Kommentar: Plan C kaum zu vermitteln
Von Jörg Jung
Wer geglaubt hat, die Abstimmung des Kreistags kommenden Freitag über die Zukunft des Heidekreis-Klinikums wird ein Selbstläufer, sieht sich getäuscht. Zwar hat sich der Gutachter eindeutig für Plan D mit der Kinderklinik in Soltau ausgesprochen; doch die CDU favorisiert mit klarer Mehrheit Plan C mit der Kinderklinik in Walsrode. Verkehrte Welt: Während sich Gutachter üblicherweise ausschließlich an harten Zahlen orientieren, betonen die des Klinikums auch die Akzeptanz, also unter anderem die Frage, wie weit die Bevölkerung bei den Überlegungen mitspielt. Andersherum verhält es sich bei vielen Kreistagspolitikern – zumindest auf Seiten der CDU: Bemühen sie sich für gewöhnlich, Volkes Stimme zu vernehmen, zählen bei ihnen plötzlich ausschließlich Gewinne und Kosten.
Diejenigen Politiker aber, die mit Plan C liebäugeln, sollten sich bewusst sein, auf welch gefährliches Terrain sie sich begeben. Wie wollen sie eine solche Entscheidung gegenüber der Bevölkerung begründen? Tatsächlich mit nackten Zahlen? Damit werden sie die meisten Menschen nicht erreichen. Die Enttäuschung dürfte in der Bevölkerung groß sein und lange anhalten – möglicherweise so lange, dass am Ende das Heidekreis-Klinikum wirtschaftliche Probleme bekommt. Denn sollten sich die Menschen als Konsequenz von „ihrem“ Krankenhaus abwenden und andere Kliniken aufsuchen, wird aus dem „weichen“ und nach Auffassung der CDU offensichtlich vernachlässigbaren Faktor Akzeptanz plötzlich ein ganz „harter“, der sich auch in den Geschäftszahlen der Klinik in Form niedrigerer Umsätze auswirkt. Dann könnten Gewinne und Kosten auf einmal weit niedriger ausfallen, als in Plan C unterstellt. Will die CDU das wirklich riskieren?