Gesundheit braucht mehr als eine neue Klinik
Bad Fallingbostel. Lars Klingbeil konnte sich nicht erinnern, wann es im Heidekreis das letzte Mal einen Sonderparteitag gegeben hat. In seiner Amtszeit als Vorsitzender des Unterbezirks Heidekreis jedenfalls nicht. Doch das Thema „Gesundheitskonzept 2025 – Gesundheitsversorgung im Heidekreis zukunftsfest machen“ sei so wichtig, dass der dafür angesetzte Parteitag am Freitagabend im Kurhaus Bad Fallingbostel gerechtfertigt sei.
„Wir positionieren uns“, betonte Klingbeil und meinte damit nicht nur die SPD im Heidekreis. Auch auf Bundesebene sei die SPD dabei, sich an verschiedenen Stellen zu ändern. Evaluiert, was falsch gelaufen ist, folge die Konzentration auf wichtige Themen. Gleichzeitig werde die SPD unter Inkaufnahme des einen oder anderen Konflikts organisatorisch umgebaut. „Das dauert“, meinte der Generalsekretär. Doch mit der zugrundeliegenden, optimistischen Haltung und der Hilfe „der Leute, die die Arbeit machen und mitbekommen, was die Menschen bewegt“, werde die Partei auch wieder wahrgenommen werden. Als eines der Schwerpunktthemen sprach er die Grundrente als Lohn für die Lebensleistung an. Es dürfe nicht mehr sein, dass eine Rentnerin, die ihr Leben lang etwas geleistet hat, am Ende ihrem Enkel kein Geschenk kaufen kann. Statt Hartz IV müsse mit einem Bürgergeld sichergestellt werden, dass niemand aus seiner Wohnung fliegt, jeder das Recht auf Arbeit und Bildung bekommt.
Klingbeil appellierte an die Versammelten, bei den Europawahlen dafür zu sorgen, dass das bestehende Wertesystem beibehalten werden kann. Er betonte: „Es geht um sehr viel.“ Angesichts der Entwicklung in den USA und beim Brexit, dürfe es nicht passieren, dass hinterher geklagt wird: „Hätten wir doch mehr gemacht.“ Auf die im Heidekreis aktuellen Probleme eingehend, versprach Klingbeil, darauf hinzuwirken, dass es keine Erdgasbohrungen geben wird, bis nicht einwandfrei nachgewiesen wird, dass damit keine Gesundheitsgefährdung verbunden ist. Die Häufung von Krebserkrankungen in der Nähe von Förderstellen müsse eine spezifische Ursache haben, die es auszuräumen gilt.
Gesundheitskonzept 2025 mit wenigen Enthaltungen gebilligt
Das Hauptthema des Abends war jedoch das vom Unterbezirk erstellte Gesundheitskonzept 2025 mit den Elementen „Zusammenführung der Kliniken an geeigneter Stelle, Transparenz der erforderlichen Prozesse, Einrichtung von Primärversorgungszentren, Verbesserung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum und einem Nachnutzungskonzept für die heutigen Gebäude des Heidekreis-Klinikums. Vorgestellt von Sebastian Zinke fordert die Heidekreis-SPD kurz gefasst die Zusammenführung der bisherigen zwei Krankenhäuser in einem Haus an geeigneter Stelle in einer Größe, dass alle wichtigen und für notwendig erachteten Abteilungen darin Platz finden. Das Ergebnis soll „eine der modernsten Kliniken Norddeutschlands“ sein. Parallel dazu sollen die beiden bestehenden Häuser als Primärversorgungszentren in Richtung einer fach-, berufs- und sektorübergreifenden Versorgung mit gesteigerter Qualität weiterentwickelt und vernetzt werden. Die haus- und fachärztliche Versorgung an allen Standorten muss über die kassenärztliche Vereinigung sichergestellt und ausgebaut werden. Dafür sind kommunale Bemühungen und Unterstützungen für junge Ärzte angedacht.
Helfen sollen außerdem digitale Technologien, nichtärztliches Personal und eine verbesserte Patientensteuerung. Das ganze Verfahren steht nach der Forderung der SPD unter der Überschrift „Transparenz“. Die Bevölkerung solle erfahren, was in Zukunft auf sie zukommt. Das betrifft sowohl die Struktur der Gesundheitseinrichtungen als auch die Kosten für deren Herstellung und Betrieb. Letzteres ist jedoch erst während des ganzen rechtlichen und politischen Verfahrens möglich. Die Resolutionen zur Erdgasbohrung und zum neuen Heidekreis-Klinikum wurden nach geringfügigen Veränderungen mit wenigen Enthaltungen angenommen. Bei der Wahl einer neuen Schriftführerin für den Vorstand des SPD-Unterbezirks wurde Aynur Colpan einstimmig gewählt. hh