Karsten Brockmann ist Bürgermeister von Soltau

Karsten Brockmann hat in einem nervenaufreibenden RKopf-an-Kopf-Rennen gewonnen: Er ist neuer Bürgermeister in Soltau. Mitgefiebert haben seine Frau Dorothee und die gesamte Familie. Foto: at

Soltau hat einen neuen Bürgermeister: In einem Herzschlag-Finale setzte sich Karsten Brockmann (Bürgerunion) gegen Birhat Kaçar (SPD) durch. Brockmann war zwar in den meisten Wahllokalen immer eine Nasenlänge voraus, zwischendurch allerdings trennten die beiden Kontrahenten nur etwas mehr als 100 Stimmen. Am Ende, nicht mal eine Stunde nach der Schließung der Wahllokale, waren es dann 256, Brockmann siegte mit 51,6 Prozent der Stimmen.

„Es war ein enges Rennen, das hätte nicht sein müssen“, stellte der neue Bürgermeister kurz nach 19 Uhr fest: „Aber am Ende zählt das Ergebnis.“ Da feierten Familien, Freunde und sonstige Unterstützer unter anderem aus der Bürgerunion bereits ausgelassen den Sieg ihres Kandidaten in der Scheune des Zimmereibetriebs von Frieling. „Einfach kann jeder. So ein bisschen prickeln soll es ja für euch auch“, hatte Brockmann ihnen kurz nach der Auszählung des letzten Wahllokals in Wolterdingen zugerufen und sich für die Unterstützung bedankt.

Jetzt freue er sich auf eine neue Aufgabe, so Brockmann. Wann genau er den Chefsessel im Rathaus übernimmt, ist noch offen. So schnell wie möglich solle es aber passieren, um die Führungsspitze im Rathaus wieder zu vervollständigen. Und er schickte bereits voraus: Es solle nicht alles auf links gedreht werden. Erst wolle er sich informieren, mit den Mitarbeitern sprechen und dann neue Vorhaben angehen.

Aber zunächst heiße es am heutigen Montag die Wahlplakate abzuräumen und erst mal mit dem Rathaus zu telefonieren. Und ja, viele hätten sich anders entschieden, so Brockmann mit Blick auf den knappen Sieg. Aber auch die wolle er abholen: „Ich will für alle da sein, nicht nur für meine Wähler.“

Der Wahlsonntag begann für Brockmann eher ruhig und familiär mit großem Frühstück und Ablenkung mit einer Fahrradtour. Ähnlich wie für den gesamten Wahlkampf sei es ihm darum gegangen, bei sich zu bleiben. So habe er die fünf anstrengenden Monate gut geplant, aber dennoch „mein Ding gemacht“. Gestärkt habe ihn das Wissen darum, gut in Soltau vernetzt zu sein, viele Freunde und Bekannte zu haben, „die mir das Amt zutrauen“. Dass sein Konkurrent Kaçar durchaus mehr Druck gemacht habe, sei ihm bewusst gewesen, so der 58-Jährige. „Das ist mit 26 Jahren so, das weiß ich einzuordnen.“

Birhat Kaçar hatte nach ungefähr der Hälfte der ausgezählten Wahllokale gegen 18.30 Uhr durchaus noch Hoffnung. Das betonten auch seine Mitstreiter von der SPD, die gemeinsam mit Familie und Freunden Kaçar am Wahlabend im Roten Bahnhof begleiteten. „Da sind nur 130 Stimmen Differenz und die großen Wahllokale kommen erst noch“, hieß es von den Parteifreunden noch. Und auch wenn es nicht reichen sollte, sei es ein großartiger Erfolg für ihren jungen Kandidaten.

Doch Brockmann konnte fast alle Wahlbezirke zwar knapp aber letztlich für sich entscheiden und verwies Karçar auf Platz 2: Der räumte nach der letzten Auszählung ein: „Erst mal bin ich erleichtert, dass es zu Ende ist. Heute Abend aber werde ich sicher traurig sein.“ Dennoch war er sich sicher, dass ihm im weiteren Verlauf auch klar werde, dass er ein großartiges Ergebnis erzielt habe.

Birhat Kaçar gratuliert Sieger Karsten Brockmann persönlich

Seinem Kontrahenten Brockmann gratulierte Kaçar gegen 20 Uhr dann persönlich. Er sicherte ihm zu, dass er als neuer Bürgermeister auch seine Unterstützung als SPD-Fraktionschefs im Rat bekommen werde. „Ich will mit ihm konstruktiv zusammenarbeiten, ihn begleiten und ihm die Hand reichen. Ich bin kein schlechter Verlierer.“

Sicher sei immer wieder sein Alter und die möglicherweise fehlende Lebenserfahrung Thema im Wahlkampf gewesen, so der 26-Jährige. Gerade zum Schluss hätten ihn viele darauf angesprochen. Im Hinblick darauf sei er überhaupt stolz, in die Stichwahl gekommen zu sein, darauf, dass er so viele Menschen für sich habe gewinnen können. „Wer hätte das gedacht.“ Er werde im Stadtrat und im Kreistag weiterarbeiten. „Und das Schöne ist, ich bin erst 26. Ich kann noch oft zu einer Wahl antreten.“

Vor allem in den Dörfern punktete Brockmann, fuhr in Woltem beispielsweise mit 62 Prozent der Stimmen sein bestes Ergebnis ein. Aber auch sonst war es zwar ein Kopf-an-Kopf-Rennen, aber fast immer mit Mehrheit für den späteren Sieger. Kaçar holte sich in den Wahllokalen St. Marien, Stiftung Haus Zuflucht sowie in Dittmern-Deimern und in zwei von fünf Briefwahlbezirken die Mehrheit. Zweimal, in Harber und im Wahllokal Wilhelm-Busch-Schule I, erhielten beide Kandidaten jeweils 50 Prozent der Stimmen.

Im Gegensatz zum ersten Wahlsonntag vor zwei Wochen, als noch sieben Bewerber angetreten waren und gleichzeitig die Bundestagswahl stattfand, sackte die Wahlbeteiligung erheblich ab. Am 23. Februar hatten 75 Prozent der Wahlberechtigten in Soltau bei der Bürgermeisterwahl ihre Stimme abgegeben, am gestrigen Sonntag lag die Wahlbeteiligung nur bei knapp 52 Prozent. Von den 9142 gültigen Stimmen entfielen 4443 auf Kaçar und 4699 auf Brockmann.

Anja TrappeKommentieren