HKK erwägt Rückkehr der Unfallchirurgie nach Soltau

Von Reinhard Vorwerk

Walsrode. Im Vergleich zum Vorjahr hat das Heidekreis-Klinikum (HKK) die medizinischen Leistungen im ersten Quartal 2019 um acht Prozent gesteigert. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, fällt das Fazit von Dr. Achim Rogge nach 100 Tagen als Geschäftsführer positiv aus. Diese Entwicklung reklamiert er nicht für sich, sondern bezeichnet es als Ergebnis gemeinsamer Anstrengungen. Rogge sieht die Steigerungsraten als ein Zeichen, dass es gelungen sei, innerhalb der Belegschaft eine Aufbruchstimmung zu erzeugen. Doch da sei man noch ganz am Anfang. Die Hypothek ist gewaltig. Bei seinem Antritt hat Rogge ein Defizit von knapp 13 Millionen Euro übernommen. So viel musste der Landkreis als Träger 2018 zuschießen, um den Betrieb der beiden Häuser aufrechtzuerhalten.

Mitte des kommenden Jahrzehnts soll das neue, zentrale Krankenhaus für den Heidekreis fertiggestellt sein, gefördert mit bis zu 130 Millionen Euro Landesmitteln. Bis dahin müsse das Klinikum sein Leistungsspektrum auf diese Herausforderung ausrichten. Mit einer Vielzahl von Angeboten sowie besserer Vernetzung mit den niedergelassenen Ärzten wolle man den Fallzahlenverlust ausgleichen und die internen Abläufe effektiver gestalten. Seit seinem Amtsantritt habe er viele Gespräche geführt, bei denen ein Problem deutlich wurde, so Rogge. „Die Notfallversorgung an beiden Standorten spielt eine zentrale Rolle.“ Die erste Maßnahme sei daher gewesen, dass an jedem Standort Patienten, die in die Notaufnahme kommen, von einem Arzt untersucht werden.

Ein gemeinsam mit dem Aufsichtsrat erarbeitetes Entwicklungs- und Sanierungskonzept soll die Bevölkerung von der Leistungsfähigkeit des Klinikums überzeugen. Da sei einiges auf der Strecke geblieben ist, räumt Rogge ein. Viele Patienten hätten sich statt ins heimische in umliegende Krankenhäuser begeben. „Wir haben in den letzten fünf Jahren 2000 Fälle verloren.“ Das gelte insbesondere für den Standort Soltau. Daher dürfte eine Ankündigung mit besondere Aufmerksamkeit und Wohlwollen zur Kenntnis genommen werden: Es werde geprüft, ob die derzeit in Walsrode angesiedelte Unfallchirurgie, nach Soltau wechselt. Der Vorschlag ist bemerkenswert, weil vor gerade einmal zwei Jahren die Chirurgischen Kliniken Soltau und Walsrode in Walsrode zusammengeführt worden sind. Mit einem überzeugenden medizinischen Angebot die Patientenabwanderung zu stoppen und die Entwicklung in eine positive Richtung zu lenken, ist für Rogge die Herausforderung: „Gelingt uns dieser Turnaround nicht, wird uns auch der Neubau nicht helfen.“

Infobox: Ausgeprägte Ungleichheit in der Auslastung

Hinsichtlich der Auslastung und Inanspruchnahme der beiden HKK-Standorte räumt Geschäftsführer Dr. Achim Rogge eine ausgeprägte Disparität ein. Während 2018 in Soltau 5000 stationäre Behandlungen abgerechnet wurden, wurden nach seinen Angaben im gleichen Zeitraum in Walsrode 12 000 Patienten stationär behandelt, davon 2000 in der psychiatrischen und 10 000 in den übrigen Abteilungen. Noch deutlicher war die Differenz im ambulanten Bereich: Von insgesamt rund 50 000 Fällen wurden laut Rogge 40 000 in Walsrode und 10 000 in Soltau behandelt. vo

Reinhard Vorwerk