Ein Ausbildungsjahr mit Chancen und Tücken
Der 1. August taucht in vielen Bewerbungsunterlagen auf, in den Lebensläufen, Spalte Ausbildungsbeginn. Auch in manchen Urkunden, die Jahrzehnte später feierlich ein Betriebsjubiläum verkünden. Der Eintritt ins Berufsleben fällt oft in den Hochsommer, setzt einen Schlusspunkt hinter die letzten Ferien. Künftig werden sie Urlaub heißen und sich anders anfühlen. Auch für viele junge Menschen im Heidekreis beginnt mit dem heutigen Donnerstag ein neuer Lebensabschnitt.
„Doch auch in den kommenden Wochen und Monaten werden noch Ausbildungsverträge geschlossen“, betont die Arbeitsagentur Celle, zu deren Zuständigkeitsgebiet der Heidekreis gehört. Für eine abschließende Bilanz des lokalen Ausbildungsjahres 2024 sei es zu früh, wer im ersten Durchgang leer ausgegangen ist, habe in vielen Branchen weiter gute Chancen auf eine zeitnah startende Ausbildung. Als Strategie empfiehlt die Bundesbehörde eine gewisse Flexibilität. „Oftmals halten junge Berufsstarterinnen und Berufsstarter am vermeintlichen Traumberuf fest, könnten aber in anderen, ähnlichen Berufen aussichtsreiche Bewerbungen starten.“ Über den Tellerrand zu schauen lohne sich auch bezüglich der Region. „Der Ausbildungsmarkt endet nicht an Landkreisgrenzen“, erklärt die Arbeitsagentur unter Verweis auf den neu eingeführten Mobilitätszuschuss, der Azubis im Falle des Umzugs an einen weiter entfernten Ausbildungsort für monatlich zwei Familienheimfahrten zusteht. Übrigens unabhängig davon, ob diese wirklich angetreten werden.
Mit staatlichen Förderinstrumenten und Initiativen der Privatwirtschaft soll der Fundus ausbildungsfähiger junger Menschen möglichst umfassend ausgeschöpft werden. Die Besetzung freier Ausbildungsstellen fällt Unternehmen und Verwaltungen zunehmend schwerer, der demografische Wandel der Gesellschaft mit immer mehr alten und weniger jungen Menschen schreitet voran. Auch Zahlen aus dem Heidekreis bilden den Trend ab. Seit Oktober wendeten sich 645 Ausbildungsplatzsuchende an die örtlichen Arbeitsagenturen, knapp zehn Prozent weniger als im Vorjahr. Ihnen standen 687 gemeldete Ausbildungsstellen gegenüber, von denen aktuell noch 273 unbesetzt sind. Zugleich verzeichnen die Arbeitsagenturen in der Region mehr als 230 unterversorgte Bewerber.
Für Berufseinsteiger und Nachwuchskräfte suchende Unternehmen gibt es also noch Spielräume in diesem Jahr, doch sie werden enger. Manche Arbeitgeber im Heidekreis konnten ihre Ausbildungsplätze komplett mit geeigneten Bewerbern besetzen, nicht überall klaffen Lücken. „Im kaufmännischen Bereich ist die Lage sehr gut“, berichtet zum Beispiel Ann Kathrin von Hülse, die beim Soltauer Unternehmen G. A. Röders den Bereich Ausbildung und Nachhaltigkeit betreut.
Polizei schlägt Adidas
Die Meinungsforscher vom Trendence Institut befragen jedes Jahr bundesweit abschlussnahe Schülerinnen und Schüler zu ihren Erwartungen und Vorstellungen bezüglich des Berufseinstiegs. Unter anderem fragen sie die Jugendlichen nach ihrem Traumberuf. Seit vielen Jahren und auch 2024 uneinholbar vorne: die Polizei. Sie wird von beiden Geschlechtern am häufigsten als beliebtester Arbeitgeber genannt, gefolgt von Adidas, BMW, Porsche und der Bundeswehr. ari