Vier Szenarien, wie wir auf die Pandemie reagieren

Der Hamburger Stadtplaner Professor. Dr. Thomas Krüger fordert für einen in der Krise stabilen Großraum Hamburg die Stärkung der Vernetzung starker Kleinstädte um Hamburg herum.

Der Hamburger Stadtplaner Professor. Dr. Thomas Krüger fordert für einen in der Krise stabilen Großraum Hamburg die Stärkung der Vernetzung starker Kleinstädte um Hamburg herum.

Heidekreis/Frankfurt a.M.. Die Coronakrise könnte laut Forschern des Frankfurter Zukunftsinstituts dem großen Entwicklungsstrang der Verstädterung (Urbanisierung) einen Dämpfer verpassen. Das Institut sieht in einem Weißbuch vier mögliche Szenarien, in drei wollen Stadtbewohner aufs Land ziehen. Das könnte sich auch auf den Heidekreis positiv auswirken.

Das pessimistischste Szenario sieht eine totale Isolation vor. Der Shutdown ist Normalität, gechipte Menschen werden beim Betreten öffentlicher Verkehrsmittel gescannt. Vor einem Treffen mit anderen Personen übermitteln sich diese zuvor aktuelle Gesundheitsdaten. Auslandsreisen werden schwieriger. Der Import von Gütern wird vorsorglich eingeschränkt. Die zuvor infrastrukturell bessergestellte Stadtbevölkerung wird unselbstständig, auf dem Land hingegen lebt man nah an der versorgenden Landwirtschaft.

Im zweiten Szenario kommt es zur Re-Nationalisierung. Staaten misstrauen den Gesundheitssystemen anderer Staaten, es kommt zu Spannungen, die globalisierte Welt sinkt in einen permanenten Krisenmodus, drastische Maßnahmen bei jedem Infektionsaufkommen werden normal, die Datenfreiheit wird eingeschränkt. Die Staaten verteidigen ihre Ressourcen, die Nahversorgung löst den internationalen Lebensmittelhandel ab. Die Landbevölkerung lebt relativ sicher im Vergleich zur Stadtbevölkerung.

Die Menschen ziehen aufs Land

Im dritten und vierten Szenario sind Menschen und Mächte grundsätzlich optimistischer. Dennoch entwickelt sich auch im dritten Szenario die globalisierte Welt zurück, lokale Strukturen werden deutlich gestärkt, die Menschen ziehen aufs Land.

Reisen ist nicht mehr selbstverständlich, Naherholung hingegen schon. Im letzten Szenario kommt es zu einer Weltgesellschaft, die Krisen gut verkraftet und aus ihnen lernt (Resilienz). Der Massenkonsum weicht einem gesünderen Wirtschaftssytem. Der ländliche Raum gewinnt an Bedeutung.

Die BZ setzt sich in dieser Ausgabe mit dem Corona-Effekt auf den Siedlungsraum Hamburg auseinander, zu dem auch der Heidekreis zählt. Im Expertengespräch beschreibt der Hamburger Stadtplaner Professor Dr. Thomas Krüger, wie sich dieser Raum verändern muss, um stabil durch Pandemiekrisen zu kommen.