Bahnstrecke Lüneburg-Soltau: Weiter keine Tunnellösung

Bei jedem thematisch passenden Termin weist die Stadtverwaltung Soltau auf die Verkehrsprobleme im Bereich der Walsroder Straße und den Schrankenschließzeiten hin, so Erster Stadtrat Karsten Lemke. Eine zufriedenstellende Lösung ist nicht in Aussicht. Foto: at

Als große Chance für den Heidekreis ordnete Landtagsabgeordneter Sebastian Zinke die schnellere Reaktivierung der Bahnstrecke Lüneburg–Soltau ein (BZ von gestern: „Schon 2027 von Lüneburg nach Soltau?). „Die Reaktivierung der Heidestrecke wird nicht nur die Mobilität in unserer Region verbessern, sondern auch den öffentlichen Nahverkehr nachhaltig stärken“, so der Sozialdemokrat. „Die frühere Umsetzung zeigt, dass die Landesregierung und alle beteiligten Akteure entschlossen sind, dieses wichtige Infrastrukturprojekt voranzutreiben.“

Ursprünglich war die Wiederaufnahme des Personennahverkehrs für 2029 vorgesehen. Mit einem Übergangskonzept sollen nun zunächst Dieselloks zum Einsatz kommen, bevor die Strecke komplett elektrifiziert und mit Akkutriebwagen betrieben wird. Man dürfe keine Zeit verlieren, um den ambitionierten Zeitplan einzuhalten, so Zinke weiter. „Der frühere Betriebsstart ist ein klares Signal: Der ländliche Raum bleibt nicht auf der Strecke.“

Dass die Reaktivierung durchaus wichtig ist, bestätigt grundsätzlich auch die Stadt Soltau. Dort überwiegen allerdings die Sorgen vor allem bezüglich des zusätzlichen Verkehrs, der mit der Wiederinbetriebnahme verbunden sein wird, und der Auswirkung auf die Schrankenschließzeiten, insbesondere an der Walsroder Straße. Noch in keinem Projekt sei eine Lösung dafür mit eingepreist, verweist Erster Stadtrat Karsten Lemke nicht nur auf die Reaktivierung, sondern auch den für Mitte der 2030er-Jahre geplanten Ausbau der Amerikalinie und die Zunahme des Güterverkehrs.

Investition sprengt jede Kosten-Nutzen-Rechnung

Sobald eine Untertunnelung auf Höhe der Straße Am Bahnhof in eines der Projekte eingepreist wird, sprengt diese Investition vermutlich jede Kosten-Nutzen-Rechnung. Schon jetzt sind die langen Schließzeiten in dem Bereich ein Ärgernis für die Autofahrer. Kommt ein Stau auf der A7 mit dem Umleitungsverkehr dazu, ist das Chaos in Soltau perfekt. Dann stehen die Fahrzeuge auf beiden Seiten der Schienen in einer langen Schlange – in der Innenstadt meist bis zur Rathauskreuzung, in der Folge mit weiteren Behinderungen.

Mit dem Einstundentakt bei einer Reaktivierung kämen um die elf Schrankenschließungen hinzu, bei einem Ausbau der Amerikalinie sollen 70 Züge dort rollen. Zudem sind längere Güterzüge geplant, statt 50 Waggons sollen sie 70 ziehen, die zudem am Bahnhof rangieren. „Da saufen wir einfach ab“, fasst Lemke die Aussicht drastisch zusammen. Dabei sei man mit der Landesstraße und der Kreisstraße, also der Walsroder und der Visselhöveder Straße betroffen, als Stadt aber bei einer Lösung über die Straße Am Bahnhof als einzige Straßeneigentümerin konkret beteiligt. Dabei würde insgesamt der Verkehr flüssiger ablaufen, mit einer Untertunnelung und entlang der Schiene könnte mit der Verlegung ein Lärmschutz durchgehend gebaut und damit besser sichergestellt werden.

Dennoch verweist die Bahn beispielhaft auf das Verkehrsaufkommen in Verden. Dort sei bei einer Zugbewegung von 250 eine Untertunnelung gerechtfertigt. Aber davon sei Soltau noch weit entfernt. Dieser Rechnung kann Lemke nichts abgewinnen. Jedes Verkehrsunternehmen, so hat er festgestellt, rechne nur mit seinen eigenen Zugbewegungen. Und so zählt er noch einmal die einzelnen Planungen auf und verweist auch auf das Vorhaben, die Strecke Richtung Celle zu reaktivieren, und auf das Unternehmen Schnellecke, das künftig mit längeren Güterzügen plane. Die Schrankenschließzeiten, die aktuell angeführt würden, seien in der Theorie die richtigen, in der Praxis aber wenig realistisch.

Für Zinke ist wichtig, dass der frühere Betriebsstart der Heidestrecke sicherstelle, dass keine Verzögerungen das Projekt ins Stocken bringe und die Region zeitnah von den Vorteilen dieser Verkehrsverbindung profitieren könne. Dabei müssten die bisher offenen Fragen nach einem weiteren Haltepunkt im Heidekreis sowie die problematische Situation an den Bahnübergängen in Soltau schnellstmöglich geklärt werden. „Mobilität ist der Schlüssel zu mehr Lebensqualität und wirtschaftlicher Stärke. Mit der Reaktivierung schaffen wir eine neue Verbindung zwischen Stadt und Land und bringen die Menschen in der Region näher zusammen“, so Zinke abschließend.