„Nicht irgendwo in der Pampa landen“
Von Reinhard Vorwerk
Bad Fallingbostel. Obwohl sie nur bestätigt, was längst klar ist, findet die Karte mit den aufgemalten Kringeln das größte Interesse. Sieben rote Kreise markieren die Gebietskulissen, mögliche Standorte für den Neubau des Heidekreis-Klinikums (HKK), das in der Mitte des Heidekreises gebaut werden und die bestehenden Krankenhäuser in Soltau und Walsrode ersetzen soll. Vorgestellt wurde sie am Montag bei der Ankündigung über die Vorbereitungen zur Einleitung des Raumordnungsverfahrens (ROV) (BZ von Dienstag).
Im Grunde sind es sogar acht denkbare Standorte. Zwei gehen am Zusammentreffen der Städte Walsrode und Bad Fallingbostel teilweise ineinander über. Aber nur einer kann es werden. Welcher es sein soll, müssen beginnend mit dem ROV mehrere Planungsschritte ergeben. „Dorfmark liegt ziemlich zentral“, spricht Landschaftsarchitekt Georg von Luckwald, dessen Hamelner Büro das Verfahren gemeinsam mit der Hamburger Archimeda-Gesellschaft begleitet, bereits Bekanntes aus. „Auch Soltau ist relativ gelb“, verweist er auf die eine ockerfarbene Färbung weiter Teile des Stadtgebiets, die für eine gute Erreichbarkeit stehen. Gleichwohl ist die Böhmestadt lediglich mit einem Teilbereich an der Kreisstraße 48 bei Tetendorf vertreten. Denn die Erreichbarkeit in 30 Minuten durch den Individualverkehr war nur ein Punkt. Dazu kommen diverse Ausschlusskriterien und Vorgaben, wie die Entfernung von höchstens 500 Meter zur nächstgelegenen leistungsfähigen Straße. Schließlich wolle man „nicht irgendwo in der Pampa landen“, heißt es.
Präferenzen bei den Suchbereichen gebe es keine. „Wir stehen noch ganz am Anfang“, betont von Luckwitz. Das ROV, welches nach vorgeschalteten Planungsschritten etwa in einem Jahr eingeleitet und im Herbst 2020 mit der Landesplanerischen Feststellung des Landkreises abgeschlossen werden soll, bildet den Auftakt für weitere vorgegebene Abläufe wie beispielsweise Grundstückserwerb, Bauleitplanung durch die betreffende Kommune, Genehmigungsverfahren, Architektenwettbewerb, Ausschreibung und Auftragsvergabe, bis voraussichtlich 2022/23 die Bauarbeiten beginnen können. Dietmar Schulz von Archimeda geht von zwei bis zweieinhalb Jahren aus, die es dann noch bis zur Fertigstellung des neuen Krankenhauses brauchen werde.
Grundstücksverhandlungen sind nichtöffentlich
Bis dahin ist also noch viel Zeit. Die wollen die Verantwortlichen beim HKK und Landkreis nutzen, um umfassend über das Projekt zu informieren. Der frühe Zeitpunkt solle auch den Willen zur Transparenz deutlich machen, zeigen, „dass das hier kein Geheimverfahren ist“, wie es der stellvertretende HKK-Aufsichtsratsvorsitzende Sebastian Zinke formuliert. Die Transparenz habe aber auch Grenzen, schränkt der Vorsitzende des Kontrollgremiums, Hermann Norden, ein: „Die Grundstücksverhandlungen sind nicht öffentlich.“
Was die Finanzen betrifft, gibt man sich zurückhaltender als zu Beginn der Debatte, wo von 130 Millionen Euro Landesförderung und einem Eigenanteil um die 30 Millionen Euro die Rede war. „Es wäre unseriös, zum heutigen Zeitpunkt konkrete Zahlen zu nennen“, will sich der neue HKK-Geschäftsführer Dr. Achim Rogge an Prognosen nicht beteiligen. Aufsichtsratsmitglied Karin Fedderke verweist auf die Preisentwicklung im boomenden Bausektor. So sieht es auch Zinke und zieht den möglichen Rahmen weit, geht von „Kosten im Bereich zwischen 100 und 200 Millionen Euro“ aus. In welchem Umfang sich das Land beteiligen werde, „das wird parallel im Planungsverfahren mit der Oberfinanzdirektion geklärt“. Daraus werde sich auch die Höhe der Landkreis-Eigenbeteiligung ergeben.