Karls Erlebnis-Dorf plant Standort am Gauß'schen Bogen

Nachdem am Donnerstagabend der Bispinger Rat der Ansiedlung zugestimmt hatte, stellt Robert Dahl, Geschäftsführer und Gründer von Karls Erlebnis-Dorf (links, mit Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis), am Freitagmorgen das Konzept und den Zeitplan im Detail vor. Foto: sus

Karls Erlebnis-Dorf kommt als neue touristische Attraktion nach Bispingen und wird die Fläche zwischen Abenteuerland und Snowdome in touristischen Gewerbegebiet Gauß'schen Bogen schließen. Diese Nachricht überraschte in Rat am Donnerstagabend so manches Ratsmitglied, denn die Vorlage war mit „Ansiedlung eines größeren touristischen Projekts“ eher vage formuliert.

Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis enthüllte in der öffentlichen Ratssitzung, um wen beziehungsweise was es sich dabei im Detail handelt. Ohne ausschweifende Diskussion stimmte der Rat am gleichen Abend noch einstimmig der Ansiedlung von Karls Erlebnis-Dorf zu. Nach dem geplanten Standort in Loxstedt wird Bispingen der zweite in Niedersachsen sein.

Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Harburg (WLH) hatte das Projekt erstmals im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung im Juni vorgestellt. Anschließend sei alles ganz schnell gegangen – deutlich schneller als bei den anderen Erlebnisdörfern, berichtet Robert Dahl, Geschäftsführer und Gründer von Karls Erlebnis-Dorf, in der gestrigen Pressekonferenz. „Mit dem Standort in Bispingen haben wir schon lange geliebäugelt und sind sehr glücklich, dass es jetzt geklappt hat.“

Die Ansiedlung wird auch vom Landkreis unterstützt. Raumordnerische und betriebsbedingte Schwierigkeiten sehen weder Kreis noch Gemeinde. Nun steht die weitere Planungsphase an, ab Frühjahr 2026 sollen die Bagger rollen, die Eröffnung soll ein Jahr später folgen. Mittelfristig könnten bis zu 250 neue Arbeitsplätze entstehen.

1921 von Dahls Großvater in der Nähe von Rostock noch als landwirtschaftlicher Betrieb gegründet, spezialisiert auf Erdbeeren, betreibt das Unternehmen heute sechs Erlebnis-Dörfer in ebenso vielen Bundesländern. Drei weitere werden bereits geplant, zu denen kommt Bispingen nun als viertes hinzu. Das Konzept aus etlichen Schaumanufakturen und Erlebnisgastronomie sowie In- und Outdoorspielplätze und Fahrgeschäfte machen die besondere Mischung der Dörfer aus, wobei der Eintritt zum Erlebnis-Dorf selbst gratis ist. Auf 40 000 Quadratmetern sind in Bispingen bewährte Attraktionen geplant wie die Erdbeeren-Raupenbahn und die Maisscheune, aber auch solche mit Alleinstellungsmerkmal. Doch Näheres dazu verrät Dahl zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Vier Attraktionen sollen neuem Standort Alleinstellungsmerkmal geben

Bispingen. „Wir wollen hier keine Erdbeeren anbauen“, stellt Geschäftsführer Robert Dahl klar. Trotzdem werden im Erlebnis-Dorf die roten Beeren im Mittelpunkt stehen. „Karls Erlebnis-Dorf wird das touristische Angebot in Bispingen enorm bereichern. Wir sind überzeugt, dass dieses Projekt langfristig positive Impulse für die gesamte Region setzen wird“, sagt Bürgermeister Dr. Jens Bülthuis.

„Mit der Brille des Wirtschaftsförderers gesprochen wird die Ansiedlung der Tourismuswirtschaft der Region und der Gemeinde sehr guttun“, sagte René Meyer von der WLH im Rat. Das Erlebnis-Dorf sei eine ideale Ergänzung zu vorhandenen touristischen Betrieben und könne dafür sorgen, dass die Aufenthaltszeit der Gäste sich verlängere. Auch die Ratsmitglieder, wie Christian Cohrs, sehen eine riesige Bereicherung. Es mache Spaß, so ein Dorf zu besuchen, berichtete er. Vor einigen Jahren habe eben jener Ratsherr bei der Diskussion um die Weiterentwicklung des Gewerbegebietes sogar den Wunsch geäußert: „Karls Erdbeerhof, das wäre was“, erinnert sich Dieter Renk. Damals sei schonmal ein ähnliches Konzept diskutiert worden, berichtet Bülthius einen Tag später. Die Idee war, einen Manufakturenmarkt im Gewerbegebiet zu entwickeln. Daraus war aber nichts geworden.

Ratssitzung und Pressekonferenz fanden Ende dieser Woche an dem Ort statt, an dem das heutige Gewerbegebiet einst seinen Anfang nahm: im Ralf-Schuhmacher-Kartcenter. Das Gewerbegebiet in Richtung Norden zu erweitern, habe die Gemeinde schon seit einigen Jahren vor. Es gebe bereits einen genehmigten Flächennutzungsplan. Ein Betrieb aus Bispingen hatte überlegt, sich dort anzusiedeln, hatte sich mit der Entscheidung aber Zeit gelassen und bleibt nun doch im Kernort. So geht Bülthius davon aus, dass der noch offene Planungsprozess zügig abgeschlossen werden könne. Unter anderem muss der Flächennutzungsplan noch vollständig zu einem Sondergebiet werden.

„Unzählige Male sind wir an dem Standort in Bispingen vorbeigefahren“, berichtet Dahl. „Die Lüneburger Heide mit Bispingen und den bereits bestehenden touristischen Ansiedlungen ist für uns wie geschaffen.“ Von dem zweiten niedersächsischen Standort in Loxstedt, Nähe Bremerhaven, liege Bispingen soweit weg, um für Urlauber der Lüneburger Heide interessant zu sein oder für Menschen aus Hamburg. „Von daher war diese Lange an der Autobahn und die touristische Entwicklung hier in der Region für uns so verlockend.“

„Wir haben bei uns im Team Standorte untersucht und uns dabei auch für Bispingen die Kennzahlen angeschaut.“ Im Mai suchte Dahl dann das Gespräch mit Bülthuis. Anfang September wurde das Vorhaben beim Landkreis vorgestellt. In der ersten Bauphase investiere Karls Erlebnis-Dorf zwischen 25 und 30 Millionen Euro in den Standort. Das Grundstück lasse es auch zu, in Zukunft dort weitere Attraktionen hinzuzufügen.

Im Indoorbereich gibt es bei den bisherigen Erlebnis-Dörfern mittlerweile Fahrgeschäfte, die an den jeweiligen Standort individuell thematisch angepasst werden. „Nicht unbedingt an die Region“, aber ganz ausschließen möchte Dahl das dann doch nicht. „Wir müssen mal überlegen, was da so auf der Hand liegt.“ Für die beiden zukünftigen Indoorfahrgeschäfte in Bispingen ist das bisher noch offen. Auch im Außenbereich wird es zwei Attraktionen geben, die es an keinem weiteren Standort gibt. Übernachtungsmöglichkeiten sind nicht geplant.

Susanne Schmidt