Zweifel am neuen HKK bleiben

Soltau. Noch wirbt des Heidekreis-Klinikum (HKK) mit „Zwei Standorte – ein Klinikum“. Doch HKK-Geschäftsführer Dr. med. Achim Rogge will die seit Jahren diskutierte Entwicklung des Klinikums endlich zu einem erfolgreichen Abschluss bringen. Dies geht seiner Ansicht nach nur durch die Zentralisierung der Ressourcen in einem Haus. Auf Einladung der Prostata-Selbsthilfegruppe und der Krebsberatungsstelle Soltau stellte er am Dienstagabend in der Bibliothek Waldmühle die Gründe dafür vor. Gastgeber Dr. med. Albrecht Werner lieferte dafür den rund 70 Zuhörern die Ausgangslage: „Vor 42 Jahren lernte ich das Krankenhaus Soltau kennen. Seitdem gab es kein Jahr ohne Probleme.“ Rogge, Arzt und Kaufmann, stellte die Herausforderungen vor, denen sich das Gesundheitswesen in Deutschland gegenübersieht. Dazu gehört seinen Ausführungen nach die Finanzierung der Krankenhäuser. Die Zeiten der Schwarzwaldklinik und dem Kostendeckungsprinzip der Krankenhäuser seien vorbei.

„Das ist der richtige Weg“ – Dr. Achim Rogge, HKK-Geschäftsführer

Denn nach jahrelangen, regelmäßigen Kostensteigerungen habe die Politik dem Gesundheitswesen die Fallpauschale verordnet und damit neue Rahmenbedingungen geschaffen. Der demografische Wandel, die moderne Gesellschaft mit ihrer Vorstellung von Lebensqualität, Trends und Wettbewerb mache auch ein Umdenken im Gesundheitsbereich notwendig. „Seit dem Krankenhausfinanzierungsgesetz von 1972 teilen sich die Krankenkassen und die Bundesländer die Kosten der stationären Versorgung“, machte der Geschäftsführer deutlich. Kleine Häuser seien den wachsenden Anforderungen nicht mehr gewachsen. Schwache Vermögens- und Finanzlage, hohe Betriebskosten und fehlende Modernisierungen führten zu geringerer Qualität, Problemen bei der Fachkräftegewinnung und damit bei den Patienten zum Eindruck von „schlechterer“ Medizin.

Das treffe auch auf das Heidekreis-Klinikum zu. Rund um die beiden Standorte gebe es im Bereich von rund 50 Kilometern elf bessere Krankenhäuser. Die einzige, erfolgversprechende Lösung sei die Zusammenführung der beiden Krankenhäuser zu einem zentralen, größeren Klinikum an einem Standort. Mit der Zusage von 130 Millionen Euro aus der Einzelförderung des Landes habe der Heidekreis den klaren Auftrag bekommen: „Baut euch ein neues Haus“. Rogge betonte: „Ich bin überzeugt, das ist der richtige Weg.“ Dann sei unter anderem die Mindestbesetzung von 98 Prozent examinierten Krankenschwestern und Pflegern zu schaffen. Ein zentral gelegenes Haus könne innerhalb von 30 Minuten von 80 bis 85 Prozent der Einwohner erreicht werden.

Im Raumordnungsverfahren sind dazu bereits verschiedene Standorte geprüft worden. Einer davon sei sicher geeignet, zeigte sich Rogge zuversichtlich. Doch bis alles geprüft und entschieden sei, dauere es bis mindestens 2020. In sechs bis acht Jahren stehe dann das Haus. Dann könne der Landkreis gut versorgt und sicher in die Zukunft gehen. Daran zweifelten einige Zuhörer. Mit 130 Millionen Euro plus der 35 Millionen Euro aus dem Landkreis sei dies nicht zu schaffen. Das Geld in die beiden bestehende Häuser zu investieren, sei vorteilhafter. „Es ist unredlich, jetzt über Zahlen zu sprechen“, konterte Rogge. Von Gewerkschaftsseite her wurden Bedenken zur Weiterbeschäftigung des zurzeit aktiven Personals geäußert. „Es wird keine betriebsbedingten Kündigungen geben“, versprach der Geschäftsführer. „Jedoch eine Fluktuation.“ Darin sind auch die Kräfte der Diakonie einbegriffen. Die Bedenken von Diskussionsteilnehmern, Soltau werde bei diesem Prozess benachteiligt, konnte Rogge nicht vollständig entkräften. hh

Interessierte Zuhörer und Zuhörerinnen diskutierten mit HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge das Für und Wider eines neuen Krankenhauses. Foto: hh

Interessierte Zuhörer und Zuhörerinnen diskutierten mit HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge das Für und Wider eines neuen Krankenhauses. Foto: hh

Hans-Bernd Henning