Spritze aus 700 Schafen wirbt für das Impfen gegen Corona
700 Heidschnucken haben ein Bild gestellt, das um die Welt gehen soll. Zumindest innerhalb Deutschlands. Die Silhouette einer Impfspritze haben die Tiere am Rande des Camp Reinsehlen gestern Mittag gebildet. Höpen-Schäfer Steffen Schmidt hat schmackhaftes Brot auf der Kontur ausgelegt. Initiator der ungewöhnlichen Aktion war Hanspeter Etzold aus Andernach bei Koblenz. Er arbeitet mit dem Heide-Schäfer zusammen, um teambildende Schulungen für Unternehmen, Betriebe und Schulklassen durchzuführen. Doch sie sind genauso von den Corona-Einschränkungen betroffen, wie viele andere Branchen auch.
Emotionale Botschaft an die Ungeimpften
„Mit knapp 30 Prozent gibt es immer noch eine große Zahl an Ungeimpften“, sagt der Coach Etzold zu dem Hintergrund der Aktion. Da viele Menschen nicht auf rationaler Ebene zu erreichen seien, habe er sich überlegt, was er zum Impffortschritt beitragen könne. Jammern hilft nicht, sagte er sich kurzerhand und hat Schäfer Schmidt schnell überzeugt mitzumachen. Um ein Zeichen für die Covid19-Impfung zu setzen, haben sie eine emotionale Botschaft senden wollen. Anregung kam von dem australischen Schäfer Ben Jackson, der mit seinen Tieren ein Herz bildete und als Abschiedsgruß für seine verstorbene Tante in die Welt schickte. Wegen der Restriktionen durch die Corona-Pandemie durfte er seinen Bundesstaat nicht verlassen.
Impfen ist der Weg aus der Pandemie
„Wir haben vor zwei Jahren die Schäferei übernommen“, erzählt Steffen Schmidt. Er und seine Frau Wiebke Schmidt-Kochan sind direkt in der Corona-Zeit angetreten und konnten Feste und Veranstaltungen, die sonst durch die Vermarktung von Schafprodukten eine zusätzliche Einnahmequelle darstellen, bislang nicht erleben. Er denkt aber auch an so viele andere Betriebe, deren Existenz vom Tourismus abhänge und denen diese Einnahmen nun fehlten. „Impfen ist der Weg aus der Pandemie“, ist Schmidt überzeugt. Dann könnten wieder alle zusammen feiern. Herdenimmunität zu erreichen, sei ein Wortspiel, dass er aber nicht durch Ansteckung verstanden wissen will, sondern durch den Impfstoff. Es sei ein Irrglaube, dass Schafe oft als etwas dümmlich gelten. Das Gegenteil sei der Fall. „Für Schafe ist die Herde eine Überlebensstrategie“, so der Schäfer. Sie stellen Einzelinteressen zugunsten der Herde hintenan. Letztlich seien wir Menschen doch auch Herdentiere und leben in Solidarität.
Seminare mit Schafen
Lernen von und mit Schafen: Das ist die Idee von Hanspeter Etzold, der bundesweit Firmen-Seminare mit Schafherden gibt. Telekom, Chanel, Airbus und VW zählen zu seinen Kunden. Wer den Schafen überzeugend gegenübertritt, gewinnt das Vertrauen der Tiere und diese folgen ihm dann - in der Überzeugung, dass er weiß, wo leckeres Futter ist. Lehrreiche Erfahrungen und Erkenntnisse vermittelt der Trainer mit der Herde. In Schäfer Steffen Schmidt hat er einen Partner gefunden, der offen für diese Art der Coachings ist. Schmidt hat im ersten Berufsleben als Arbeits- und Beschäftigungstherapeut gearbeitet.