„Von 100 Euro geben wir 120 wieder aus“

Walsrode. „Von 100 Euro, die wir einnehmen, geben wir 120 Euro wieder aus.“ Die Rechnung von Geschäftsführer Dr. Achim Rogge erinnert an die eines Milchmädchens, beschreibt aber anschaulich die Probleme des Heidekreis-Klinikums (HKK). Das HKK arbeitet nicht kostendeckend. 13 Millionen Euro musste der Landkreis im vergangenen Jahr als Defizitausgleich zuschießen. Eine Erklärung laut Rogge: „Wir zahlen Tarif“ – anders als beispielsweise im Bereich Stade, wo der Landkreis nicht Träger der Krankenhäuser ist. Denn wesentlicher Kostentreiber ist der Personalbereich, dessen Anteil laut Rogge bei 85 Prozent liegt. Wenn es gelänge, die 2000 Patienten zurückzuholen, die sich zu stationären Behandlungen in umliegende Krankenhäuser begeben, sähe die Rechnung mit dann 19 000 stationären Behandlungen jährlich schon viel besser aus. Dann nähere man sich der Zielmarke eines Personalkostenanteils von 65 Prozent.

Gleichwohl habe es personelle Einschnitte gegeben, von denen der pflegerische Bereich nicht betroffen sei, räumt Rogge ein und betont, dass dies ohne betriebsbedingte Kündigungen geschehen sei. Die werde es auch in Zukunft nicht geben. Alle Auszubildenden würden übernommen.“ Über alle Abteilungen und Berufsgruppen wurden rund 40 Planstellen abgebaut. Zudem sei der vor 70 Jahren geschlossene Kooperationsvertrag mit dem evangelischen Diakonieverein Berlin-Zehlendorf den heutigen Erfordernissen angepasst worden, so der Geschäftsführer. Laut Personalchef Christoph Schneidewin sind beim HKK rund 1200 Mitarbeiter beschäftigt. Die Zahl der Vollzeitstellen betrage 820.

Statt auf personellen Abbau setzen Geschäftsführung und Aufsichtsrat in ihrem Entwicklungs- und Sanierungskonzept auf qualitative Verbesserungen des medizinischen Angebots, das, auch mit Blick auf den anstehenden Krankenhausneubau, weitere Patientengruppen erschließen soll. Bereits in vollem Gange ist die Zertifizierung der von Chefarzt Dr. Halil Yasar geleiteten Unfallchirurgie zum regionalen Trauma¿zentrum. Noch für dieses Jahr angestrebt werde die Zertifizierung der von Dr. Carsten Nix geleiteten Fachabteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Gastroenterologie unter Chefarzt Professor Dr. Frank Schmitz zum Darmzentrum. „Mit diesen und weiteren Maßnahmen wollen wir in der Bevölkerung das Bewusstsein schärfen, dass der Heidekreis ein medizinisch qualitativ gut aufgestelltes, vollwertiges Krankenhaus – noch – an zwei Standorten hat“, gibt es laut Rogge ein Imageproblem, das insbesondere in Soltau spürbar sei. Da herrsche vielfach die Meinung, „dass es kein richtiges Krankenhaus ist“.

Anfang Juni wird das Ergebnis öffentlich vorgestellt

Wo das HKK aktuell steht, wird sich nach Angaben des Aufsichtsratsvorsitzenden Hermann Norden bei der nächsten Sitzung des von ihm geleiteten Gremiums am 23. Mai zeigen. Dann wird Rogge die Jahresrechnung für 2018 vorlegen. Anfang Juni soll das Ergebnis öffentlich vorgestellt werden. vo

Reinhard Vorwerk