Kommentar: Endlich redet einer Klartext

Von Reinhard Vorwerk

Da war doch mal was. Nicht wenige dürften sich beim Auftritt von Karl-Dieter Oestmann auf dem CDU-Kreisparteitag an Oskar Lafontaines fulminante Rede 1995 beim SPD-Bundesparteitag in Mannheim erinnert haben, als der Saarländer den damaligen Vorsitzenden Rudolf Scharping an- und auszählte und anschließend zum neuer Parteichef gewählt wurde. Letzteres hatte Oestmann bestimmt nicht im Sinn. Schließlich stand er als Kapitän der Heidekreis-Union lange genug auf der Kommandobrücke und sieht sich, mittlerweile 78-jährig, wie er selbst formulierte, als einer, der „die Vergangenheit der CDU“ verkörpert.

Das hinderte ihn aber nicht, das Ruder noch einmal kurz zu übernehmen, um den Kurs zu korriegieren. Der Rethemer zeigte, dass er es noch kann. Wenn auch nicht alle, so empfanden offenbar doch die meisten Zuhörer seine Worte wie eine Befreiung: Endlich redet einer Klartext. Soviel Deutlichkeit wird nicht allen gefallen haben, insbesondere denen nicht, an die die Kritik gerichtet war. Aber das Echo, das sie hervorrief, zeigt klar: Bei der Heidekreis-CDU – wahrscheinlich nicht nur dort – haben die meisten genug vom Klinikstreit. Sie wollen, dass es endlich vorangeht mit den Krankenhäusern und dass der zermürbende Streit aufhört.

Reinhard Vorwerk