„Klinik-Abteilungen wurden hin- und hergeschoben“

wu Soltau. Da wunderten sich auch die Eingeweihten: „Ich habe gestaunt, wie die Abteilungen hin- und hergeschoben wurden“, erinnerte sich Karin Fedderke an die Umstrukturierungspläne beim Heidekreis-Klinikum. Auf einmal sei alles vom Plan A zu Plan B geändert worden. „Wir wollen nun Zahlen haben und müssen gucken, wie die Abteilungen arbeiten“, sagte die stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende des kreiseigenen Unternehmens am Dienstagabend.

Dabei gibt es für die Sozialdemokratin eine klare Vorgabe: „Was in Soltau gut läuft, sollten wir nicht nach Walsrode schieben. Dann kann man durchaus noch spezialisieren“, sagte sie und kritisierte: „Statt Gutachter hätte man den Sachverstand aus der Klinik nehmen sollen.“ Doch wie die Krankenhauszukunft tatsächlich aussieht, mit welchen Zahlen gerechnet wird, das blieb bei der Diskussion der Gewerkschaft Verdi in der Soltauer Bibliothek Waldmühle weitgehend im Dunkeln. Gut 50 Menschen waren zu der Veranstaltung unter dem Motto „Schwerpunktsetzung als Standortsicherung?“ gekommen. Bis zum Schluss blieben viele Fragen offen: Denn die Geschäftsführung war nicht gekommen. Ohnehin gibt es bisher den Aufsichtsratsbeschluss, nach dem derzeit ein neues Gutachten zur Klinikstruktur erarbeitet wird. Entscheidungen sollen im Januar fallen, vorher keine Ergebnisse bekanntgegeben werden. Doch dieser Schwebezustand, die Unsicherheit, macht den rund 1100 Mitarbeitern in den beiden Krankenhäusern Soltau und Walsrode zu schaffen, wie sie in der Diskussion deutlich machten. Elke Nobel vom Verdi-Landesbezirk kann das nur zu gut verstehen: „Es ist unglücklich, dass das alles so lange in der Schwebe gehalten wird.“

Bürgerstiftung angeregt

Ihrer Ansicht nach sollten die Pläne besser öffentlich präsentiert und diskutiert werden. Das Grundproblem liege dabei aber nicht im Heidekreis, sondern auf Bundesebene – in der unzureichenden Finanzausstattung für die Kliniken. Daher überlegten Krankenhäuser sehr genau, welche Abteilungen sich rechneten. Aufsichtsratsmitglied Dietrich Wiedemann (Grüne) forderte daher mehr Geld für die Kliniken und schlug dazu die Gründung einer Bürgerstiftung vor. „Die Beschäftigten wissen, dass was passieren muss“, ergänzte Rainer Oberüber und trat für Neustrukturierungen ein. „Wenn wir auf dem Stand wie jetzt bleiben, sind wir in fünf Jahren weg, Soltau noch ein bisschen früher.“ Die Einrichtung neuer Abteilungen sei nötig, um Geld zu verdienen: „Wir müssen uns spezialisieren.“ Eine Geriatrie, wie in Soltau geplant, sei da ein Weg, da das Durchschnittsalter aller Patienten ohnehin schon bei 70 Jahren liege. Auch der geplante Linksherzkatheterplatz sei eine Chance, denn da er fehle, würden 1300 Patienten außerhalb des Landkreises versorgt.

Für Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf gibt es dagegen keine Frage, wie die Krankenhauszukunft aussehen soll: Er kämpft vehement für ein vollwertiges allgemeines Krankenhaus in Soltau – „was auch der erste Arbeitsauftrag war“ – und gegen eine Verlagerung von Kinderklinik, Geburtshilfe und Gynäkologie nach Walsrode. „Ich bin kein Feind einer Umstrukturierung, aber sie muss sinnig sein, nicht blödsinnig“, sagte Ruhkopf. Ein Wegfall der drei Abteilungen wäre eine Schwächung Soltaus. Unterstützung erhält er dabei von der Wirtschaft, wie Unternehmer Jürgen Röders betonte. Er sah die Klinik-Geschäftsführung mit ihrer Aufgabe überfordert.

In der Bibliothek Waldmühle diskutierten unter anderem (von links) Verdi-Gewerkschaftssekretärin Elke Nobel, Betriebsratschef Rainer Oberüber, Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf und Moderatorin Gudrun Ehrhardt mit rund 50 Zuhörern über die Zukunft des He…

In der Bibliothek Waldmühle diskutierten unter anderem (von links) Verdi-Gewerkschaftssekretärin Elke Nobel, Betriebsratschef Rainer Oberüber, Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf und Moderatorin Gudrun Ehrhardt mit rund 50 Zuhörern über die Zukunft des Heidekreis-Klinikums. Foto: wu

Andres WulfesKommentieren