Das neue Heidekreis-Klinikum
Am Ende stehen drei Modelle auf dem Treppchen, aber wirklich nur der Sieger hat in allen Kriterien und bei allen Anforderungen an ein neues Krankenhaus im Heidekreis gepunktet. Und so gibt es für den Klinik-Entwurf einer Architektengruppe aus Niedersachsen und Berlin am gestrigen Dienstag nach einem zweitätigen Abstimmungsverfahren das einstimmige Votum aller 17 Preisrichter.
Das Modell ist wie alle 16 Wettbewerbsbeiträge im Kurhaus in Bad Fallingbostel ausgestellt. Auffällig ist die Kompaktheit des Vorschlags, es ist im Vergleich der kleinste Entwurf, die Bodenständigkeit, aber gleichzeitig wohl auch die Funktionalität und Wirtschaftlichkeit, die insbesondere HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge als die für ihn entscheidenden Kriterien hervorhebt. Der Entwurf erfülle zu 100 Prozent das vorgegebene Raumprogramm und bleibe dennoch im finanziellen Rahmen.
Darauf und auf die hohe Akzeptanz der Bevölkerung hat auch Manfred Ostermann bei der Entscheidung großen Wert gelegt, wie er erklärt. Mediziner und das Pflegepersonal erhielten mit der Umsetzung des Entwurfs die optimalsten Voraussetzungen. „Wir wissen heute, dass Architektur und Landschaft einen heilenden Charakter für Menschen haben“, freut sich HKK-Aufsichtsratschef Hermann Norden vor allem auch über die Berücksichtigung dieser Kriterien im Entwurf. Für Bad Fallingbostels Bürgermeisterin war vor allem entscheidend, dass das neue Klinikum kein Fremdkörper sein werde, sondern sich gut ins Stadtbild integriere.
Viergeschossig, 600 Parkplätze und ein Bahnhalt
Der Entwurf ist auf der Fläche zwischen der Walsroder und der Düshorner Straße eingeordnet. Dazwischen soll eine neue Verbindungsstraße entstehen, über die der Neubau erschlossen werden soll, auch ein Bahnhalt und ein Hubschrauberlandeplatz sind im Modell mitgedacht. Das Klinikum selbst ist rund um eine Art Atrium angeordnet, von dort geht es zum Besucher- und Patienteneingang, der mit großen Glasflächen den Blick nach draußen gewährt. Vier Kuben prägen den Entwurf, die allerdings nicht für sich alleine stehen, sondern über darunter liegende Gebäude miteinander verbunden sind. Ob die Fassade allerdings diese Holzoptik des Entwurfs behalten wird, ist noch nicht geklärt. Viergeschossig soll der Bau in bestimmten Bereichen werden, 600 Parkplätze sollen auf zwei Etagen einer begrünten Parkgarage entstehen. Überhaupt ist der Entwurf von viel Grün und schon weiter gedachten Parkanlagen geprägt, die insbesondere für die Patienten der Psychiatrie und Geriatrie sowie der Palliativstation vorgesehen sind. „Das Krankenhaus vermittelt auch die Haltung des Landkreises“, betont der Vorsitzende des Preisgerichts, Professor Jörg Aldinger, die Kriterien der Jury. An drei Punkten macht er das fest: Angemessenheit, Bescheidenheit und Sympathiewert seien bei dem Entwurf besonders hervorgestochen. Aber natürlich sei es auch um harte Kriterien, wie die Erschließung, die Besucher- und Patientenströme, die Wege für die Mitarbeiter, die Verbindung zwischen den Abteilungen oder die Anfahrt für Pkw und Rettungsdienst gegangen. Das alles sollte sinnvoll geordnet werden. Der Sieger habe für all die Anforderungen gute Lösungen gefunden. Aber auch Entwicklungsmöglichkeiten biete der Entwurf, wie auch Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit: „Er erfüllt zu 100 Prozent das Raumprogramm und hält die finanziellen Vorgaben ein.“ Keine Antwort gibt es trotz des nun abgeschlossenen Architektenwettbewerbs auf die Frage der Gesamtkosten für den Bau. Die Architekten waren mit der Vorgabe von etwas mehr als 200 Millionen Euro in die Planung gegangen – inklusive der Planungskosten. Die Gesamtkosten, erklärt Rogge, würden erst drei Jahre nach Bauende, bei der letzten Abrechnung tatsächlich vorlegen. Elisabeth Meyer-Pfeffermann, Leiterin des Referats Krankenhausbau beim Niedersächsischen Landesamt, die auch als Preisrichterin tätig war, betont, dass der Kostenrahmen bislang eingehalten werde, doch es fehlten noch die Betriebskosten und es müsse mit einer erheblichen Steigerung der Baukosten über die Zeit gerechnet werden, im Jahr zwischen drei und viereinhalb Prozent. Deshalb müsse man die weitere Planung so schnell wie möglich gemeinsam durcharbeiten, frühzeitig alle kostenrelevanten Ausgaben darlegen, damit das Projekt zügig Baureife habe. Uwe Drost, der die Klinik in dem Vergabeverfahren beraten hat, betont, dass es nun in die Hauptarbeit gehe. Jetzt stünden Feinabstimmungen und Verbesserungwünsche der Auftraggeberin, dem Heidekreis-Klinikum, an. Das nach europäischem Recht notwendige Vergabeverfahren werde mit den notwendigen Bietergesprächen fortgeführt. Das Modell solle nun zeitnah der Bevölkerung vor Ort unter den derzeit möglichen Coronabedingungen vorgestellt werden.
Preisgericht kürt Sieger
Die Architektengruppe Schweitzer und Partner aus Braunschweig mit dem Berliner Objektplanungsunternehmen Haschler Fehle sowie dem Landschaftsarchitekturbüro nsp aus Hannover haben den Siegerentwurf für den Neubau des Heidekreis-Klinikums abgegeben. Das Braunschweiger Büro hat laut eigenen Angaben seit 60 Jahren Erfahrung im Krankenhausbau, baute zuletzt in Oldenburg sowie in Leer. Den zweiten Platz belegte ein schwedisches Architekturbüro, das in Berlin eine Dependance unterhält, Platz drei ging an einen Kölner Bewerber. Insgesamt gingen zunächst in einer EU-weiten Ausschreibung 30 Büros um den Auftrag im Heidekreis ins Rennen. Nach einer ersten Auswahl blieben 16 Architekturbüros übrig, die nun ihre Ergebnisse und Vorschläge an zwei Tagen im Kurhaus in Bad Fallingbostel auf Stellwänden und als Modell präsentierten. Das Preisgericht bestand aus 25 Mitgliedern. at