Aufsichtsratschef der Klinik traut sich nicht zur FDP

wu Neuenkirchen. Cord Marquardt blickte bedauernd auf den leeren Platz zu seiner rechten Seite. Er zeigte kurz das Namensschild: „Hier sollte eigentlich Dr. Karl-Ludwig von Danwitz sitzen“, sagte der Neuenkirchener FDP-Ortsvereinsvorsitzende. Doch der Aufsichtsratschef des Heidekreis-Klinikums hat seine Teilnahme an der Diskussion zur Krankenhauszukunft drei Tage zuvor abgesagt. So blieb es bei der Versammlung der Liberalen im Sticht und auf Kreisebene am Montagabend bei weitgehend allgemeinen und bekannten Informationen.

„Es gibt viele Fragen – aber heute werden wir sicher keine Antworten finden“, bedauerte Marquardt. Die Diskussion und heftige Kritik an den Umstrukturierungsplänen des kreiseigenen Unternehmens – und der bisherigen Öffentlichkeitsarbeit – hatten dazu geführt, dass sich von Danwitz nicht zu den Liberalen traute. Denn der Schneverdinger Christdemokrat Danwitz habe dabei „so viel Prügel bekommen, dass der Aufsichtsrat seinem Vorsitzenden geraten hat, sich nicht allein mit Informationen in die Öffentlichkeit zu begeben“, erläuterte FDP-Kreistagsmitglied Gerd Christoffer, bei dem von Danwitz abgesagt hatte.

„Prügel kann ich gut ab“

Der Schneverdinger bestätigte am Dienstagvormittag diesen Rat seines Aufsichtsrats. Es sei einheitliche Linie aller, sich derzeit nicht zu äußern. Er selbst sehe die Anwürfe aber eher gelassen: „Die Kritik nehme ich nicht persönlich – und die Prügel kann ich gut ab“, meinte von Danwitz, erinnert sich an ebenfalls „stürmische Zeiten“ beispielsweise bei der Fusion des Landvolks. Die Umstrukturierungspläne des Unternehmens mit den Krankenhäusern Soltau und Walsrode sind besonders in Soltau heftig umstritten. Denn es geht um Schwerpunktbildungen – bei denen nach dem sogenannten Plan B Kinderabteilung, Geburtshilfe und Gynäkologie in Walsrode konzentriert werden sollen. Ob das tatsächlich so kommt, ist aber offen: Entscheidungen sollen nach dem derzeitigen Zeitplan im Januar 2011 fallen, bis Ende Dezember soll eine Projektgruppe aus allen Anregungen und Bedenken Vorschläge zur Klinikzukunft erarbeitet haben.

Besonders die mangelnde Öffentlichkeitsarbeit stand immer wieder im Fokus der Kritik. „Wir denken darüber nach, dass das anders wird“, versprach von Danwitz. Der Aufsichtsrat werde über eine öffentliche Veranstaltung zu den Plänen reden, betätigte er eine Ankündigung von FDP-Kreistagsmitglied Christoffer. Sie soll vermutlich Anfang Januar – nach Beratung im Aufsichtsrat, aber vor einer Entscheidung im Kreistag – in der Soltauer Reithalle stattfinden. Doch nicht nur die Bürger, auch die Politiker hätten zu wenig Informationen, kritisierte Christoffer. „Wir haben die Geschäftsführung gebeten, uns Argumente für die Umstrukturierung an die Hand zu geben. Genau das haben sie aber nicht getan.“ So blieb es am Montagabend bei den bisher bekannten Informationen. „Wir haben Fragen, Anregungen. Es geht um eine zukunftsträchtige Entscheidung, da wollen wir mithelfen“, sagte Christoffer. Dabei sei klar: „Es wird in irgendeiner Form unangenehme Entscheidungen geben“, ergänzte Marquardt.

Die FDP fordere Transparenz und Offenheit in der Diskussion, betonte der Liberale. „Es fehlt an Fakten. Emotionen können wir nicht gebrauchen.“ Nötig sei ein offener Umgang mit Zahlen, Daten und Fakten. So sei unverständlich, warum die deutlich stärkere Geburtshilfe in Soltau zur Disposition stehe. Außerdem fehlten Informationen zu den vorgesehenen Zukunftsabteilungen, kritisierte Christoffer. „Ob die neuen Dinge erfolgreich sind, ist eine Hoffnung, aber nicht belegt.“ Denn „so schlau wie wir hier sind die größeren Krankenhäuser Celle, Lüneburg oder Rotenburg schon lange“.

Der Platz neben Cord Marquardt blieb bei der Diskussion zum Heidekreis-Klinikum leer: Aufsichtsratschef Dr. Karl-Ludwig von Danwitz hatte abgesagt. Foto: wu

Der Platz neben Cord Marquardt blieb bei der Diskussion zum Heidekreis-Klinikum leer: Aufsichtsratschef Dr. Karl-Ludwig von Danwitz hatte abgesagt. Foto: wu

Andres Wulfes1 Comment