Leserbriefe - Was die Leser 2021 bewegt hat

Wer morgens die Zeitung aufschlägt, sie liest, denkt sich seinen Teil. Nur wenige teilen sich aktiv mit, geben der Redaktion eine Rückkopplung über Inhalte oder Fehlendes. So sind die Leserbriefe einer der wichtigsten Indikatoren darüber, was die Menschen in der Region bewegt hat. Mit 223 Leserbriefen - die Auswertung betrifft die abgedruckten Leserbriefe von Anfang Januar bis zum 15. Dezember - sind die Reaktionen der Leser zahlenmäßig deutlich hinter dem Jahr 2020 mit 313 Reaktionen zurückgeblieben, als zwar Corona (50 Leserbriefe) die Welt schon bewegte, aber die Zukunft des Heidekreis-Klinikums (HKK) allein zu 79 Reaktionen führte. Zwar hat die Redaktion im Vorjahr, anders als in diesem Jahr, auch Reaktionen von der Internetplattform Facebook abgedruckt, allerdings lediglich 18 Mal. Als besonders aktive Leser zeichneten sich Winfried Montzka mit 11 Briefen, Joachim Peters mit 10 und Mathias Främcke mit 7 Briefen aus. Die Herkunft der Leserbriefe spiegelt die Bevölkerungsdichte in etwa wieder, denn 29 Prozent stammen aus Soltau, 24 Prozent aus Schneverdingen, 21 Prozent aus Munster, gefolgt von Bispingen (8 Prozent), Neuenkirchen (5 Prozent) und Wietzendorf mit 4 Prozent. Die weiteren 9 Prozent der Leserbriefe stammen aus dem Südkreis oder aus anderen bundesdeutschen Regionen.

In diesem Jahr sind es die selben beiden Themen, die die Mehrzahl der Leserbriefe nach sich zogen. 61 Leserbriefe betrafen lokale Coronaartikel, davon alleine 22 das Thema Impfung und Impfzentrum. Weitere acht Leser kritisierten die Maßnahmen der Politik.

Von den 47 Leserbriefen zum HKK bezogen sich 25 auf das Bürgerbegehren, 12 auf die Standortfrage und drei Leser setzten sich mit der Wirtschaftlichkeitsfrage auseinander.

Die Kommunalwahlen haben immerhin noch 14 Leserbriefe nach sich gezogen, wobei die Landratswahlen und die Bürgermeisterwahlen in Soltau im Vordergrund standen. Dem gegenüber schlug sich der Bundestagswahlkampf in nur drei Leserbriefen nieder.

Offensichtlich beschäftigt auch der öffentliche Personennahverkehr im ländlichen Raum die Heidjer sehr. Allein sechs Leserbriefe gingen auf diesen Themenkomplex ein.

Eine immer noch bemerkenswert hohe Zahl an Leserreaktionen gab es gegen die Rodungen in Soltau für den Ausbau von Gewerbeflächen und zum Streit über um die weitere Kindertagesstätte in Bispingen. Weitere zwei Leserbriefe setzen sich für mehr Umweltbewusstsein und gegen eine Ausweitung des Siedlungsbaus ein.

Zwölf Leser sprangen auf überregionale Thermen an, alleine fünf zum Thema Corona, davon alleine drei zu den Videos von rund 50 Schauspielern, die sich in der ersten Jahreshälfte unter dem Begriff #allesdichtmachen sarkastisch gegen den Lockdown zu Wort meldeten.

Diskussionsfreudig zeigten sich die Verfasser der Leserbriefe auch untereinander. Allein zehn Briefe sind widersprechende Reaktionen auf andere Leserbriefe.

Die Leser der Böhme-Zeitung zeigen sich auch aufmerksam gegenüber Fehlern und lässlichen Sprachumgang seitens der Redaktion. Zwei Leser monierten die häufige Verwendung von Anglizismen, zwei weitere setzten sich mit der Zunahme von redaktionellen Fehlern auseinander. Es gab aber auch Dank. Dank für die Berichte der Redaktion und Dank für die Zusteller der Zeitung.

Sehr viele weitere Themen haben einen Niederschlag in Form von Leserbriefen gefunden. Bezeichnenderweise gehört der Wolf inzwischen fast nicht mehr dazu. In nur einem Leserbrief wird die Anwesenheit von Canis Lupus Lupus mit Besorgnis aufgegriffen.

Auch online gab es reichlich Reaktionen zu redaktionellen Inhalten. Die mit Abstand meisten Seitenaufrufe unter den redaktionellen Inhalten der Böhme-Zeitung im Internet (www.boehme-zeitung.de) entfielen im vergangenen Jahr auf das Liveblog zu den Kommunalwahlen. Der im Heidekreis äußerst spannend verlaufende Urnengang, der unter anderem einen neuen Landrat und neue Bürgermeister in Soltau und – nach einer Stichwahl – in Munster zur Folge hatte, sorgte für exakt 31002 Aufrufe. Dahinter folgen zwei traurige Ereignisse des Jahres 2021, nämlich die Berichterstattung über das Großfeuer in Lünzen (10994 Seitenaufrufe) und den Fund des zweiten toten Kindes im Zusammenhang mit dem Bispinger Dreifachmord (9668). Ebenfalls besonders großes Interesse galt der Nachricht, dass zum Jahresbeginn ein junger Wolf bei Schneverdingen illegal erschossen worden sein könnte (9394). Genauere Untersuchungen des toten Tieres haben diesen Verdacht später widerlegt, der Wolf war tatsächlich an den Folgen eines Unfalls verstorben.

Auf der Facebook-Seite der Böhme-Zeitung zog im vergangenen Jahr die Nachricht von der Festnahme von Maurice G. die meisten Reaktionen (2302) nach sich. Ihm wird der Dreifachmord in Bispingen zur Last gelegt, er muss sich dafür aktuell vor dem Landgericht Lüneburg verantworten. Dass das Verbrechen die Menschen im Heidekreis stark aufgewühlt hat, lässt sich an hohen Reaktionsraten zu allen geposteten Berichten rund um die Tat und den Strafprozess ablesen. Sehr viele Menschen sprachen der Opferfamilie via Facebook ihr Beileid aus und gaben ihrer Fassungslosigkeit und Trauer Ausdruck. Wenige ausfällige Kommentare, die dem mutmaßlichen Täter galten, musste die Redaktion wegen Verstoßes gegen die Umgangsregeln löschen. Die Frage, wie detailliert die BZ über die grausige Tat und den Strafprozess berichten soll, wurde kontrovers diskutiert. Sehr interessiert zeigte sich die Facebook-Community 2021 auch an der live übertragenen BZ-Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl (1825 Reaktionen). Und auch die Eröffnung des ersten Unverpackt-Ladens im Heidekreis (481) sowie die Hochwasser-Hilfsaktion des Schneverdinger Unternehmers Stefan Talke (380) und die Berichterstattung über die Zukunft der Almhöhe in Soltau (269) stießen auf bemerkenswert hohe Resonanz. bk/ari