Fachkräfte aus Vietnam als einzige Chance

Von der inzwischen dritten Generation spricht Norbert Dieckmann, wenn er die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter meint, die demnächst das Personal im Altenheim der Stiftung Haus Zuflucht verstärken werden. Es sind Frauen und auch Männer aus Vietnam, die geschult aus Hanoi nach Soltau kommen und vor Ort in gut neun Monaten ihre Anerkennung als Pflegefachkraft parallel zum Beruf erwerben. Das lässt den Geschäftsführer der Stiftung relativ entspannt in die Zukunft schauen: „Bei uns ist alles gut, wir haben genügend Personal“, sagt Dieckmann. Eine Aussage, die insbesondere in Bezug auf Pflegekräfte in Krankenhäusern oder eben Seniorenheimen nicht die Regel ist. Im Gegenteil: Der Fachkräftemangel in der Pflege sei ein seit Jahren bekanntes Problem, dessen Bedeutung künftig aufgrund der demografischen Entwicklung noch zunehmen werde, erklärt das Bundesgesundheitsministerium.

Lücken schließen, wenn die Babyboomer in Rente gehen

„Das gezielte Recruiting ist unsere einzige Chance“, sagt daher Dieckmann. Nur so könne es gelingen, die Lücken zu schließen, wenn die Babyboomer in Rente gingen. Er gibt zu, anfangs skeptisch gewesen zu sein. Aber je länger das Projekt laufe, um so mehr spiele es sich ein. 2023 kamen die ersten Mitarbeiterinnen aus Vietnam, im vergangenen Jahr weitere. Immer seien es jeweils vier bis fünf, „die wir rüberholen, die können wir beim Ankommen auch gut unterstützen.“ Ohne eine Agentur sei die Anwerbung kaum zu stemmen. Dieckmann hat einen zertifizierten Partner in Hamburg gefunden, der vor Ort in Vietnam tätig ist und den Nachwuchs bereits sprachlich schult. Das koste nicht wenig Geld, aber: „Unsere Mitarbeiter sind das größte Kapital.“

Per Videokontakt würden letztlich die Bewerberinnen und Bewerber ausgesucht, die nach Soltau kommen können. „Für die, die hierher kommen, ist es kein Zuckerschlecken, es ist richtig harte Arbeit“, erklärt Dieckmann zum beruflichen Weg zur Fachkraft. Im vergangenen Jahr hat die Stiftung fürs bessere Ankommen ein Wohnhaus in Soltau erworben. Dort können die Neuankömmlinge zunächst einziehen, sich einfinden, austauschen und Fußfassen. Nach dem ersten Jahr sollten sie so weit sein, dass sie in eine eigene Wohnung umziehen.Alle seien noch da und wollten bleiben. Sie sozialisierten sich in Deutschland, aber natürlich gebe es auch Schwierigkeiten, sagt Dieckmann. Bei Problemen unterstützte man so weit wie möglich im diakonischen Haus, um die Herausforderungen zu meistern. Die Stiftung Haus Zuflucht, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiern wird, sei mittlerweile in Multikulti-Haus mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus insgesamt 17 Nationen. Im August kommen weitere aus Vietnam dazu, eben die dritte Generation.