„Entscheidung über Klinikum viel zu früh“

vo Bad Fallingbostel. Heute Nachmittag entscheidet der Kreistag über die strukturelle Neuausrichtung des Heidekreis-Klinikums – viel zu früh, meint jedenfalls Dr. Manfred-Peter Müller-Kortkamp. Der Hals-, Nasen- und Ohrenarzt mit Fachpraxis in Soltau hat als Standesvertreter des Hartmannbundes – laut Müller-Kortkamp die größte deutsche Ärztevereinigung – die öffentliche Präsentation des BAB-Gutachtens durch Ulrich Kestermann am Montagabend verfolgt. Zwar stimmt Müller-Kortkamp Kestermanns Schlussfolgerung zu, die Variante D – die die Kinderklinik für Soltau vorsieht – zu empfehlen, meldet aber grundsätzliche Bedenken an: „Wie die Zahlen im Jahre 2013 aussehen werden, auch im Hinblick auf den freien Wettbewerb unter den Anbietern, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Änderung der jetzigen Vorstellungen führen.“

Noch Fragen offen

Aus Sicht des Soltauer HNO-Arztes sind viele wichtige Fragen unbeantwortet geblieben oder gar nicht gestellt worden, etwa die zur Bettenauslastung und Planung für die Jahre 2011 bis 2013. Oder warum die Belegabteilung Walsrode weiterbetrieben werden solle, obwohl sie laut der dem Gutachter vorliegenden Zahlen in den vergangenen Jahren kontinuierlich Verluste eingefahren habe, zuletzt 98 000 Euro. Dagegen habe die Belegabteilung Soltau in der gleichen Zeit schwarze Zahlen geschrieben. Auch moniert Müller-Kortkamp, dass die ortsansässige Ärzteschaft nicht in die Planung einbezogen worden sei und kritisiert schließlich heftig die Art des Verfahrens: „Warum wurde der Inhalt der Gutachten nicht veröffentlicht zum Beispiel im Internet, welche Fakten sollten verschwiegen werden?“

Für Müller-Kortkamp liegen beide Gutachten zum Heidekreis-Klinikum außerhalb der Realität. Sie würden nicht den Ansprüchen an eine wissenschaftlich neutrale Expertise gerecht. Deshalb plädiert er für eine Überprüfung der Gutachten durch Dr. Ernst Bruckenberger in Hannover, einem Experten auf dem Gebiet, „der schon viel für Soltau getan hat“. Müller-Kortkamps Fazit: „Es ist falsch, Politiker, medizinische Laien, zu einer Entscheidung zu zwingen, die sie innerhalb von drei Wochen nach Erstellung der Gutachten abgeben sollen. Das kann zu keiner Sachentscheidung führen. Die Entscheidung zur Neuausrichtung des Heidekreis-Klinikums sollte erst nach Vorliegen eines neuen Gutachtens getroffen werden.“