Offener Brief zum Heidekreis-Klinikum
bz Soltau. In der Mittwochausgabe hat die Böhme-Zeitung über den Offenen Brief namhafter Soltauer Unternehmer an Dr. Karl-Ludwig von Danwitz berichtet, in dem es um die Zukunft des Heidekreis-Klinikums in Soltau geht. Von Danwitz ist Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums. Auf vielfache Nachfrage veröffentlicht die BZ den Offenen Brief im Folgenden im Wortlaut:
Sehr geehrter Herr Dr. von Danwitz,
die Diskussion um die Zukunft des Soltauer Krankenhauses wird mit zunehmender Schärfe geführt. Das Unverständnis in der Bevölkerung wächst und gibt auch mit Blick auf die Wahlen im nächsten Jahr Anlass zur Sorge. Wir haben den Eindruck, dass eine große Zahl der Wähler des Nordkreises, vielleicht sogar die Mehrheit, die Planung für das Heidekreis-Klinikum ablehnt und sich von den gewählten Abgeordneten nicht mehr vertreten sieht. Es sind Emotionen geweckt, die der Sache eher schaden als nützen. Als Unternehmensleiter müssen wir jedoch immer nüchtern an der Sachlage orientiert urteilen. Ohne Zweifel sind Veränderungen unumgänglich, um die Zukunft der Krankenhäuser zu sichern, die auch Verzicht bedeuten werden. Es bedarf aber überzeugender Begründungen und gegebenenfalls der Bereitschaft, das Konzept zu ändern, falls wichtige neue Gründe dafür sprechen. Wir meinen, dass der Aufsichtsrat des Klinikums und die politischen Vertreter sehr zu einer Versachlichung der von Verunsicherung, Unverständnis, Widerstand und Emotionen beeinflussten Diskussion beitragen können, indem sie auf die Fragen der Betroffenen mit sachlich fundierten Begründungen antworten. Die Bedenken aus Sicht der Unternehmen, wurden in einem Pressegespräch geäußert, dessen Inhalt in den örtlichen Zeitungen veröffentlich wurde. In Ihrem Kommentar, dass nicht zu erwarten sei, dass ein Betrieb wegen der Verlegung der Kinderabteilung seinen Standort im Kreis aufgeben würde, sehen wir keine angemessene Antwort für erfahrene und verantwortungsbewusste Unternehmer, die genau wissen, wovon sie sprechen. Einige Fragen möchten wir nachstehend formulieren.
• Soltau liegt im Zentrum des Kreises. Es ist für die Bewohner des Nord- und des Südkreises in gleicher Weise zu erreichen. Warum werden die wichtigen Abteilungen nicht im Zentrum konzentriert? Aus Schneverdingen ist zu hören, man werde sich wegen der Entfernung statt nach Walsrode mehr nach Rotenburg orientieren und für Munster sind Celle und Uelzen besser erreichbar. Warum ist die Verlagerung der für die Anwerbung qualifizierter Mitarbeiter besonders wichtigen Kinderabteilung und Gynäkologie aus dem im Zentrum des Kreises liegenden Soltau in die Randlage Walsrode geplant?
• Der Nordkreis hat ca. 73 200 Einwohner und der Südkreis ohne Dorfmark und umliegende Dörfer, die wegen ihrer Nähe zu Walsrode und Soltau neutral zu sehen sind, ungefähr 63 650. Auf den Südkreis bezogen hat der Nordkreis eine um 15 % größere Bevölkerung. Welche Gründe sprechen dafür, die Einwohnerstruktur nicht in die Entscheidung einzubeziehen, die Soltau mehr Gewicht gibt?
• Für 2008 werden für Soltau in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit 2025 gegenüber Walsrode mit 1528 30% höhere Fallzahlen ausgewiesen. Im Finkelstein-Klinikum liegt die Fallzahl mit 802 gegenüber 749 um 7 % höher (Zahlen 2008). Sollte eine Abteilung nicht am Standort mit eindeutig höheren Fallzahlen erhalten bleiben?
• Die Zahl der neugeborenen Kinder in Soltau liegt mit 481 erheblich über Walsrode mit 380 Neugeborenen (Zahlen 2008). Es stellt sich die gleiche Frage wie bei den Fallzahlen. Als Begründung für die Verlegung der Kinderabteilung nach Walsrode wird angeführt, dass die britischen Streitkräfte nach Ablauf ihres Vertrags mit ihrem Vertragskrankenhaus in Hannover für ihre Angehörigen das Krankenhaus in Walsrode in Anspruch nehmen möchten. Es handelt sich um 2700 Briten, also 2 % der Einwohnerzahl des Kreises. Ist dieser Gruppe wirklich eine große Bedeutung zuzumessen? Der Entfernungsunterschied Fallingbostel nach Soltau gegenüber der Strecke nach Walsrode ist gering und dürfte nicht relevant sein. Wird das Heidekreisklinikum zukünftig nicht mehr Mütter aus dem Nordkreis an Rotenburg, Celle oder Uelzen verlieren als es durch die geringe Zahl Angehöriger der britischen Streitkräfte gewinnt? Gibt es eine Garantie, dass die britischen Truppen trotz der Budgetpro¿bleme nicht reduziert werden? Der Gutachter Herr Kestermann hat sich anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse des vom Institut für betriebswirtschaftliche und arbeitsorientierte Beratung (BAB) erstellten Gutachtens klar für einen Erhalt der Kinderabteilung in Soltau und eine Schließung in Walsrode ausgesprochen. (Siehe Zitat in der Walsroder Zeitung vom 14.12.2009.)
Nur kurze Zeit später wurde im Plan B das Gegenteil empfohlen. Welche Begründung hat zu dieser Kehrtwendung ins Gegenteil geführt? Grundlegend neue Entwicklungen können in dem kurzen Zeitraum kaum vermutet werden. Eine nüchterne von Emotionen freie Sachdiskussion, die nicht in Allgemeinheiten stecken bleibt und ohne den gegen die Verantwortlichen gehegten Verdacht geführt wird, dass Regionalinteressen auf politischer Ebene die Entscheidung maßgeblich beeinflussen, ist mit Blick auf die große Bedeutung für die Unternehmen unseres ländlichen Raumes wie auch für jeden Einwohner dringend zu wünschen. Die politischen Entscheidungsträger stehen in der Verantwortung, zur Versachlichung beizutragen durch gut und überzeugend begründete Antworten und Sachargumente. Wähler und Wirtschaft dürfen in diesem Sinne besonders eine Antwort auf die Frage erwarten, auf welcher Grundlage und mit welcher Absicht der Plan B mit seinen völlig entgegen gesetzten Empfehlungen wirklich aufgestellt wurde. Wir bitten Sie, diese Zeilen als Bemühen zu verstehen, aus der jetzigen Situation der Verunsicherung und des Misstrauens heraus zu finden.
Mit freundlichen Grüßen hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe mbH & Co. KG, Geschäftsführer Heribert Gondert Harry-Brot GmbH, Geschäftsführer Rolf Martens Mundschenk Druck- und Verlagsgesellschaft mbH, Geschäftsführer Dr. Wolff-Martin Mundschenk Gebr. Röders AG, Vorstand Dipl.-Ing. Peter Bartolitius Röders GmbH, Geschäftsführer Hinrich und Jürgen Röders Röhrs AG, Vorstand Dipl.-Wirt.-Ing. Hans-Gert Kalender Stadtwerke Soltau GmbH, Geschäftsführer Dr. Claus-Jürgen Bruhn