Was ist Botulismus – Landwirte kennen die Gefahr der Krankheit
Botulismus beim Menschen ist eine meldepflichtige Krankheit. Tatsächlich sind die beim Menschen nachgewiesenen und vom Robert-Koch-Institut erfassten Botulismusfälle in Deutschland seit Jahren mit durchschnittlich acht Fällen jährlich allerdings eher zu vernachlässigen, zumal ein Teil der Erkrankungen auf durch Wunden gelangte Erreger zurückzuführen ist. Es sind meist Landwirte, die das Botulismusproblem im Zusammenhang mit der Grünlandmahd und der Herstellung von Silage aus eigener Erfahrung kennen. Ausgerechnet kurz vor der Mahd verstecken Reh-Ricken ihre Neugeborenen Kitze im hohen Grün, wo sie kaum auszumachen sind. Den Jungtieren fehlt noch der Fluchtinstinkt, bei der Mahd sterben sie im Schneidwerkzeug der landwirtschaftlichen Maschinen. Die Kadaverteile geraten mit dem Heu in die Silage, wo genau jenes warme, suaerstoffarme Umfeld vorhanden ist, in dem sich das überall (ubiquitär) in der Umwelt vorkommende Clostridium botulinum, der Botulismus-Erreger rasant vermehren kann. Frisst das Vieh die so kontaminierte Silage, kann es an Botulismus erkranken und verendet dann auch daran. Selten sind derartige Vorkommnisse keineswegs. Erst 2018 sind auf einem Hof im Schwarzwald 33 Milchkühe und 21 Rinder durch chronischen Botulismus verendet. Dasselbe warm-faulige Umfeld wird ausgerechnet in der sogenannten trockenfermentationsanlage erzeugt, in die der niedersächsische Heidekreis investiert, um Biotonnenreste zu verarbeiten. Bei Temperaturen um die 40 bis 55 Grad Celcius wird die klebrige Masse in großen Garagen für rund 30 Tagen sauerstoffarm dem Faulprozess überlassen. Befinden sich viele Fleischreste in der eigentlich nur für Grünabfall vorgesehenen Biotonnensammlung, so wird der daraus entstehende Rohkompost kontaminiert.
Bernhard Knapstein