Leserbrief: Gesamte Region wird beeinflusst
Krankenhäuser sollen die Grundversorgung für die Bürger der Stadt leisten. Bisher war es ungeschriebenes Gesetz, dass die drei großen Abteilungen (Innere, Chirurgie, Gynäkologie/Geburtshilfe) an jedem Krankenhaus der Grundversorgung vorgehalten wurden, dazu notwendige Belegabteilungen und kleinere Fachkliniken (zum Beispiel Kinderheilkunde). Im Zuge des demographischen Wandels und im Hinblick auf wirtschaftliche Handlungsweisen in Konkurrenz/Ergänzung zu großen Häusern der Umgebung sind neue Ideen gefordert. Je höher der wirtschaftliche Druck, desto intensiver muss an einer schnellen, vernünftigen, sozialen, alle Argumente berücksichtigenden Lösung gefeilt werden.
Ziel sollte sein, die bestmögliche Lösung für die direkt/indirekt Beschäftigten (größter Kostenfaktor) und die wirtschaftliche Weichenstellung der Betriebe in Deckung zu bringen. Augenmaß und freie Meinungsbildung sind gefordert unter Kenntnis der Betriebszahlen der letzten Jahre, keine emotionale Debatte hinter verschlossenen Türen. Wenn wirtschaftlich vertretbar, dann sollten die großen Abteilungen jeweils Bestandsschutz haben. Eine interne Gewichtung in den einzelnen Fachgebieten ist möglich, wird zurzeit schon für gastroenterologische beziehungsweise kardiologische Fälle in Soltau/Walsrode praktiziert. (...) Eine Spezialisierung und Neueinrichtung von Teilfachgebieten wie Geriatrie (Altersmedizin) und Neurologie/Stroke Unit ist angesichts der Alterspyramide, des günstigen Kosten-Nutzen-Verhältnisses und unter Beachtung der Schwerpunkte umgebender Kliniken sinnreich. Ein Herzkathetermessplatz ist teuer in Anschaffung und Unterhaltung und angesichts des guten Angebotes in der näheren Umgebung (Rotenburg, Bad Bevensen) nicht zielführend.
Eine Weiterbildung des vorhandenen Personals in Richtung neuer Teilfachgebiete muss gewährleistet sein; es darf nicht um sogenannte Freisetzung von Angestellten, sondern primär um bessere Auslastung der Kliniken gehen. Zudem sind Neubürger nur über soziale Kompetenzen (Kliniken, Kindergärten, Schulen, Sportvereine, Kulturangebote) zu gewinnen. Je mehr Einschnitte in dem Kriterienkatalog, desto weniger Zuzug und nachfolgende Schrumpfung der Städte. Dies wiederum beeinflusst die heimische Industrie und Dienstleister. Insofern hat die überfällige Neuordnung/Neuorientierung der Krankenhäuser einen entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der gesamten Region.
Dr. Matthias Büttner Winsener Straße 34f 29614 Soltau