„Sechs Wochen Trockenheit, dann brennt’s wie Zunder“

Nach der Enthüllung: Feuerwehr-Präsident Olaf Kapke (von links), Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens, Landrat Jens Grote und Forstministerin Miriam Staudte präsentieren das neue Schild mit Hinweisen zum Brandschutz.

Für die Gefahr von Waldbränden sensibilisieren und dabei zu helfen, den Wald vor Feuer zu schützen – dieses Ziel verfolgen das Niedersächsischen Forstministerium und der Landesfeuerwehrverbandes seit Langem und wollen das weiter vertiefen. Dazu unterzeichneten Forstministerin Miriam Staudte (Grüne) und Olaf Kapke, der Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, vor der Kulisse des Schneverdinger Heidegartens am gestrigen Freitag die Verlängerung einer entsprechenden Vereinbarung. Zudem stellten sie ein neues Hinweisschild vor, das an ausgewählten Brennpunkten vor Waldbrandgefahren warnen und auf die landesspezifische Regelung hinweisen soll. Gemeinsam enthüllten die Ministerin, Feuerwehrpräsident Kapke, Schneverdingens Bürgermeisterin Meike Moog-Steffens und Heidekreis-Landrat Jens Grote die erste von zunächst 600 Tafeln, die im Grunde Selbstverständliches fordern: Sie weisen auf das ausdrückliche Verbot hin, vom 1. März bis 31. Oktober und bei trockener Witterung zu rauchen oder Feuer zu entzünden.

„Mehr denn je ist es wichtig, unseren Wald vor Bränden zu schützen. Er ist ein Multitalent – Ort der Biodiversität, Klimaschützer, CO2-Speicher, und natürlich auch Naherholungsort,“ so die Ministerin. Durch die Auswirkungen der Klimaveränderungen werde das Gefahrenpotential für Waldbrände weiter ansteigen. Da müsse man am Ball bleiben und über die Gefahren von unachtsamen Verhalten hinweisen. Denn oft sei Fahrlässigkeit Ursache von Bränden in der Natur – eine Aussage, die der Landrat mit Zahlen für den Heidekreis belegte: „Im Jahr 2023 mussten im Heidekreis trotz vieler Regenfälle 27 Vegetationsbrände gelöscht werden.“ Meistens seien diese durch Menschenhand ausgelöst worden – hier insbesondere die typische Zigarette oder Lagerfeuer. Landwirtschaftliche Maschinen oder Blitzeinschlag waren die Ausnahme.

Die Gefährdungssituation wird durch den Deutschen Wetterdienst (DWD) nach internationalem Standard in fünf Waldbrandgefährdungsstufen von 1 (sehr gering) bis 5 (sehr hoch) dargestellt. Da habe sich die Situation durch die jüngsten Niederschläge zwar entspannt. Doch das sei nur eine Momentaufnahme, weiß Grote. Man stehe noch am Anfang des Sommers und am Beginn der Tourismussaison. Da ist Achtsamkeit von allen gefordert. „Jetzt sechs Wochen Trockenheit und dann brennt’s wie Zunder. Dann ist auch die schöne Heidefläche hier bedroht“, sagte Grote mit Blick auf den Ort der Vertragsunterzeichnung. Damit dieses Szenario nicht eintritt und die Besucher, Einheimische und Gäste sich dort angemessen im Sinne des Brandschutzes verhalten, stehe das Premierenschild an der richtigen Stelle.

Staudte würdigt Engagement der Feuerwehr

Meike Moog-Steffens kam gleich mit der richtigen „Betriebstemperatur“ beim Termin an, bei dem es um den Brandschutz insbesondere in Wäldern und auf Heideflächen gehen sollte. Auf ihrem Weg vom Parkplatz zum Schafstall am Heidegarten habe sie einen Spaziergänger gesehen, der allen Warnungen und Verboten zum Trotz mit einer Zigarette in diesem sensiblen Bereich unterwegs war, berichtete sie kopfschüttelnd. Dieses Verhalten wertete die Schneverdinger Bürgermeisterin als Beleg, dass Aufklärung und Bewusstseinsbildung Not tun und die Hinweisschilder, die anschließend von der Niedersächsischen Forstministerin Miriam Staudte (Grüne) und Landesfeuerwehr-Präsident Olaf Kapke vorgestellt werden sollten, notwendig sind.

