„Auch im Heidekreis steigen die Temperaturen“

Die Warming Stripes zeigen, wie die Temperaturen in den zurückliegenden Jahrzehnten im Heidekreis dauerhaft gestiegen sind. „Jeder Streifen stellt ein Jahr dar“, erklärt Theresa Weinsziehr. Ist der Streifen blau, war das Jahr kühler als der Durchschnitt aller Jahre, ist er rot, war das Jahr wärmer als dieser Durchschnitt. Fotos: Adobe Stock/Grafik: Niedersächsisches Kompetenzentrum Klimawandel (NIKO) 2024

Das vergangene Jahr 2024 hat einen neuen Temperaturrekord aufgestellt und war laut EU-Klimawandeldienst Copernicus das erste Jahr, in dem es im Schnitt mehr als 1,5 Grad Celsius wärmer als im vorindustriellen Mittel war. „Das sollte uns alle aufschrecken lassen“, meint Dr. Theresa Weinsziehr, Leiterin der Energieagentur Heidekreis. „Die Folgen dessen werden wir und vor allem unsere Kinder tragen müssen.“

„Auch im Heidekreis steigen die Temperaturen Jahr für Jahr.“ Die sogenannten Warming Stripes nach Ed Hawkins und auf Daten des DWD Climate Data Center zeigen, wie die Temperaturen in den vergangenen Jahrzehnten im Kreis dauerhaft gestiegen sind. „Was wir heute bereits sehen und erleben, ist als Kostprobe zu verstehen, was weiter auf uns zukommen wird. Klimawandel bedeutet vor allem eine Zunahme von Extremen. Es wird daher häufiger zu heiß und trocken sowie zu nass“, führt Weinsziehr aus und erinnert an das Hochwasser zum Jahreswechsel 2023/24, vor allem im Süden des Kreises. Es sei ein Beispiel für ein Wetterextrem, welches die Menschen und die Wirtschaft im Kreis herausfordere.

„Auch Starkregen-Ereignisse kennen wir inzwischen gut.“ Weinsziehr kenne hiesige Unternehmer, die, da die Kanalisation für die kurzzeitig auftretenden Regenmengen nicht vorbereitet sei, individuelle Lösungen zur Ableitung des Wassers geschaffen haben, wie Sickergruben. „Das sind Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel, die heute schon umgesetzt werden. Einfach, weil es notwendig ist, um unternehmerischen Schaden abzuwenden.“

„Aber nicht nur zu viel, sondern auch zu wenig Wasser sei ein Problem.“ Die Anzahl und Intensität von Hitzetagen haben messbar zugenommen, was insbesondere Land- und Forstwirtschaft vor Herausforderungen stelle. So litten Pflanzen unter Hitzestress, die Grundwasserneubildung sei durch trockene Perioden eingeschränkt und es steige der Bewässerungsbedarf, was zusätzliche Kosten verursache.

Auch auf die Gesundheit wirkt sich der Klimawandel aus: „Gesundheitliche Belastungen durch Hitzewellen nehmen zu, insbesondere für ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen“, erklärt Weinsziehr. „Die Herausforderung besteht darin, diese Entwicklungen rechtzeitig durch Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Klimaanpassung zu begegnen und nicht den Kopf in den Sand zu stecken.“

2022, 2023 und 2024 sind bisher wärmste Jahre

2024 ist das bisher wärmste Jahr seit Beginn regelmäßiger Messungen, das in Deutschland, in Europa und global beobachtet wurde. Die vergangenen drei Jahre zählen hierzulande zu den wärmsten Jahren. Der bisherige Rekordwert der Jahresmitteltemperatur von 10,6 Grad Celsius in 2023 wurde im Jahr 2024 um 0,3 Grad überboten. Diese Häufung von neuen Temperaturrekorden und die Differenz zum bisherigen Rekord seien in der Klimageschichte Deutschlands außergewöhnlich, ordnet der Deutsche Wetterdienst (DWD) ein. Nach einer Reihe von deutlich zu trockenen Jahren beobachtete die Klimaüberwachung in den vergangenen beiden Jahren sehr hohe Niederschlagssummen von über 900 Millimeter. Wiederholt wurde der bisherige Rekord der Niederschlagssumme für zwölf aufeinander folgende Monate überboten.