Eine Stimme besiegelt Schicksal der Kinderklinik
vo Bad Fallingbostel. Jede Stimme zählte. Es war ohne Zweifel eine der lebhaftesten und spannendsten Kreistagssitzungen seit der Kreisreform 1977 – am Ende leider mit dem schlechteren Ende für Soltau. So dürfte es zumindest in der Böhmestadt mehrheitlich gesehen werden. Denn nach der Kreistagssitzung am Freitagnachmittag steht fest, dass die Kinderklinik am Soltauer Krankenhaus aufgelöst wird. Das sieht nämlich die Variante C des Gutachtens zur Neustrukturierung des Heidekreis-Klinikums vor, die der Kreistag mit 25 zu 17 Stimmen bei einer Enthaltung durch Landrat Manfred Ostermann beschlossen hat. Zuvor war der alternative Plan D, der den Fortbestand der Soltauer Kinderklinik vorsah – mit der knappen Mehrheit von 22:21 Stimmen gescheitert.
Zumindest nach der Diskussion der vergangenen Tage kommt das Ergebnis überraschend. Denn nach der Präsentation des Gutachtens durch Ulrich Kestermann am vergangenen Montag schien alles auf die D-Variante hinauszulaufen. Doch genau den Aspekt, den Kestermann als gewichtigstes Argument für seine Empfehlung pro Plan D mit Kinderklinik in Soltau ins Feld geführt hatte – die Akzeptanz bei der Bevölkerung –, wurde von den Kritikern verworfen. Letztlich überwog die Überzeugung, dass Variante C aus betriebswirtschaftlicher und strategischer Sicht besser sei, weil sie eine klarere medizinische Schwerpunktbildung ermöglicht: Soltau soll Zentrum für Herz- und Kreislaufmedizin werden, Walsrode Schwerpunkt der Bauch- und Darmmedizin. Die Fronten waren klar gesteckt: hier die CDU/FDP-Gruppe, die mehrheitlich für Plan C argumentierte, da der Rest des Kreistages. Krankheits- beziehungsweise urlaubsbedingt fehlten Hermann Bockelmann (CDU) und Gerd Christoffer (FDP) bei der Sitzung.
Den Ausschlag gab letztlich die Zahl derjenigen Abgeordneten, die der jeweiligen Fraktionsempfehlung nicht folgen wollten. Und da musste SPD-Fraktionschef Dieter Möhrmann mit Kornelia Tamke (Hodenhagen) sowie den Walsrodern Hartmut Mindermann und Claus Wiltzer einen entscheidenden „Abweichler“ mehr verkraften als auf der anderen Seite der Chef der CDU/FDP-Gruppe, Hermann Norden. In dessen CDU/FDP-Gruppe scherten lediglich Friedhelm Eggers und Norbert Harms aus. Das hatten die beiden Soltauer Christdemokraten bereits im Vorfeld angekündigt und in der Kreistagssitzung noch einmal mit persönlichen Erklärungen dargelegt. Dagegen ließen die drei Sozialdemokraten während der Debatte nicht auf ihr späteres Abstimmungsverhalten schließen. Dass es am Ende ein klares Votum gab, ist den drei Abgeordneten der Grünen zu verdanken. Ihr Sprecher Dr. Christopher Schmidt hatte vor der Abstimmung deutlich gemacht, dass man die D-Variante klar favorsiere. Sollte diese keine Mehrheit finden, wäre man bereit, bei erforderlichen zweiten Abstimmung für Plan C – „damit können wir leben“ – zu votieren. „Damit es keine Blockade gibt.“
Wie geht es nun weiter? Wie geplant mit Plan C. „Drei bis vier Jahre wird es wohl dauern, bis das eben Beschlossene umgesetzt ist“, meinte Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Karl-Ludwig von Danwitz in einem Pressegespräch nach der Sitzung. Wie das im Detail aussehen solle, das sei im wesentlichen Aufgabe des neuen Kreistages, der am 11. September gewählt wird. Mit dem heikelsten Detail, die Abwicklung der Soltauer Finkelstein-Kinderklinik, wird sich wohl noch der jetzige Kreistag befassen müssen. Er gehe davon aus, dass die Soltauer Kinderklinik bis Anfang des kommenden Jahres aufgelöst und nach Walsrode verlegt wird, nannte Klinikum-Geschäftsführer Norbert Jurczyk auf Nachfrage den zeitlichen Rahmen. Das könnte aber auch schon früher geschehen, ließ Jurczyk durchblicken: „Es ist nicht ausgeschlossen, dass es nicht schon 2011 geschehen wird.“