Klinik sieht in Planung nur Vorteile

vo Soltau. Eines hat die Krankenhausdebatte der vergangenen Wochen bereits bewirkt: Sie hat das Verfahren zur Neustrukturierung des Heidekreis-Klinikums verzögert. Das machte der Vorsitzende des Klinikum-Aufsichtsrats, Dr. Karl-Ludwig von Danwitz, am Montagvormittag deutlich. Gemeinsam mit Geschäftsführer Norbert Jurczyk und Gutachter Ulrich Kestermann hatte er zum Pressegespräch geladen, um nochmals den Standpunkt der Klinikum-Verantwortlichen darzulegen.

Nach dem ursprünglichen Zeitplan sollte eigentlich Klarheit über Zusammensetzung und Arbeitsauftrag der Projektgruppen herrschen. „Jetzt soll es im September losgehen.“ Aufgabe dieser Gruppen werde es sein, die Basis für die Beschlüsse zur Neuausrichtung des Klinikums zu erarbeiten. Die Entscheidung selbst liege dann beim Kreistag als Gesellschafter, betonte von Danwitz, der sich als Moderator sieht. Dabei habe es, wie er einräumt, Probleme bei der Kommunikation und Fehler bei der Öffentlichkeitsarbeit gegeben.

Jetzt geht er davon aus, dass der Kreistag erste Weichenstellungen nicht mehr in der Dezember-Sitzung, sondern erst im Frühjahr 2011 vornehmen wird. Etwa eineinhalb Jahre wird es laut Geschäftsführer Jurczyk dauern, bis belastbare Daten und Fakten – etwa zu Ärztebedarf und -versorgung oder zu den Auswirkungen vor Ort ¿¿¿¿– vorliegen. Ob es am Ende den in Soltau vehement geforderten Erhalt von Geburten- und Kinderabteilung sowie Gynäkologie geben wird, scheint aber fraglich. „Plan A (der noch eine Auflösung dieser Abteilungen in Walsrode vorgesehen hatte, d.Red.) war damals eine vernünftige Lösung“, sieht Gutachter Kestermann dennoch keine grundsätzliche Kehrtwende. Es bleibe bei acht Entwicklungsrichtungen als Schwerpunkte, die jeweils verteilt an einem der beiden Standorte eingerichtet oder ausgebaut werden sollen.

Die Akut- und Notfallversorgung soll an beiden Standorten gewährleistet werden. Nach der Vorstellung des ersten Gutachtens Ende 2009 seien neue zu berücksichtigende Faktoren bekannt geworden, etwa der Wunsch der in Bad Fallingbostel/Oerbke stationierten Briten nach einer Zusammenarbeit in den Bereichen Geburtshilfe, Pediatrie und Gynäkologie. Auch sei deutlich geworden, dass der Einfluss der Mitbewerber in diesem Segment im Soltauer Einzugsbereich stärker einzuschätzen sei als in Walsrode. Zudem sei fraglich, ob Walsrode seinen Status als von der Berufsgenossenschaft anerkanntes Unfallkrankenhaus halten könne. Dies solle zumindest für Soltau sichergestellt werden.

Nach Überzeugung von Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzendem überlagert die „emotionale Debatte in Soltau“ um die Zukunft von Geburtshilfe und Gynäkologie einen positiven Aspekt: Plan B sieht eine Verschiebung zugunsten Soltaus vor. Demnach würden 70 Betten der Traumatologie dorthin „wandern“, im Gegenzug lediglich 45 im Bereich der Bauchchirurgie nach Walsrode.

Beispielhaft beschrieb von Danwitz die Problematik anhand der Belegung der Kinderstationen. Hier habe es in der vergangenen Woche in Soltau und Walsrode jeweils sieben kleine Patienten gegeben. Die Tatsache, „dass es immer weniger kranke Kinder gibt“, sei erfreulich, rechtfertige es auf Dauer aber nicht, 11,4 Ärzte vorzuhalten. Mit kleinen Abteilungen, die nicht wirtschaftlich geführt werden können und damit in ihrem Bestand bedroht seien, lasse sich kein medizinisches Fachpersonal in die Provinz locken, klagt Jurczyk. Nötig seien große Einheiten und die Erschließung umsatzträchtiger, „verheißungsvoller, stückzahlenverdächtiger“ Zukunftsfelder, wie sie in Soltau mit Kardiologie und Geriatrie angestrebt würden.

Bereits jetzt arbeiteten zirka acht Prozent der am Heidekreis-Klinikum tätigen Ärzte nicht mit festen Anstellungsverträgen, sondern würden als Honorarkräfte vergütet – Tendenz steigend. Am 25. August tagt der Aufsichtsrat des Klinikums, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Für Ende August/Anfang September kündigte von Danwitz eine interne Informationsveranstaltung für Kreistag und Kommunen an. Öffentliche Veranstaltungen zum Thema Heidekreis-Klinikum sind derzeit nicht vorgesehen.