Kanalsanierung: Nachts und in geschlossener Bauweise
Eine weitere große Baumaßnahme steht in diesem Jahr in der Soltauer Innenstadt an. 450000 Euro will der Eigenbetrieb Stadtentwässerung in die Sanierung des Schmutzwasser- und des Regenwasserkanals in der Wilhelm- beziehungsweise Poststraße zwischen Krauls Eck und der Rathauskreuzung investieren. Vier bis sechs Wochen sind für die Baumaßnahmen vorgesehen.
Was nach Chaos durch Sperrung einer der Hauptverkehrsadern in der Böhmestadt klingt, soll allerdings möglichst geräuschlos über die Bühne gehen. Eigenbetriebsleiter Michael Jerokowski erklärt, dass die Verkehrseinschränkungen so minimal wie möglich gehalten werden sollen.
Ein neues Rohr in einem alten
Geplant sei, die Sanierungen der Abwasserkanäle nicht in offener Bauweise durchzuführen, heißt: Die Straße wird nicht aufgerissen. Die Arbeiten erfolgen über die Kanalschächte. Die kaputten Rohre, die noch aus den 1960er-Jahren stammen, werden mit sogenannten Schlauchlinern ausgekleidet, die mit Epoxidharz getränkt sind. „Dadurch haben wir quasi ein neues Rohr in einem alten“, erklärt Jerokowski.
Zudem sei für die Baumaßnahme vorgesehen, nur in den Nachtstunden zwischen 19 Uhr abends und 6 Uhr morgens zu arbeiten, die nötigen Sperrungen auf die reine Baustelle zu begrenzen. „Insgesamt müssen wir das noch abschließend mit der Unteren Verkehrsbehörde bei der Kreisverwaltung besprechen.“
Bis Sommerferien beenden
Angedacht ist, die Arbeiten bis zu den Sommerferien zu beenden. Allerdings ist das Zeitfenster bis dahin nicht sehr groß. Denn um die Osterferien herum soll auch die Winsener Straße für einige Zeit voll gesperrt sein. Dort will die Stadt Soltau einen Fußweg und eine Querungshilfe für den Anschluss der neuen Kindertagesstätte gegenüber der Außenstelle der Berufsbildenden Schulen schaffen. Auch das müsse noch koordiniert werden. Genauso wie die Umleitungsmaßnahmen: Der außerörtliche Verkehr soll zumindest während der Kanalbaumaßnahme weiträumig um Soltau herum geleitet werden. „Wir wollen die Innenstadt möglichst freihalten.“
Baumaßnahme erforderlich
Dass das Bauen in der Nachtzeit durchaus sinnvoll ist, hat Jerokowski in den vergangenen Monaten selbst beobachtet. „Da gibt es kaum noch Verkehr und Schulbusse, auch sonstiger ÖPNV-Verkehr ist nicht unterwegs.“ Man werde die Auswirkungen der Baumaßnahme so weit es geht eindämmen. Aber irgendwie „brauchen wir die Möglichkeit zu bauen, irgendwann muss das gemacht werden“, wirbt er bei der Bevölkerung um Verständnis für diese und andere Baumaßnahmen. Dafür benötige man die Zeit, auch wenn man sich – da führt er das Beispiel des Umbaus der Bushaltestellen an der Lüneburger Straße in den vergangenen Wochen an – als Verkehrsteilnehmer zeitlich darauf einstellen müsse: „Um so schöner ist es im Nachhinein.“
Schlauchlinertechnik für grabenlose Kanalsanierung
Die Gebrüder Röders AG ist eines der führenden Unternehmen bei der Herstellung sogenannter Schlauchliner für die grabenlose Kanalsanierung. Mit diesem System werden unter anderem Abwasserleitungen saniert – ohne die Straßen aufreißen zu müssen.
Ob aber das Material des Soltauer Unternehmens in diesem Sommer für die Sanierung der Schmutzwasser- und Regenkanäle in der Wilhelm- und der Poststraße eingesetzt werden kann, liegt nicht in der Entscheidungshoheit des Eigenbetriebs Stadtentwässerung.
Die Tochtergesellschaft der Stadt muss – wie die Mutter auch –, die Vergabe der Baumaßnahme, in dem Fall mit einem Volumen von 450000 Euro, öffentlich ausschreiben. Auf welches System das dann ausgewählte Unternehmen zurückgreift, sei daher nicht zu steuern, erklärt Eigenbetriebsleiter Michael Jerokowski.
Rohre aus den 1960er-Jahre
Geplant aber ist von einem Ingenieurbüro bereits die Sanierung des Abschnitts. Für den Schmutzwasserkanal sollen 150000 Euro investiert werden und für den Regenwasserkanal 300000 Euro. Die alten, aus den 1960er-Jahre stammenden Rohre müssen dafür nicht aus der Erde geholt und ersetzt werden.
Dank der Schlauchlinertechnik werden die Leitungen in Abschnitten, die von Kontrollschacht zu Kontrollschacht verlaufen, von innen neu ausgekleidet. Die Schläuche werden in Epoxidharz getränkt und getrocknet und sind somit so haltbar wie ein neues Rohr. Vom Durchmesser gehe dadurch kaum etwas verloren, der Durchlass von Abwasser sei gewährleistet. „Das ist hydraulisch kein Problem“, erklärt Jerokowski zum gängigen Verfahren, das auch in Soltau bereits angewendet worden sei.
Querschnitt wie ein auf den Kopf gestelltes Ei
In der Wilhelmstraße liegt ein rund 150 Meter langer Regenwasserkanal aus Beton, der mit seinem großen Durchmesser sogar begehbar ist. Er ist nicht kreisrund, sondern ähnele im Querschnitt einem auf die Spitze gestellten Ei, erklärt Jerokowski. Auch darin könne das Schlauchinliner-System verbaut werden.
Letztlich müssten die Anschlusspunkte für die Zuflüsse noch geöffnet und abgedichtet werden. Dafür könne ein sogenannter Packer, ein Roboter, eingesetzt werden, der zuvor programmiert unter Tage arbeiten kann. Oder eben ein Mensch, der über den Kontrollschacht einsteigen kann.
Roboter im Einsatz
Das ist allerdings beim Schmutzwasserkanal, der aus Steinzeugrohren besteht, nicht möglich. Er hat nur einen Innenrohrdurchmesser von 20 Zentimetern. Dort kommt der Roboter zum Einsatz, ansonsten läuft die Sanierung ähnlich ab wie beim Regenwasserkanal. „Das ist ein bewährtes Verfahren“, so Jerokowski.
Zudem habe der Eigenbetrieb die Lage vor Ort bereits erkundet und die Kanäle in der Innenstadt mit einem Kamerasystem inspiziert. Auch das habe in den Nachtstunden stattgefunden, erklärt der Betriebsleiter. Ansonsten sei die Kanalsanierung ein Dauerthema des Eigenbetriebes.
Regelmäßig würden die Rohre überprüft und gegebenenfalls freigespült. Erst am gestrigen Dienstag war ein Spülwagen in der Lüneburger Straße im Einsatz. Mehr als 100000 Euro sind für solche Maßnahmen in diesem Jahr im Haushalt des Eigenbetriebs eingeplant.