Es wird gespuckt, gepöbelt und auch geschlagen

Bei Blaulichteinsätzen sehen sich auch im Heidekreis Polizisten immer wieder verbaler und auch körperlichen Attacken ausgesetzt.

Der Ton in der Gesellschaft wird rauer. Das bekommen auch die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst zu spüren: „Es wird gespuckt, es wird gepöbelt“, beschreibt der Lüneburger Polizeipräsident Thomas Ring die Auswirkungen bei der Vorstellung des zweiten Sicherheitsberichts für die Polizeidirektion Lüneburg und Polizeiinspektion (PI) Heidekreis an der Seite von Landrat Jens Grote und dem Leiter der Polizeiinspektion Heidekreis, Jens Heuchert.

Und nicht immer bleibe es bei verbalen Attacken: 251 tätliche Angriffe mit verletzten Polizeibeamtinnen und -beamten weist die Statistik der Heidekreis-PI aus, 1626 Polizisten waren insgesamt im vergangenen Jahr betroffen. Die Täter: größtenteils alkoholisierte deutsche Männer – „keine Migranten“, betont Ring. Er appelliert an alle Betroffenen, Einsatzkräfte wie Ehrenamtliche, jede Tat grundsätzlich anzuzeigen, um diese Entwicklung zu stoppen.

Die Vorstellung des aktuellen Sicherheitsberichts in Bad Fallingbostel geschieht zu einem Zeitpunkt, an dem das allgemeine Sicherheitsgefühl landauf, landab gestört ist, insbesondere nach der Messerattacke in Solingen: „Das hat uns als Polizeifamilie stark erschüttert.“ Dabei, macht Ring beim Blick auf Zahlen und Daten klar, ist die Sicherheitslage gerade im Heidekreis so gut wie seit 40 Jahren nicht mehr. Der Vergleich von Fallzahlen und Aufklärungsquote über einen längeren Zeitraum mache deutlich, dass sich die Menschen hier auf ihre Polizei verlassen könnten, so Ring: „Das Vertrauen der Menschen, der Bevölkerung ist wichtig.“

11489 Straftaten habe es im vergangenen Jahr im Heidekreis gegeben, 66,9 Prozent der Fälle konnten aufgeklärt werden. Damit weist die PI Heidekreis die zweithöchste Aufklärungsquote innerhalb der Polizeidirektion Lüneburg auf und liegt über dem Landesdurchschnitt mit einer Aufklärungsquote von 62,5 Prozent. Erstmals nach Corona seien Eigentumsdelikte wieder leicht steigend, Zuwächse gebe es auch bei der Cyberkriminalität. Bei Messerattacken hingegen seien keine auffälligen Veränderungen festzustellen, allenfalls eine leicht steigende Tendenz. „Aber noch nicht besorgniserregend“, versichert der Polizeichef. Da schaue man aufgrund der jüngsten Meldungen selbstverständlich noch genauer hin.

Alarmierende Entwicklung bei Kinder- und Jugendpornografie

Sorge bereitet den Ermittlern der Bereich Kinder- und Jugendpornografie. Das in der PD Lüneburg zu sichtende Datenvolumen lag 2023 bei 4,705 Petabyte, eine Verdoppelung gegenüber 2020. Ein Petabyte sind eine Million Gigabyte – eine ungeheure Menge an Daten, deren Sichtung nur mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) möglich sei. Weitere Themen bei der Vorstellung des Sicherheitsberichts seien unter anderem Unfallschwerpunkte, mögliche Folgen der Cannabis-Legalisierung – da sieht die Polizei ein erhebliches Gefahrenpotenzial – und das „Räderwerk“-Netzwerk gegen Clankriminalität. Dieses sei ein „Heidekreis-Erfolgsmodell“, das niedersachsen- und auch bundesweit Anerkennung und Nachahmer findet, wie PI-Leiter Heuchert erfreut feststellt.

Acht Landkreise, sechs Inspektionen

Das Gebiet der Polizeidirektion (PD) Lüneburg mit einer Fläche von 12040 Quadratkilometern erstreckt sich über acht Landkreise in Nordostniedersachsen, darunter der Landkreis Heidekreis, mit sechs Polizeiinspektionen. Die Lüneburger PD ist zuständig für 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner. 2973 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon rund 350 in der PI Heidekreis mit ihren zwölf Dienststellen, sind bei der Polizei beschäftigt, darunter 2503 Vollzugsbeamtinnen und -beamte. Mehr Personal ist laut PI-Leiter Jens Heuchert nicht zu erwarten, aber Dienststellen würden nicht geschlossen.