Wirtschaft: Zahlen sprechen für Soltauer Klinik

wu Soltau. In einem offenen Brief an den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Karl-Ludwig von Danwitz haben sich Soltauer Firmen noch einmal gegen die Umstrukturierungspläne am Heidekreis-Klinikum Soltau ausgesprochen. Gleichzeitig kritisieren sie den Schneverdinger, der die Bedenken der Unternehmer „nicht angemessen“ beantworte. Nach den Umstrukturierungsplänen sollen Gynäkologie, Entbindungsstation und Kinderklinik aus Soltau abgezogen und in Walsrode konzentriert werden – Vorstellungen, die bereits für erheblichen Ärger gesorgt haben.

„Wir haben den Eindruck, dass eine große Zahl der Wähler des Nordkreises die Planung für das Heidekreis-Klinikum ablehnt und sich von den gewählten Abgeordneten nicht mehr vertreten sieht“, heißt es in dem Schreiben, das die Chefs der Firmen Hagebau Handelsgesellschaft für Baustoffe, Harry-Brot, Mundschenk Druck- und Verlagsgesellschaft, Gebr. Röders, Röders GmbH, Röhrs AG und Stadtwerke unterschrieben haben. Sie fordern eine „Versachlichung der von Verunsicherung, Unverständnis, Widerstand und Emotionen beeinflussten Diskussion“. Dazu könnten Aufsichtsrat und Politiker beitragen, indem sie auf Fragen überzeugend „mit sachlich fundierten Begründungen“ antworteten. Denn derzeit „sind Emotionen geweckt, die der Sache eher schaden als nützen“. Die Firmensprecher räumen ein, dass auch am Klinikum Veränderungen unumgänglich seien, um die Zukunft der Krankenhäuser zu sichern. Das könne auch Verzicht bedeuten. Doch dafür seien überzeugende Begründungen nötig. Denn schließlich liege Soltau im Zentrum des Kreises und sei für die Bewohner des Nord- und des Südkreises in gleicher Weise zu erreichen. „Warum werden die wichtigen Abteilungen nicht im Zentrum konzentriert?“, fragen die Unternehmer. „Warum ist die Verlagerung der für die Anwerbung qualifizierter Mitarbeiter besonders wichtigen Kinderabteilung und Gynäkologie aus dem im Zentrum des Kreises liegenden Soltau in die Randlage Walsrode geplant?“ Die Firmenvertreter weisen außerdem auf die Bevölkerungsstruktur hin. Denn der Nordkreis sei deutlich größer: Er umfasse rund 73 200 Einwohner, während im Südkreis ohne Dorfmark und umliegende Dörfer, die wegen ihrer Nähe zu Walsrode und Soltau neutral zu sehen seien, ungefähr 63 650 Menschen lebten.

Größere Bevölkerung Damit habe der Nordkreis eine um 15 Prozent größere Bevölkerung. „Welche Gründe sprechen dafür, die Einwohnerstruktur nicht in die Entscheidung einzubeziehen, die Soltau mehr Gewicht gibt?“ Doch auch die Zahlen in der Klinik selbst sprechen nach Ansicht der Unternehmer für die Abteilungen in der Böhmestadt. Denn für 2008 würden für Soltau in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit 2025 gegenüber Walsrode mit 1528 rund 30 Prozent höhere Fallzahlen ausgewiesen. In der Finkelstein-Kinderklinik liege die Fallzahl mit 802 gegenüber 749 um 7 Prozent höher (Zahlen 2008). Auch die Zahl der Geburten sei in Soltau (481 in 2008) erheblich höher als in Walsrode (380). Als ein Grund für die Verlegung der Kinderklinik werde genannt, dass dort künftig die Angehörigen der britischen Streitkräfte behandelt werden sollen. Doch dabei handele es sich um 2700 Menschen, 2 Prozent der Einwohnerzahl. „Ist dieser Gruppe wirklich eine große Bedeutung zuzumessen?“ Hinzu komme, dass der Entfernungsunterschied von Bad Fallingbostel nach Soltau gegenüber der Strecke nach Walsrode kaum relevant sei. Stattdessen bestehe die Gefahr, dass das Heidekreis-Klinikum mehr Mütter aus dem Nordkreis an Rotenburg, Celle oder Uelzen verliere als es durch die geringe Zahl Angehöriger der britischen Streitkräfte gewinne.

Andres WulfesKommentieren