Kernpunkt des Termins unter freiem Himmel war jedoch die Verlängerung und Erweiterung der Vereinbarung zum Brandschutz zwischen Land und Landesfeuerwehrverband.

„Mit dem Landesfeuerwehrverband haben wir einen starken Partner an unserer Seite. Daher freue ich mich, dass wir unsere Vereinbarung verlängern und die gemeinsamen Präventionsmaßnahmen ausbauen können“, so Staudte, die sich bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in den Freiwilligen Feuerwehren bedankte, die Jahr für Jahr durch ihr ambitioniertes und schnelles Eingreifen dafür sorgten, dass die Waldbrandsaison möglichst glimpflich überstanden wird.

Feuerwehr-Präsident Kapke seinerseits zeigte sich hocherfreut, „dass diese hervorragende Zusammenarbeit heute offiziell fortgeführt und weiterhin auf Augenhöhe von beiden Seiten ins Land getragen wird.“ Diese Waldbrandpräventionskampagne solle den niedersächsischen Waldbesuchenden die länderspezifischen gesetzlichen Grundlagen aufzeigen und zur Vorsicht ermahnen.

Inhalt der Vereinbarung, die 2022 unterzeichnet und nun verlängert wurde, ist eine Aufklärungskampagne rund um das Thema „Waldbrand“. Ein Bestandteil der Kampagne sind Schilder, die auf die Waldbrandgefahr aufmerksam machen und Hinweise für richtiges Verhalten im Wald geben. Auf einen Blick sehen die Besucherinnen und Besucher, wie sie sich richtig in waldbrandgefährdeten Bezirken verhalten, und können über einen QR-Code weitere landesspezifische Informationen zur Waldbrandverhütung und zum Verhalten bei Waldbränden abrufen.

Minibuch für Kita und Grundschulen geplant

Landkreise und kreisfreie Städte erhalten die Schilder entsprechend ihrer Forststrukturen, mit der Bitte, sie in Absprache mit den Waldbesitzenden an ausgewählten Brennpunkten aufzustellen. Auch Infoflyer in deutscher und englischer Sprache sowie die Verbreitung der Informationen über Symposien, Tagungen, Foren und Kongresse sind Bestandteil der Vereinbarung, die das von Staudte geführte Land- und Forstwirtschaftsministerium im ersten Jahr mit 50000 Euro gefördert hat und nun bis Mai 2025 mit weiteren 25000 Euro unterstützt. Geplant ist unter anderem ein Infopaket für rund 500 Feuerwehrführungskräfte sowie die Veröffentlichung eines Minibuches für Kindergarten und Grundschulkinder.

Ergänzend dazu machte die Ministerin darauf aufmerksam, dass die 50 sogenannten Skid-Units, die das Land für 250000 Euro beschafft hat, den niedersächsischen Gebietskörperschaften in dieser Woche überlassen wurden. Die Löschanlagen wurden extra für den schnellen Löschangriff konzipiert und können nahezu auf nahezu allen Pickups, UTV-Fahrzeugen oder Anhängern montiert werden. Mit dieser Ausrüstung können Einsatztrupps Vegetationsbrände im unwegsamen Gelände schon in einem frühen Stadium löschen. In dieser Woche wurden Vertreterinnen und Vertreter der übernehmenden unteren Katastrophenschutzbehörden, der Feuerwehren sowie der Forsten am Standort Scheuen des Landesamts für Brand- und Katastrophenschutz durch Experten des „Waldbrandteams – Verein für Wald- und Flächenbrandbekämpfung“ theoretisch und praktisch darin unterwiesen.

Reinhard Vorwerk