Schonender als es scheint

Nicht nur im Winter, wie auf diesem Archivbild, dürfen Heideflächen abgebrannt werden, sondern bereits mit dem Ende der Heideblüte, und somit diesem Jahr früher als gewöhnlich. Foto: VNP

Kontrollierte Feuer zur Pflege der Kulturlandschaft sind nach dem Ende der Heideblüte erlaubt. Maßnahmen müssen durch die Naturschutzbehörde jeweils genehmigt werden.

Die Heide brennt. Der Verein Naturschutzpark (VNP) hat bereits jetzt damit begonnen, zwischen Niederhaverbeck und Schneverdingen Heideflächen abzubrennen. Das rief Irritationen bei mehreren BZ-Lesern hervor und die Frage auf, ob Tierarten, die auf der roten Liste stehen, durch diese Art der Heidepflege bedroht werden. Dirk Mertens, Fachbereichsleiter für Offenlandpflege und Naturschutz, gibt auf Nachfrage Entwarnung.

Er erhalte Fragen wie diese jedes Jahr aufs Neue, wenn der VNP mit der Pflegemaßnahme beginnt. Doch anders als viele annehmen, sei der Heidebrand sogar eine besonders schonende Methode, sagt Mertens.

Rechtlich ist es dem VNP ab Anfang September bis 15. März, wenn die Brutzeit beginnt, erlaubt, Heideflächen kontrolliert abzubrennen. „Wir dürfen generell nicht einfach brennen“, sagt Mertens. Da die Maßnahme im Naturschutzgebiet stattfinde, müsse jeder Heidebrand erst einmal von der Naturschutzbehörde genehmigt werden. Außerdem würden, bevor auch nur eine Flamme brennt, Stellen wie Polizei, Feuerleitzentrale und anliegende Grundeigentümer informiert. Kontrolliert bedeute auf kleinen Flächen von meist 15 mal 30 Metern und diese werden entsprechend vorbereitet, sodass auch wirklich nur der Bereich brenne, der brennen soll. Große Wasserwagen begleiten das Feuer, das mit dem richtigen Wind sehr schnell über die Fläche zieht.

Während die Heide blüht, werden aber überhaupt keine Maßnahmen durchgeführt. Erst wenn die Heide verblüht ist und somit auch das Futter für Insekten schwindet, holen die Mitarbeiter des VNP Stickstoff und Moose aus der Kulturlandschaft, die das Jahr über in die Heide eingetragen werden. Beim Heidebrand wird hauptsächlich Stickstoff herausgeholt, die anderen Nährelemente bleiben durch die Asche im Boden.

Die Tierwelt sei an das Feuer evolutionär am besten angepasst, im Vergleich zu künstlicheren Maßnahmen wie dem Fräsen oder der Mahd, erklärt Mertens. Der Rauch lasse die Insekten flüchten, nach oben, in den Boden oder an die Ränder. Zugleich profitierten sie langfristig, wenn die Heide im nächsten Frühjahr wieder zurückkommt und gute Bedingungen zum Wachsen und Blühen vorfindet. Übrigens ist Feuer neben der Beweidung die natürlichste Ursache für die Entstehung und den Erhalt von Heideflächen.

In den Vorjahren begann der VNP meist im Oktober mit dem Heidebrand, weil dann am ehesten gute Bedingungen dafür sind: Gleichmäßiger Wind Richtung Westen und die Vegetation trockener als zur Blütezeit, aber auch nicht zu trocken, sodass die Gefahr von Funkenflug vermieden werden kann. Diese fand der VNP in der vergangenen Woche vor. Es gebe zwei Zeitfenster, in denen der VNP diese vorfinde: Im September/Oktober und Februar/März.

Methoden der Heidepflege

Nur eine ständige Pflege der Heideflächen kann die Kulturlandschaft erhalten. Ohne Pflegemaßnahmen würde sie verbuschen und in kurzer Zeit wieder Waldflächen entstehen. Nährstoffeinträge aus der Luft führen dazu, dass sich Gräser ausbreiten können. Bei der Pflege geht es deshalb auch darum, dem Boden Nährstoffe, insbesondere Stickstoff, zu entziehen. Die bekannteste Art der Heidepflege ist die Beweidung mit Heidschnucken. Beim Plaggen wird maschinell die gesamte Vegetationsschicht und die Rohhumusauflage abgetragen, um stark vergraste Heideflächen wieder zu Heide zu machen. Beim maschinellen Schoppern mit Spezialmaschinen wird die gesamte Vegetationsschicht und der größte Teil der Rohhumusauflage abgetragen. Die Heidemahd, das Abmähen der Heidepflanzen bis auf ungefähr drei Zentimeter, erfolgt nur auf grasarmen Heideflächen. Erst seit 2014 ist Entmoosen im Einsatz, dabei wird Moos und Rohhumus entnommen. Die Wurzelstöcke der Heidepflanzen verbleiben im Boden.

Susanne Schmidt