Stellwerke entlang der Amerikalinie werden mit dem Ausbau digital
Beim Ausbau der Amerikalinie stoßen insbesondere zwei Interessen aufeinander: Zum einen der Ausbau der Schienenwege vonseiten des Bundes, um im Sinne der Verkehrsprognose 2030 in Zukunft sowohl im Nah- als auch im Güterverkehr mehr Züge auf die Schiene bringen zu können. Andererseits die Lebensqualität an den Bahnstrecken und insbesondere die Situation an den Bahnübergängen in den betroffenen Kommunen, da die Wartezeiten an den Übergängen schon heute nicht gerade kurz sind. Eine Viertelstunde gehört in Munster schon zu den kürzeren, wenn man den Einwohnern so zuhört.
Dass dieses Thema in den Informationsveranstaltungen zum Ausbau der Bahnstrecke nicht nur am Montagabend in Munster die Gemüter erhitzt, erleben die drei Vertreter des für die Vorplanung zuständigen Bahnunternehmens DB-Infrago-AG immer wieder. Im Zuge des Ausbaus sollen, bis auf eine kleine Ausnahme in Soltau, alle Bahnübergänge entlang der Strecke Langwedel – Soltau – Uelzen erhalten bleiben.
Dabei sind die Fronten in Munster am Montagabend weniger verhärtet, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Marco Büscher, Tido Davids und Olga Kubacki von DB-Infrago können die Bedenken der Einwohner in dieser Frage durchaus nachvollziehen, wie sie im Saal der Stadtbücherei deutlich machen, begründen aber zugleich, warum in der Vorplanung vorgesehen ist, dass die Bahnübergänge bleiben, obgleich nicht komplett in ihrem bisherigen Zustand.
Die Bahnübergänge würden im Zuge des Ausbaus technisch auf den neuesten Stand gebracht, erklärt Büscher. „Bislang ist auf der Strecke sehr, sehr alte Leitungssicherungstechnik und sehr alte Stellwerkstechnik vorhanden. Fast alle Stellwerke auf der Strecke sind komplett mechanisch, das heißt, der Fahrdienstleiter rotiert auch teilweise mit dem Hebel die Schranke rauf und runter.“ Alle Bahnübergänge würden auf digitale Stellwerke und European Train Control System (ETCS) Level 2 und Signalauslösung modernisiert.
„Durch die moderne Technik werden diese Schrankenschließzeiten, einzeln betrachtet, erst mal kürzer als sie jetzt sind“, so Büscher weiter. „In Summe, aufgrund der höheren Zugzahlen, wir wissen noch nicht genau, wie lang sie nach dem Ausbau der Strecke werden. Das sind Detailuntersuchungen, die erst noch folgen werden.“
Nach dem technischen Regelwerk der Bahn sei die AG erst dann dazu verpflichtet, Bahnübergänge höhenfrei zu gestalten, wenn Fahrgeschwindigkeiten der Züge 160 Kilometer pro Stunde überschreiten, wie es beim Ausbau dieser Strecke nicht der Fall sein wird, erklärt Davids. Ohne Verpflichtung gebe es auch keine Finanzierung durch den Bund.
Was ist geplant?
Mit dem bisher geplanten Baubeginn Mitte der 2030er-Jahre wird der Streckenabschnitt Langwedel–Uelzen als Teil des Bahnprojekts Hamburg/Bremen–Hannover elektrifiziert, zusätzliche Überholmöglichkeiten werden geschaffen – darunter sind die Bahnhöfe in Soltau und Munster, die Streckengeschwindigkeit von 80 auf 100 Kilometer pro Stunde angehoben –, die Stellwerktechnik modernisiert und Lärmschutzmaßnahmen im Rahmen der Lärmvorsorge.
Alle Informationen, Lagepläne, Isophonenkarten, eine interaktive Streckenkarte und ein virtueller Streckenüberflug mit allein 20-minütiger Dauer auf dem Gebiet des Heidekreises können seit Herbst 2024 online auf der Projektwebseite der DB-Infra-Go unter www.hamburg-bremen-hannover.de/bremerhaven-bremen-langwedel-uelzen.html eingesehen werden.