Kommentar: Viel Porzellan zerschlagen
Von Andres Wulfes
Eigentlich sollte bis Januar Ruhe herrschen in Sachen Krankenhaus. Die Projektgruppe sollte beraten und umfassend alle Daten und Fakten prüfen, um daraus den Zukunftsplan „zu stricken“. Eigentlich. Doch es kommt – nicht ganz überraschend – anders als geplant. Und die beiden Betriebsversammlungen tragen weder bei Beschäftigten noch bei den Bürgern zur Beruhigung bei. Denn es ist zwar Aufgabe eines Betriebsrats, sich Gedanken zur Zukunft eines Unternehmens zu machen und dafür einzusetzen. Aber warum zu diesem Zeitpunkt? Warum jetzt eine Resolution, wem nützt sie? Ein konkreter Anlass dafür besteht nicht. Eine Entscheidung nach Vorlage des Gutachtens zu fordern, wenn doch genau dies geplant ist, scheint wenig sinnvoll, trägt nur zu noch größerer Unruhe bei – und zeugt von wenig Gespür von der tatsächlichen Stimmung in der Belegschaft. Wenn die Politik von ihrem selbstgesteckten Zeitplan abweicht, wenn sie einen Beschluss tatsächlich hinauszögert, dann ist solch ein Papier nicht nur sinnvoll, sondern geboten. Aber jetzt? Stattdessen wird weiter Porzellan zerschlagen – und die Nerven liegen blank. Statt um harte Fakten geht es immer wieder um Emotionen und Ängste – Angst um eine ausreichende Versorgung im Krankheitsfall ebenso wie um den Arbeitsplatz. Nötig ist eine Rückkehr zu mehr Sachlichkeit und Besonnenheit. Dabei dürfte eins klar sein: Entscheidungen und Diskussionen hinter verschlossenen Türen sind nicht nur wenig hilfreich, sondern unmöglich. Wenn der Betriebsrat „personelle Konsequenzen“ androht, falls aus der Betriebsversammlung geplaudert wird, zeugt das nicht nur von wenig Gespür, sondern auch von wenig Realitätssinn – bei solch einer großen Zahl von Betroffenen lassen sich Informationen nun einmal nicht geheimhalten. Entscheidender ist daher eine offene Informationspolitik. Aufsichtsratschef von Danwitz hat sie in Soltau angekündigt – nun muss er das auch wahrmachen. Denn die Öffentlichkeitsarbeit war eine Katastrophe. In Zukunft wird es darum gehen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Und das geht nur mit Offenheit und Diskussionen.