Vermilion startet Bohrung auf Wisselshorst Z 1a

Von Meinholz nach Kroge verpflanzt: Seit dem vergangenen Wochenende ist der 53 Meter hohe Bohrturm auf der Anlage „Wisselshorst Z 1a“ im Einsatz.

Nach jahrelangen Diskussionen und Protesten von Gegnern der Gasförderung wird auf dem Bohrplatz Wisselshorst bei Kroge von Vermilion Energy nun wirklich gebohrt. Seit dem vergangenen Wochenende treibt ein weithin sichtbarer Bohrturm im Rund-um-die-Uhr-Betrieb das Gestänge in 27 Meter-Schritten, mit jeweils drei zusammengeschraubten Stahlrohren à neun Meter, weiter in die Tiefe. Etwas später als geplant. Denn die Verlegung der 53 Meter hohen Anlage vom Bohrplatz Osterheide Z2 bei Meinholz, wo er bei einer anderen Erkundungsbohrung im Einsatz war, hatte sich verzögert (BZ vom 3. August).

25 bis 30 Personen sind derzeit auf „Wisselshorst Z 1a“ im Einsatz, überwiegend Spezialisten beauftragter Dienstleistungsunternehmen, erklärt Robert Merkelbach bei einer Führung. Merkelbach ist zuständig für die Unternehmenskommunikation und das Genehmigungsverfahren.

Gasvorkommen in etwa 5000 Meter erschließen

Etwa vier Monate werde es dauern bis das Ziel, die „Havel-Sandsteingruppe“, in etwa 5000 Meter Tiefe erreicht ist. Dass in dieser Bodenformation Gas zu finden ist, weiß man seit einer Exploration, die Exxon-Mobil vor 30 Jahren durchführte. Damals erwies sich das Fließvermögen des Gases jedoch als nicht ausreichend. Exxon-Mobil stellte daraufhin seine Aktivitäten ein. 2016 übernahm Vermilion Energy den rund 6000 Quadratmeter großen Bohrplatz unmittelbar neben der K 164 nach Bad Fallingbostel. Jetzt will der kanadische Konzern das fünf Kilometer unter der Oberfläche gelagerte Gasfeld mit einem abgewandelten Verfahren, einer Ablenkungsbohrung, erschließen. Gebohrt wird nicht mehr senkrecht bis nach unten. Die vorhandene Leitung wird nur bis 1500 Meter genutzt, dann macht die Bohrung einen leichten Schwenk in östliche Richtung. Der weitere alte Leitungsstrang wurde mit Beton verfüllt. Wenn die „Havel“-Formation erreicht werde, sei das noch keine Garantie für einen Erfolg, betont Merkelbach: „Nur etwa jede fünfte Explorationsbohrung wird fündig.“ Gleichwohl ist man bei Vermilion zuversichtlich, auf ein ergiebiges Gasfeld zu treffen und sich der Aufwand im hohen zweistelligen Millionenbereich rentieren kann. Zunächst muss dann getestet werden, ob das Gas wirklich in ausreichender Geschwindigkeit und Qualität fließt. Wenn ja, wird es vor Ort aufbereitet und über eine zweieinhalb Kilometer lange Zuleitung ins öffentliche Netz eingespeist.

Förderung frühestens ab Mitte des kommenden Jahres

Die Erdgasförderung selbst werde frühestens ab dem zweiten oder dritten Quartal 2025 anlaufen, so Merkelbach. Statt des markanten Bohrturms, der bereits für eine nachfolgende Bohrung verplant ist, wird dann nur eine Obertageanlage mit mehreren Containern auf dem Bohrplatz zu sehen sein, ergänzt Vermilion-Sprecher Björn Wechsel. Inklusive einer Notfallfackel, um das Gas bei Problemen gesichert abbrennen zu können.

"Bohrklein" wird in ehemaligem Bergwerk deponiert

Das während der Bohrphase auf dem Platz Wisselhorst Z 1a anfallende Gestein und Material, das sogenannte „Bohrklein“, wird nach Angaben von Robert Merkelbach in ein ehemaliges Bergwerk bei Staßfurt gebracht. Der Vermilion-Mitarbeiter geht von 10 bis 15 Lkw-Ladungen pro Tag nach Sachsen-Anhalt aus. Die Spülung zum Heraufbefördern des Bohr-kleins und zur Bohrer-Kühlung erfolgt in einem Kreislaufsystem. Über einen Zeitraum von 15 und mehr Jahren möchte Vermilion den fossilen Brennstoff bei Kroge fördern. Ob das auch gelingt, so Merkelbach, „entscheidet der Markt