„Unter 300 Plätzen werden wir nicht überleben“
Walsrode. Jeden Monat eine Veränderung, oft auch mehrere, die das Heidekreis-Klinikum (HKK) 2019 vorangebracht haben. Der mit einer Powerpoint-Präsentation gestützte Rückblick von Dr. Armin Rogge im Pressegespräch auf sein erstes Jahr als HKK-Geschäftsführer weist keine Leerstelle auf. Für den nördlichen Teil des Kreisgebiets die wichtigste Veränderung gab es kurz vor Jahreschluss: die vollständige Rückverlegung der Fachabteilung Unfallchirurgie an den Standort Soltau im Rahmen des Projektes „Sicherstellung der Not- und Unfallversorgung“. Aus heutiger Sicht sei die Zustimmung des Aufsichtsrats zur Verlegung der Station nach Walsrode falsch gewesen, räumt Rogge ein, lobt aber gleichzeitig das Gremium für seine „Größe, Fehler einzugestehen und zu revidieren“. Das wollte der neben ihm sitzende Aufsichtsratschef nicht unkommentiert lassen: „Die Bedingungen haben sich geändert“, nimmt Hermann Norden seine Kollegen und sich selbst in Schutz.
Zertifizierungen von Abteilungen als Fortschritte
In seiner Aufzählung der Fortschritte nannte Rogge unter anderem die Allgemein- und Viszeralchirurgie, die neben der erneuten Zertifizierung zum Kompetenzzentrum für minimal- invasive Chirurgie auch die Zertifizierung zum Hernienzentrum (Bauchwand-/Leistenbrüche) erfolgreich abgeschlossen habe. 2019 habe die Unfallchirurgie die Zertifizierung zum Traumazentrum geschafft, diese Zertifizierung solle 2020 auch für Soltau und Walsrode gelingen. Auch bauliche Maßnahmen wurden begonnen – und teilweise bereits abgeschlossen: So wurden die Operationssäle in Soltau ertüchtigt und modernisiert. Die Intensiveinheit am Standort Walsrode wurde wiederum auf insgesamt 16 Plätze vergrößert. Im Verwaltungsbereich wurden durch Umstellung auf ein neues Konzept 300 von bis dahin 700 Druckern eingespart.
„Alle Entscheidungen antizipieren schon das neue Haus“, verwies Rogge auf die große Klammer. Das Projekt „Neubau eines Gesamtklinikums“ stehe über allen Überlegungen. Bis zum Jahresende soll die Standortsuche abgeschlossen sein, damit der Kreistag entscheiden kann, wo das neue Gesamtklinikum gebaut werden soll. Bis zur Fertigstellung werden noch einige Jahre ins Land gehen. Diese Zeit müsse man auch nutzen, um Akzeptanz für das neue Klinikum zu schaffen, will Rogge Vertrauen aufbauen oder verlorengegangenes zurückgewinnen. Da setzt er auf Information, Tansparenz und Offenheit. Für Akzeptanzgewinn sorgen solle ein umfassendes Konzept für die Gesundheitsversorgung im Heidekreis, welches auch die Nachnutzung der beiden bestehenden Krankenhäuser einschließt.
Was die zukünftige Sicherstellung der regionalen Gesundheitsversorgung betrifft, ist nach Überzeugung des Geschäftsführers vieles möglich und vorstellbar – nur eines nicht: Der Verzicht auf einen zentralen Neubau. Der müsse her. „Unter 300 Plätzen werden wir nicht überleben“, sagt Rogge. Und wenn nicht, „dann wird es in zehn Jahren kein Heidekreis-Klinikum mehr geben“. vo