Soltau braucht ein vollwertiges Krankenhaus
wu Soltau. Für die Stadt Soltau gibt es keine Diskussionen: Die Böhmestadt will ein vollwertiges Krankenhaus behalten. Und dazu gehören für sie nun einmal auch Kinderabteilung, Geburtshilfe und Gynäkologie. Entsprechend massiv haben sich Politik und Verwaltung in die Umstrukturierungsdiskussion des Heidekreis-Klinikums eingemischt – und wollen weiter am Ball bleiben. Mit Soltaus Bürgermeister Wilhelm Ruhkopf sprach BZ-Redaktionsmitglied Andres Wulfes.
BZ: Nach dem bisherigen Plan B des Heidekreis-Klinikums soll Soltau Kinderklinik, Gynäkologie und Geburtshilfe verlieren. Sie kämpfen vehement dagegen. Warum?
Ruhkopf: Ich lege als Bürgermeister der Stadt Soltau natürlich Wert darauf, dass Soltau ein vollwertiges allgemeines Krankenhaus behält. Das ist ein wichtiger Standortfakor. Wenn sich ein Betrieb hier neu aufstellen will oder jemand überlegt, hier seinen Wohnort zu nehmen, wird er sich natürlich einige Fragen zu der Stadt stellen. Und eine Frage ist die nach der vernünftigen Krankenhausversorgung. Wir sehen die Gefahr, dass dieser Vorteil aufgrund der Umstrukturierungspläne wegfällt und dass Soltau nur noch eine Anhäufung von Spezialkliniken hat, was sicherlich auch sehr gut ist, aber für die Stadt ist es eben wichtiger, ein vollwertiges allgemeines Krankenhaus zu behalten.
BZ: Was würde der Wegfall der drei Abteilungen bedeuten?
Ruhkopf: Gerade junge Familien legen viel Wert darauf. Soltau ist eine familienfreundliche Stadt, wir möchten gern, dass Familien sich hier wohlfühlen, ihre Kinder hier zur Welt bringen und auch aufwachsen lassen. Und dazu gehören eben diese Stationen. Ein Wegfall wäre ein deutlicher Nachteil im Bemühen, Neubürger zu werben.
BZ: Das Heidekreis-Klinikum und die Kreispolitik argumentieren ja einerseits mit wirtschaftlichen Überlegungen, andererseits auch mit der geringen Entfernung zwischen Walsrode und Soltau. Was für Argumente haben Sie, um die Politik und das Klinikum zu überzeugen, dass es eben doch nicht so kommen soll wie geplant?
Ruhkopf: Wir haben ja schon Signale aus einigen Städten des Nordkreises gehört, dass die Entfernungen von dort in andere Krankenhäuser wie Uelzen oder Rotenburg nicht größer sind als nach Walsrode. Es wird sicher viele Bürger geben, die sich dann umorientieren werden. Ich gehe davon aus, dass das Heidekreis-Klinikum bei den diskutierten Umstrukturierungen einen Patientenschwund haben wird, der sich letztlich auch negativ auf die Wirtschaftlichkeit auswirkt. Vielleicht schätzt man das in der Chefetage des Krankenhauses auch falsch ein oder hat andere Zahlen als ich, aber ich weiß, dass die Gefahr, dass wirtschaftliche Schwierigkeiten entstehen, durch diese Umstrukturierung nicht vom Tisch ist, die Klinik meines Erachtens eher wirtschaftliche Nachteile hat.
BZ: Die Protestwelle war ja groß, Unterstützung gab es im Vorfeld auch von der Heideregion. Dann aber haben sich die Nachbarkommunen zurückgehalten. Sind Sie darüber enttäuscht?
Ruhkopf: Die Nachbarkommunen haben sich insofern natürlich nicht zurückgehalten, weil sie sich über die Heideregion ja mit unserer gemeinsamen Erklärung schon geäußert haben. Zurückgehalten haben sie sich bei der Unterschriftensammlung. Und das hat mich schon ein bisschen verwundert. Aber auf der anderen Seite hat man ja gesehen, dass wir über die Streuung dieser Unterschriftenlisten durchaus auch die Nachbarkommunen erreicht haben. Und die Zahl der Unterschriften aus den Nachbarkommunen zeigt ja auch, dass sich die Menschen dort mit dieser Frage genauso auseinandersetzen wie die Bürgerinnen und Bürger Soltaus. Ich bin froh darüber, dass wir eine so große Anzahl an Unterschriften sammeln konnten und ich glaube, dieses Signal, das wir ja nun an den Landrat und den Aufsichtsratsvorsitzenden übergeben haben, kann man nicht überhören.
BZ: Wie wird es weitergehen mit dem Protest – gerade falls es doch Plan B geben sollte?
Ruhkopf: Enttäuscht bin erstmal darüber, dass man aus Fehlern der Vergangenheit nichts gelernt hat und nicht bereit ist, den Beratungsprozess transparent zu machen, damit auch die Argumente aus den Kommunen aufgenommen werden können, wie die Zukunft unserer Krankenhäuser aussehen kann. Das ist nicht passiert. Ich warte jetzt mit großem Interesse auf die Entscheidungen, die letztlich dann verkünden, wie die Neuaufstellung des Soltauer und Walsroder Krankenhauses aussehen sollen. Ich hoffe, dass es eben nicht nur ein abgespeckter Plan B ist, sondern man sich wirklich mit den Argumenten unsererseits auseinandergesetzt hat. Wenn das nicht der Fall ist, werden wir uns zusammen mit der Politik beraten, welchen nächsten Schritt wir gehen. Es werden dann auf keinen Fall die Rettungsaktionen eingestellt, sondern es wird weitergehen.
Infobox
wu Soltau. Die Böhme-Zeitung veröffentlicht eine Serie von Themen-Beiträgen, die für viele Soltauer von großem Interesse sind. Heute startet die Serie mit der Frage nach der Kranken-hausversorgung, der Zukunft des Heidekreis-Klinikums in der Böhmestadt.
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