HKK: Auch die Notaufnahme wird geschlossen

Die medizinische Versorgung im Heidekreis-Klinikum in Soltau wird radikal beschnitten.

Auch die Notaufnahme des Heidekreis-Klinikums (HKK) in Soltau wird nach Informationen der Böhme-Zeitung geschlossen. Lediglich eine chirurgische Ambulanz soll vor Ort verbleiben. Damit wird der Standort Soltau des HKK auf ein Minimum reduziert – nach Informationen der Böhme-Zeitung bleibt dort nur noch die Geriatrie bestehen. Alle anderen Fachabteilungen sollen am Standort Walsrode konzentriert werden (siehe Böhme-Zeitung vom 1. März).

Am heutigen Montag wollen die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat des Heidekreis-Klinikums die Öffentlichkeit über die weiteren Schritte informieren. Am Nachmittag ist dafür in Walsrode eine Pressekonferenz anberaumt, bei der Landrat Jens Grote, Geschäftsführer Dr. Achim Rogge, Dr. Andrea Hartmann als Ärztliche Direktorin sowie Anke Wolters-Rengstorf als HKK-Betriebsratsvorsitzende Stellung beziehen wollen.

Mit dem Schließen der Notaufnahme in Soltau können Patientinnen und Patienten aus Soltau, Bispingen, Wietzendorf und Munster eine Notaufnahme nicht mehr innerhalb von 30 Minuten erreichen. Die Fahrzeiten nach Walsrode liegen zum Teil knapp, zum Teil deutlich über dem Grenzwert, den der Gemeinsame Bundesausschuss für die Gewährleistung einer flächendeckenden medizinischen Versorgung festgelegt hat. Auch die Alternativen außerhalb des Heidekreises – für Wietzendorf wäre das Celle, für Munster Uelzen und für Bispingen Winsen – sind außerhalb der 30-Minuten-Grenze.

Die kurzfristig geplante Umstrukturierung des Klinikums – noch bevor der Neubau in Bad Fallinbostel eröffnet wird – ist Teil der Konsolidierungsmaßnahmen, mit denen der Landkreis als Träger das seit Jahren wachsende Defizit des Hauses einzudämmen versucht. Zuletzt hatte er den jährlichen Zuschuss auf elf Millionen Euro erhöht. Gleichzeitig muss sich das Klinikum den Anforderungen der Krankenhausreform des Bundes anpassen, um weiterhin eine gesicherte Finanzierung zu erhalten.

Die Krankenhausreform erfordert, dass sich Kliniken um sogenannte Leistungsgruppen bewerben, die festlegen, welche medizinischen Leistungen sie anbieten dürfen. Dabei gelten strenge Qualitätsanforderungen. Dazu gehören unter anderem eine bestimmte Anzahl an Fachärzten, die vorgeschriebene Besetzung von Abteilungen sowie Mindestmengen an Behandlungen, um die medizinische Qualität sicherzustellen.

Bislang galten die Standorte Soltau und Walsrode als eigenständige Krankenhäuser – trotz der gemeinsamen Trägerschaft unter einer gGmbH. Dies führt nach Angaben der Geschäftsführung dazu, dass Personal und Fallzahlen nicht gemeinsam angerechnet werden können. Nun hat der Aufsichtsrat des HKK entschieden, die Abteilungen in Walsrode zusammenzulegen, um die Anforderungen der Krankenhausreform erfüllen zu können.

Heute geht die HKK-Führung an die Öffentlichkeit

Noch im Dezember hatte Landrat und HKK-Aufsichtsratsvorsitzender Jens Grote auf Nachfrage der BZ betont, dass der Standort Soltau nicht geschlossen werde. Nun erfolgt zwar tatsächlich keine vollständige Schließung, doch mit dem Wegfall der Notaufnahme und nahezu aller Abteilungen wird die medizinische Versorgung in Soltau in drastischem Umfang reduziert. Ob und welche alternativen Notfallversorgungsstrukturen eingerichtet werden, ist derzeit unklar.

Die endgültige Entscheidung über die Umstrukturierung muss noch von der Gesellschafterversammlung des Heidekreises, die identisch mit dem Kreistag ist, bestätigt werden. Das soll in der Sitzung am 21. März passieren. Die Reformpläne sorgen bereits jetzt für Unsicherheit und Unmut in der Bevölkerung und der Belegschaft des HKK. Eine erhebliche Verschlechterung der Notfallversorgung für den nördlichen Heidekreis ist die offenkundige Konsequenz der Veränderungen.