespräch am vergangenen Freitag hatten Bürgermeister Grube und Stadtwerke-Geschäftsführer Niemann deutlich gemacht, dass man Kritik erwarte, aber eben auch Maßnahmen ergreifen müsse, um die Menschen durch den Winter bringen zu können. Durch die Schließung des Bades sollen in den energieintensiven Wintermonaten monatlich 140000 Kilowattstunden eingespart werden, was dem durchschnittlichen Monatsverbrauch von ungefähr 67 Einfamilienhäusern entspricht. „Hinzukommen nicht unerhebliche Stromkosten“, wie die Stadtwerke betonen.
Schwimmbad in Schneverdingen nutzt Biogas-BHKW
Während Grube noch Möglichkeiten sondiert, wegbrechende Schwimmmöglichkeiten zumindest zum Teil aufzufangen, macht man sich beim Schneverdinger Hallenbad Heidjers-Wohl eher weniger Gedanken. „Wir haben drei Wärmequellen für das Bad“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Lars Weber. „Ein mit Erdgas betriebenes Blockheizkraftwerk (BHKW), ein mit Biogas betriebenes BHKW, über das ein Großteil des Energiebedarfs läuft, und die Therme.“
Der stellvertretrende Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Dr. Karl-Ludwig von Danwitz sieht das Heidjers-Wohl zwar unabhängig vom Erdgas, Weber allerdings hält vorsichtig gegen. „Wir wissen nicht, was passiert, wenn wir eine der drei Energiequellen vom Netz nehmen, denn es hat noch nie jemand bisher versucht. In der kommenden Woche wolle der Aufsichtsrat dazu tagen, man sei also noch in der Diskussionsphase. Eine Schließung des Schneverdinger Hallenbads steht aber demnach nicht akut im Raum.
Soltau-Therme zu komplex zum Schließen
Auch der Soltauer Stadtwerke-Chef Jens Gieselmann geht nicht davon aus, dass die Therme runtergefahren werden sollte - und zwar aus technischen Gründen. Das BHKW werde zwar mit Erdgas betrieben, „wir produzieren über unsere komplexe Anlage allerdings auch Fernwärme und Strom. Würden wir die Anlage runterfahren, könnten wir den Strom nicht produzieren, den wir dann zu aktuellen Börsenpreisen zukaufen müssten“, erklärt Gieselmann, dass die Rechnung in Soltau nicht so leichtgängig ist wie in Munster. „Das Schließen der Therme ist keine Option.“
(aktualisiert am 3.8.2022, 14.18 Uhr)